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Berlin: Laute Rapper ganz leise

Regisseur Sven Halfar hat einen Film über afrodeutsche Musiker gedreht. Morgen stellt er ihn vor

Der Frankfurter Rapper D-Flame ist nicht unbedingt als Mann der leisen Worte bekannt. Auf der Bühne oder in seinen Musikvideos gibt er sich gerne stark, schlagfertig und selbstbewusst, so zuletzt auch während seines Auftritts beim Bundesvision Song Contest am vergangenen Freitag in Berlin. In der von Regisseur Sven Halfar gedrehten Dokumentation zeigt sich der Hesse nun von einer bislang unbekannten Seite: als empfindsamer, nachdenklicher Künstler, der in seinem Leben einiges durchgemacht hat.

„Yes I Am!“ heißt Halfars Film, in dem neben D-Flame auch die Musiker Adé Bantu, Mamadee und Xavier Naidoo zu Wort kommen. Morgen Abend stellt der Regisseur seine Arbeit im Kino Central am Hackeschen Markt vor. Drei Jahre lang hat er dafür afrodeutsche Künstler begleitet. Um einen Einblick in ihr Leben zu geben, sie von den Schwierigkeiten erzählen zu lassen, mit denen sie aufgrund ihrer Hautfarbe konfrontiert sind. Entstanden ist ein sensibler Film.

Dabei war insbesondere D-Flame, Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners, anfangs skeptisch. „Ich war mir nicht sicher, ob ein blonder und blauäugiger Filmemacher das richtig hinbekommt, denn ich hatte das Gefühl, dass unsere Problematik nicht gesehen wird“, sagt D-Flame, der laut Pass Daniel Kretschmer heißt. Im Nachhinein habe es sich aber doch als gut erwiesen, dass ein Außenstehender den Film mit distanziertem, nüchternem Blick gemacht hat. Als der Rapper das fertige Werk zum ersten Mal sah, sind ihm „Tränen in die Augen geschossen“. Vor Rührung, aber auch vor Wut. Weil ihm durch die Erzählungen seiner Kollegen einmal mehr bewusst wurde, dass er mit seinen Erfahrungen nicht allein ist.

Im Alltag gebe es immer wieder Situationen, in denen sich D-Flame seiner Andersartigkeit bewusst wird. Zum Beispiel, wenn er im Zug fährt und ein Sitznachbar seine Tasche demonstrativ unter den Arm klemmt aus Angst, beklaut zu werden. Oder wenn ihn die Polizei im Auto anhält und gründlicher kontrolliert als eigentlich nötig. Früher hätten ihn solche Begebenheiten wütend gemacht, erzählt er. Mittlerweile, mit 35, versucht D-Flame, gelassen zu bleiben. „Das deutsche System hat mir nie ein heimatliches Gefühl gegeben. Aber ich kann sagen, dass ich ein schwarzer Deutscher bin.“ Oder besser: „ein Frankfurter Bub“.

Als solcher drohte D-Flame auf die schiefe Bahn zu geraten. Aufgewachsen im Heim schlug er zunächst eine Kleinkriminellenkarriere ein. Diebstahl war noch eines der harmloseren Delikte. „Ich bin zum Rap gekommen, um vom Kleinkriminellentum wegzukommen“, sagt der Mann mit der tiefen Stimme rückblickend. Seit Anfang der 90er Jahre macht er nun Musik, zuerst als Teil des Rap-Duos Asiatic Warriors, später im Alleingang. 2000 veröffentlichte er sein Solodebüt „Basstard“, danach folgten „Daniel X – Eine schwarze deutsche Geschichte“, „Unaufhaltsam“ und „F.F.M“. Als Mitglied der Brothers Keepers, einem Zusammenschluss afrodeutscher Künstler, nahm er 2001 die Single „Adriano (Letzte Warnung)“ und die Platte „Lightkultur“ auf. Damit gingen der Rapper und seine Mitstreiter auf Tour durch deutsche Schulen, um sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung einzusetzen. Ein Anliegen, das D-Flame mit seinem Mitwirken an der Dokumentation nun weiterführen will.

„Yes I Am!“ wird am Donnerstag im Beisein von Adé Bantu im Central, Rosenthaler Straße 39, gezeigt. Beginn 20 Uhr, anschließend Podiumsdiskussion.

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