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Berlin: Lange nicht gesehen

Bei der Goldenen Kamera feierte Liselotte Pulver ihre Rückkehr ins Rampenlicht bis spät in die Nacht

Mit kostbaren bunten Blumengestecken und verspielten Installationen aus winzigen Lichtern war die Ullsteinhalle nach der Verleihung der Goldenen Kamera zur Party diesmal besonders elegant geschmückt. Sie sollte den Garten Eden darstellen, das Paradies, in dem jeder im Licht und niemand im Abseits steht. Man sollte denken, dass Letzteres den Trägern klingender Namen sowieso nicht passiert. Aber auch die Größten müssen Durststrecken überwinden, und diese goldene Nacht ist perfekt geeignet für die Rückkehr ins Rampenlicht. Die meisten Großen aus dem deutschen Film- und Fernsehgeschäft sind sowieso dabei, dazu kamen diesmal internationale Stars wie Nicolas Cage, Pierce Brosnan, Katie Melua, Sir Simon Rattle.

Es ist das vielleicht größte Verdienst dieses Preises, dass er neben der Zensurenvergabe an die Stars immer wieder auch die nicht mehr ganz so präsenten Ikonen neu in Szene setzt. „Ich merk heute Abend schon, wie sehr das meine Welt ist,“ sagt die mit 77 Jahren immer noch umwerfend charmante Liselotte Pulver. Schon fast halb zwei Uhr nachts ist es, ihr gegenüber sitzt Horst Janson, der ihr als Überraschungsgast die Goldene Kamera für das Lebenswerk überreicht hat. Er hätte auch gern die Laudatio gehalten, gesteht er mit liebevollem Lächeln. Aber dafür war schon Christiane Paul eingeteilt. So ein Abend wie dieser ist gut geeignet, ein Lebenswerk ein bisschen weiterzuspinnen. Gerade erst hat sie zwei Anfragen bekommen, die ernsthaft in Erwägung gezogen werden wollen.

Pierce Brosnan, der mit seinem makellosen britischen Auftreten glänzte, hatte sich schon kurz vor Mitternacht verabschiedet. Da dirigierte Moderator Thomas Gottschalk noch wie ein Zeremonienmeister das Geschehen an den offen einsehbaren VIP-Tafeln. Star-Bariton Thomas Quasthoff hatte sich lieber in eine stille Ecke zurückgezogen, dabei kam von dem Laudator auf Sir Simon Rattle, der für seine integrativen Jugendprojekte geehrt worden war, ein wichtiger Wink mit dem Zaunpfahl. Es wäre kein schlechter Gedanke, mehr klassische Stars bei solchen Glamour-Zeremonien auszuzeichnen. Schon um Interesse zu schüren. Dahingegen könnte man an teils etwas weinselig präsentierten Jubiläumsauszeichnungen gut sparen.

Sängerin Katie Melua verfolgte mit neugierigen Augen das Partygeschehen von ihrem Tisch aus. Klaus Wowereit dachte laut darüber nach, ob man die Musik von Rosenstolz wirklich „Pop“ nennen kann und lobte den Kabarettisten Mathias Richling sehr für seine Stoiber-Parodie. Bis in den frühen Morgen schmausten die Stars Amuse Bouches von Drei-Sterne-Koch Dieter Müller, Loup de Mer auf violetter Senfsauce zum Beispiel und gebrannte Mascarponecrème. In den ersten Morgenstunden tanzten die Gäste ausgelassen zur Musik von DJ Julian Smith auf dem geschickt ausgeleuchteten Dancefloor.

Während die After-Show-Party den Stempel von Isa von Hardenberg trug, zeichnete als oberste Produzentin der Hörzu-Veranstaltung noch einmal, wie seit vielen Jahren, Beate Wedekind verantwortlich, die allerdings vor einiger Zeit ihren Abschied angekündigt hat. Die psychologisch begabte Publizistin weiß genau, wer gerade zu Unrecht etwas außerhalb der Kameraaugen steht und mal wieder Lust auf einen großen Auftritt hätte. Auch deshalb zieht die Goldene Kamera so bemerkenswert viele Film-Heroen an. Unter anderem kamen in den letzten Jahren Dustin Hoffman und Jerry Lewis nach Berlin.

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