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Berlin: Lederjacken-Betrüger: Erstes Urteil gegen einen 54-jährigen Italiener

Hunderte von Berlinern sind in den letzten Jahren auf der Straße von Lederjacken-Verkäufern betrogen worden. Wie die Polizei weiß, waren mindestens 15 dieser Gauner unabhängig voneinander mit dem gleichen Trick unterwegs.

Hunderte von Berlinern sind in den letzten Jahren auf der Straße von Lederjacken-Verkäufern betrogen worden. Wie die Polizei weiß, waren mindestens 15 dieser Gauner unabhängig voneinander mit dem gleichen Trick unterwegs. Jetzt ist einer von ihnen, der 54-jährige Enrico F., verhältnismäßig hart bestraft worden: Wegen gewerbsmäßigen Betrugs in drei Fällen hat ihn das Amtsgericht Tiergarten zu einem Jahr Gefängnis mit Bewährung verurteilt, obwohl er nicht einschlägig vorbestraft ist. Sein Auto wurde als Tatwerkzeug eingezogen.

Die Tricks, mit denen die Betrüger Kunstlederjacken im Wert von 20 bis 25 Mark teuer an den Mann bringen, sind simpel und unterscheiden sich nur in Nuancen - wir berichteten darüber. Sie sprechen aus dem Auto heraus Passanten an, geben sich als Modemanager aus und zeigen Jacken aus angeblich echtem Leder vor, die von einer Lederwarenmesse übrig seien, von Versace oder Armani stammten und regulär über tausend Mark kosteten. Leider, so eine typische Lügengeschichte, seien sie gerade bestohlen worden, hätten nun kein Bargeld, müssten aber sofort zu ihrer kranken Frau in Italien - und würden sich deshalb zu einem Schleuderpreis von den Jacken trennen. Enrico F. hat in den jetzt verhandelten Fällen 150 bis 200 Mark erbeutet, eine eher bescheidene Verdienstspanne. Denn andere Täter haben durch diese Masche 700 Mark verdient, einer räumte sogar 1100 Mark für vier Jacken auf einen Schlag ab.

Der Angeklagte, der seit einigen Jahren in Berlin lebt, drückte sich nicht lange um ein Geständnis herum, gab sich aber keineswegs schuldbewusst: Die Käufer seien nun einmal selbst schuld, wenn sie Waren nicht auf Echtheit prüften. Die Beweisaufnahme ergab, dass er und seine Freundin überwiegend von diesen Betrügereien lebten; die Polizei hatte bei der Durchsuchung von Wohnung und Auto weitere Kunstlederjacken und Kaufbelege sichergestellt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ein als Zeuge vorgeladener Kriminalbeamter betonte, es handele sich nicht um Einzelfälle: Seit einiger Zeit seien Italiener mit diesem Trick sogar wieder gehäuft unterwegs, vor allem in der westlichen City, aber auch in Zehlendorf, Wannsee, Grunewald und Steglitz.

Am Rande des Prozesses wurde deutlich, dass auch ein verwandtes Delikt mehr und mehr um sich greift: Es geht um betrügerische Teppichverkäufer, die ihre Opfer mit sorgfältiger Planung auswählen. Sie beschaffen sich bei Manufakturen in der Türkei oder Tunesien Kopien von Kaufverträgen deutscher Touristen, die dort echte Teppiche erworben haben. Monate, sogar Jahre später folgen sie diesen Kunden nach Hause, vereinbaren Besuchstermine und bieten angebliche handgeknüpfte Seidenteppiche aus dem Iran oder der Türkei zu Phantasiepreisen bis zu 40 000 Mark an - in Wirklichkeit handelt es sich um billige "Plastik-Perser" aus Belgien oder China, die nur einen winzigen Bruchteil des geforderten Preises wert sind. Typische Opfer sind wohlhabende ältere Leute, Handwerker, Ärzte, Geschäftsleute, sogar Rechtsanwälte.

Der Prozess gegen Enrico F. hat nun immerhin klargestellt, dass diese raffinierte Art der Betrügerei tatsächlich strafrechtlich geahndet werden kann, wenn auch das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Die Polizei hofft, dass dies Geschädigten Mut gibt, sich zu melden. Ihr Rat: Man solle sich das Aussehen von Händlern gut merken, Autokennzeichen notieren und den nächsten Abschnitt informieren - im Idealfall auch vorher, falls sich ein "fliegender Händler" zum Besuch ansagt.

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