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Diepgen und Wowi

© ddp

Landesorden: Der Ehre wert

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat Landesorden an elf verdiente Berliner verliehen – vom Amtsvorgänger bis zum Tierpfleger.

Manche Ehrungen kommen zu spät. Ja, vor ein paar Monaten noch, da hätte Thomas Dörflein zu der Feier, bei der ihm der Verdienstorden des Landes Berlin umgehängt werden sollte, bestimmt auch seinen Pflegesohn Knut, den kleinen Eisbären, mitbringen können. Aber der Orden wird nun mal immer am 1. Oktober, dem Verfassungstag des Landes Berlin, verliehen, und leider ist Knut für solche Späße zu alt und vielleicht schon ein bisschen gemeingefährlich. Jedenfalls hätte sein nun eher zum Halbstarkenhaften tendierendes Wesen garantiert nicht zur überwiegend getragenen Stimmung der Feier zur Ordensverleihung gepasst, die gestern Nachmittag im Großen Saal des Roten Rathauses stattfand.

Ein erhebender Ort, dafür sorgt schon Anton von Werners ebenso riesiges wie staatstragendes Gemälde „Der Berliner Kongress von 1878“ an der Wand, mit Bismarck als dominierender Figur. Und die Damen und Herren, die gegen 15.30 Uhr den Saal zu füllen begannen, hatten ihre Garderobe auch ganz auf einen Termin voller Würde, Ehre und Dankbarkeit abgestimmt, ging es doch darum, Frauen und Männer auszuzeichnen, „die sich in besonderer Weise um Berlin verdient gemacht haben“. So formulierte es der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in seinen einleitenden Worten.

Wowereit: Diepgen ist ein "leidenschaftlicher Berliner"

Elf Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche, Kultur, Sport, dem Gesundheitswesen, der Polizei und eben auch der Zoologie wurden diesmal ausgezeichnet, und hätte nicht eine Krankheit die Schauspielerin Katharina Thalbach kurzfristig niedergeworfen, so wäre die Ehrenrunde komplett gewesen. So bekommt sie eben erst nach Genesung ihren Orden – ein gezacktes weißes Kreuz mit rotem Rand, in der Mitte der gülden umkränzte und gekrönte Bär, um den Hals zu tragen am rot-weiß-roten Bande.

An sich waren es exemplarische Ehrungen, stellvertretend auch für all die Kollegen, Mitarbeiter oder Familienangehörigen, die den Preisträgern erst ihre verdienstvolle Arbeit ermöglicht hatten. Klaus Wowereit wies darauf hin, und sein Amtsvorgänger Eberhard Diepgen, der früher schon manchen Landesorden überreicht hatte und nun selber einen bekam, griff diesen Gedanken in seiner Danksagung später auf. „Nicht nur ein echter, sondern ein leidenschaftlichter Berliner“, so hatte Wowereit ihn in der Laudatio gepriesen, dazu als einen, in dessen zweiter, schwierigeren Amtsperiode entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft Berlins erfolgt seien. 16 Jahre Regierender Bürgermeister – keiner seiner Amtsvorgänger habe so lange das Vertrauen der Berliner genossen.

Diepgen, Döpfner, Dörflein

D wie Diepgen – das kommt im Alphabet weit vorn, und da man dies als Ordnungsprinzip für die Reihenfolge gewählt hatte, war dem ehemaligen Regierenden nur die Ex-Senatorin und -Ministerin Christine Bergmann zuvorgekommen, die, wie Wowereit anmerkte, ihr erstes politisches Amt im Saal der Ordensverleihung wahrgenommen hatte, als dieser noch Plenarsaal der Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung war. Dem ABC folgend, erhielt sodann Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, den Orden, gefolgt von Knuts Pfleger Thomas Dörflein, Pfarrer Manfred Fischer von der Versöhnungsgemeinde, für Wowereit der „spiritus rector der Gedenkstätte Berliner Mauer“. Ihm folgten die Kriminalhauptkommissarin Gina Graichen, deren Kommissariat für die Aufklärung der Misshandlung von Schutzbefohlenen, der Gewalt gegen Kinder zuständig ist, der langjährige Leiter des Grips-Kinder- und Jugendtheaters Volker Ludwig, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Berliner AOK Rolf Dieter Müller, die Schwimmstar Britta Steffen und der Mediziner und Präsident der Akademie der Wissenschaften Günter Stock.

Stellvertretend für alle Preisträger ergriff dann Diepgen das Wort, ging in seiner fast staatsmännisch anmutenden Rede weit über eine bloße Danksagung hinaus, sprach von Gerechtigkeit und Freiheit, von der Vielfalt als Berlins größtem Trumpf – und bedankte sich nebenbei noch bei seiner Frau: Eigentlich hätte sie den Orden verdient.

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