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Berlin: Kripo schnappt die Kneipenräuber

Der 22. Raubzug war der letzte: Vier Männer türkischer Herkunft wurden am Sonntagmorgen vor einem neuen Überfall von einer Spezialeinheit festgenommen

Zum ihrem 23. Raub kamen sie nicht mehr. Nach wochenlangen Ermittlungen hat die Kripo die Kneipenräuberbande zerschlagen, die monatelang Gaststätten in Berlin überfallen hatte. Vier Männer wurden am Sonntag früh gegen 1.45 Uhr durch ein mobiles Einsatzkommando (MEK) festgenommen. Weitere Bandenmitglieder sollten am Sonntagabend festgenommen werden. „Es sieht gut aus“, sagte ein leitender Ermittler im Landeskriminalamt dem Tagesspiegel. „Wir haben die Richtigen erwischt“ – und das kurz vor einer neuen Tat. Das MEK hatte die Bande, die bei fast allen Überfällen mit großer Brutalität vorgegangen war, in der Nacht zum Sonntag seit 23 Uhr observiert – zwischen 23 und 24 Uhr waren fast alle Taten verübt worden. Der Zugriff auf das Auto, in dem die türkischstämmigen Täter saßen, erfolgte am Heilmannring Ecke Halemweg in Charlottenburg-Nord. Einem der Täter gelang im Handgemenge die Flucht, aber auch er konnte kurze Zeit später an der Ecke Siemensdamm/Letterhausweg von der Spezialeinheit gestellt werden. Die Räuber wollten in dieser Nacht nach längerer Pause wieder zuschlagen. Mit offiziellen Stellungnahmen hielt sich die Polizei am Sonntag aus Ermittlungstaktik zurück. „Wir wollen noch ein oder zwei weitere Täter festnehmen“, hieß es. „Wir sind mittendrin in den Vernehmungen.“ Heute Mittag will die Polizei die Öffentlichkeit informieren.

Die Raubserie der Bande war beispiellos: Immer überfielen die Täter zu viert kleine Eckkneipen – schwarz maskiert und in Minutenschnelle. Sie sprachen nur wenig. Doch obwohl sie mit Pistole, Schlagstock und Reizgas bewaffnet waren, trauten sie sich nicht in den Ostteil der Stadt. Die Serie hatte am 5. Oktober am Reichweindamm in Charlottenburg begonnen – die Kneipe liegt nur wenige hundert Meter vom Ort der Festnahme entfernt. Verletzte gab es fast immer. Wenn ein Wirt die Kasse nicht sofort öffnete oder ein Gast sein Portemonnaie nicht herausrückte, schlugen die Männer erbarmungslos zu. Bis zum 20. Dezember gab es alle paar Tage einen Überfall, dann war zehn Tage Ruhe. Bei ihrem letzten Coup am 30. Dezember in Spandau erbeuteten sie erstmals mehrere tausend Euro statt der bis dahin üblichen einigen hundert. Wieso die Männer im Januar nicht mehr auf Raubzug gingen, konnte die Polizei nicht sagen. Möglicherweise hatten sie gemerkt, dass man ihnen auf den Fersen war. Ein Überfall am 4. Januar auf eine Kreuzberger Studentenkneipe geht nach Angaben eines Ermittlers auf das Konto von Nachahmern.

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