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Königin der Blätter. Bei ihrem ersten Besuch in West-Berlin 1965 pflanzte Elisabeth II. im Englischen Garten eine Eiche (vom Laub verdeckt der Regierende Bürgermeister Willy Brandt, Prinz Philip - rechts der Mitte - und Bundeskanzler Ludwig Erhard - ganz rechts.

© Ullstein Bild

Konzertsommer im Englischen Garten: Selbst die Queen pflanzte eine Eiche

Der Englische Garten im nordwestlichen Bereich des Tiergartens wird 60 Jahre alt. Zur Eröffnung kam sogar der britische Außenminister Sir Anthony Eden. Gefeiert wird das Jubiläum mit einem Konzertsommer.

Das kleine Mädchen am Nachbartisch spricht tatsächlich Englisch. „Tea please“, lispelt es und zupft an seinem rosa Röckchen herum. „Do you have small cups?“, fragt der Vater die Kellnerin. „Haben Sie auch kleine Tassen?“ Seit letztem Jahr steht das Teehaus im Englischen Garten unter neuer Bewirtschaftung, seitdem ist es eine beliebte Zieladresse nicht nur für junge Familien. Ledersessel gruppieren sich im besten Landhaus-Stil um einen gemauerten Kamin. Gleich nebenan stapeln sich Holzscheite bis fast zur Decke. „Feiern Sie mit uns das 60-jährige Jubiläum des Englischen Gartens“, steht auf einer Schiefertafel an der Wand des reetgedeckten Hauses.

Draußen hat man von schwarzen Holzbänken aus eine schöne Aussicht auf Buchsbaumkugeln und kegelförmige Eiben. Kleine Springbrunnen plätschern auf dem manikürten Rasen, Fackeln warten längs der weißen Kieswege darauf, die Nacht erhellen zu können.

Die Bänke werden im Laufe des Frühlings ihren Blütenstaub verlieren und wieder blank gesessen werden. Ein Rand aus lilaweißen Stiefmütterchen ziert das geometrisch angelegte Ensemble. Als der Englische Garten am 29. Mai 1952 mit Pflanzenspenden aus Großbritannien eröffnet wurde, hatte Queen Elizabeth II. gerade erst den Thron bestiegen. Wie sie feiert der Englische Garten in diesem Jahr also Diamantenes Jubiläum.

Heute ist der Park eine blühende Oase, mit Teehaus und sorgfältig manikürtem Rasen.
Heute ist der Park eine blühende Oase, mit Teehaus und sorgfältig manikürtem Rasen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Sieben Jahre nach Kriegsende war die Erinnerung an die Zeit noch wach, da man vor allem in den Tiergarten ging, um Feuerholz zu holen. Der britische Stadtkommandant General Geoffrey Bourne hatte im Frühjahr 1951 die Idee gehabt, mit einem Park an die britisch-deutsche Zusammenarbeit während der Blockade zu erinnern, an die Zeit also, als aus Feinden Beschützer wurden.

Auf dem Gelände des ehemaligen Bellevueparks, im nordwestlichen Bereich des Tiergartens, gab es genug Platz und sogar noch ein paar intakte Bäume. Gleich mehrere englische Städte und selbst das Königshaus spendeten Pflanzen. King George VI. schickte kurz vor seinem Tod noch 76 Bäume und Ziersträucher. Und als Elizabeth II. 1965 zu ihrem umjubelten ersten Besuch nach West-Berlin kam, nahm sie sogar höchstselbst einen Spaten zur Hand und pflanzte eine Eiche. Der Polizeischutz für den königlichen Baum nützte auf Dauer leider nichts. Souvenirjäger ramponierten ihn, aber letztlich konnte er gerettet werden.

Heute ist der Park eine blühende Oase, mit Teehaus und sorgfältig manikürtem Rasen.
Heute ist der Park eine blühende Oase, mit Teehaus und sorgfältig manikürtem Rasen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Am Eröffnungstag selbst, dem 29. Mai 1952, wurden eine deutsche Lärche sowie drei von der Queen gespendete Kamelien gepflanzt. Die sollten sich 30 Jahre lang halten. Zur Eröffnungszeremonie kamen auch der damalige Regierende Bürgermeister Ernst Reuter und der britische Außenminister Sir Anthony Eden, was dazu führte, dass der Park im Volksmund, also wohl vor allem von Touristenführern, zunächst auch „Garten Eden“ genannt wurde.

Längst gibt es genug hohe Bäume in diesem ruhigen Teil des Tiergartens. Stille Spaziergänger und einzelne Paare lassen sich manchmal auf den Bänken nieder. Man braucht hier nicht mal unbedingt ein Buch, so schön ist es, die Blicke schweifen zu lassen über den von hohem Schilf umgebenen Teich, über Wiesen und Sträucher. Gleich drei Monate, vom 30. Juni bis zum 30. September soll in diesem Jahr das Jubiläum mit dem Konzertsommer gefeiert werden. Am 25. Mai erscheint das Programm. Wenn erst die sommerliche Musik durch den Park weht, werden auch auf den umliegenden Wiesen wieder viele Berliner einer urbritischen Beschäftigung nachgehen und die Picknickkörbe auspacken.

Heute ist der Park eine blühende Oase, mit Teehaus und sorgfältig manikürtem Rasen.
Heute ist der Park eine blühende Oase, mit Teehaus und sorgfältig manikürtem Rasen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Im Teehaus selber gibt es seit dem Betreiberwechsel im letzten Jahr inzwischen neben Tee und Kuchen auch viele verschiedene Sorten belegter Brote und ein umfassendes Weinangebot für laue Sommerabende. Einst stand hier die Villa von Gustav Gründgens. Jetzt erholen sich in dieser grünen Kulisse auch gern mal Familien aus Prenzlauer Berg von ihrem steinernen Umfeld. Und für die in der Stadt lebenden Engländer ist der Park ja ohnehin ein „Home away from Home“.

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