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Elegant. Die verglaste Spreebrücke verbindet das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Regierungsviertel.

© TSB/Buckstegen

Langes Wochenende: Jedermann liebt den Brückentag

Aber in diesem Jahr gibt es ihn nur am heutigen Freitag. Die einzige Urlaubsbrücke 2010 ist offenbar vielen entsprechend viel wert. Tausende Berliner, die vom Brückentag profitieren, kehren ihrer Stadt den Rücken - kurzzeitig.

Berlin - Keine Chance. So sehr man auch tüftelt, der strategische Blick in den Terminkalender zeigt nur einen einzigen Brückentag in diesem für Arbeitnehmer so unfreundlichen Jahr – und das ist der heutige Freitag. Wer hier einen Urlaubstag investiert oder Überstunden abbummelt, kann vier freie Tage rausholen und am Stück genießen.

Was die Freude allerdings verdüstert, sind Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie. Diese Tage der Eisheiligen – von Himmelfahrt bis Sonnabend – fallen ausgerechnet mit dem Brückentag zusammen. Und machen ihrem Namen mit ungemütlichem Wetter alle Ehre. Bei der Berlin Tourismus GmbH ist man dennoch optimistisch: „Es wird ein Top-Weekend“, sagt Sprecher Christian Tänzler. Jede Menge Touristen seien dank des Brückentages nach Berlin gekommen.

Und die Berliner? Die einzige Urlaubsbrücke 2010 ist offenbar vielen entsprechend viel wert. Bei der Bayer Schering Pharma AG in Wedding hat ein gutes Drittel der Mitarbeiter heute frei genommen. „Wir sind da großzügig“, heißt es in der Firmenzentrale. Auch andere Unternehmen verhalten sich ähnlich, besonders in Bereichen ohne Kundenkontakt wie im Marketing oder in der Buchhaltung.

Wer im Service arbeitet, hat schlechtere Karten. Diese Prämissen gelten auch in den Bezirks- und Senatsverwaltungen. Im Bürgeramt Lichtenberg beispielsweise „sind alle Mann an Deck“, wie Leiterin Claudia Schütz versichert. Sie erwartet am Freitag sogar einen „größeren Ansturm“. Erfahrungsgemäß würden etliche, die frei haben, den Brückentag für Erledigungen nutzen.

Das sieht man in Berlins Einkaufszentren, in Restaurants und Hotels ähnlich, der Brückentag wird auch dort eher als „besonders intensiver Arbeitstag“ angesehen. „Wir verstärken am Freitag und Samstag sogar die Schar der Verkäufer“, sagt der Chef der „Galeria Kaufhof“ am Alexanderplatz, Detlef Steffens. Beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) erwartet man ebenfalls „mehr Berliner, die sich gastronomisch mal verwöhnen lassen wollen sowie mehr Berlin-Reisende“.

Die strömen auch wegen des DFB-Pokalfinales im Olympiastadion und der derzeitigen Kunstereignisse wie der Frida- Kahlo-Retrospektive im Martin-Gropius-Bau in die Stadt. Hinzu kommen große Feste und Veranstaltungen wie die Kunst- und Designtage mit Verkaufs- und Infoständen am Potsdamer Platz von Freitag bis Sonntag. Oder das Treptower Hafenfest. Dort wird bis einschließlich Sonntag gefeiert. Am Samstagabend wird der Höhepunkt erwartet: das Feuerwerk „Treptow in Flammen“ ab 22 Uhr.

Tausende Berliner, die vom Brückentag profitieren, kehren ihrer Stadt allerdings auch den Rücken. Das Last-Minute-Geschäft der Reiseagenturen nahm seit Mitte vergangener Woche „schlagartig zu“, sagt Janin Mohr vom „L’Tur-Shop“ am Ku’damm. Besonders begehrt waren Städte-Kurztrips. Die meisten Schnäppchen seien inzwischen vergeben. Über einen „Ansturm der Berliner“ freut sich auch die Touristik-Branche an der Ostseeküste. „Das ist traditionell an jedem Brückentag so“, wissen die Gästeberater in Born auf Fischland. Der Tourismusverband auf Usedom sieht gar eine „Berlin-Kolonie“, die sich bis Sonntag zwischen Meer und Bodden zusammenfinde.

Und kurz vor dem diesjährigen Brückentag startet die Bahn AG auch wieder ihren Usedom-Express. Die Direktverbindung ab Berlin Hauptbahnhof führt über Zinnowitz, Heringsdorf und Ahlbeck bis Swinoujscie. Erstmals rollte der Express am Mittwoch. Kurzentschlossene können am Freitag ab 15.52 Uhr den zweiten Direktzug nehmen. Am Samstag und Sonntag geht es zurück. Wettermäßig sieht es allerdings schlecht aus. „Ganz ehrlich gesagt, es gibt keinen Lichtblick“, heißt es beim Wetterdienst „Bluesky“.

2009 war für Planspiele mit Brückentagen ein wesentlich günstigeres Jahr. Insgesamt drei goldene Freizeitbrücken zu Kurzurlauben konnte man schlagen. Schon der Neujahrstag, dann der 1. Mai und Himmelfahrt fielen jeweils auf einen Freitag. 2010 war der Tag der Arbeit ein Sonnabend, kein Pardon kennt der Kalender auch am Tag der Einheit, dem 3. Oktober, der sonntags gefeiert wird. Auch der Reformationstag am 31. Oktober, der nur in Brandenburg und nicht in Berlin ein offizieller Feiertag ist, fällt auf einen Sonntag. Und am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag geht es dann genauso ungünstig weiter: Beide füllen genau ein Wochenende.

2011 sieht es kaum besser aus. Nur an Christi Himmelfahrt bekommt man auch im nächsten Jahr wieder ein langes Wochenende mit nur einem eingesetzten Urlaubstag geschenkt. Bleibt die Hoffnung auf 2012.

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