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Berlin: Letzte Zuflucht für die Abgewiesenen

Wer obdachlos wird, fällt tief. Keine Arbeit, keine Wohnung und häufig auch keine Freunde mehr.

Wer obdachlos wird, fällt tief. Keine Arbeit, keine Wohnung und häufig auch keine Freunde mehr. Hinzu kommt der Alkohol, bei manchen noch andere Drogen. Doch es gibt einige dieser tief Gefallenen, die werden sogar von Mitarbeitern sozialer Einrichtungen nicht mehr aufgenommen.

Eva Wolf, Krankenschwester im Obdachlosen-Wohnprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Heilig-Kreuz-Passion, kann das bezeugen: In einer kalten Winternacht fand die Polizei einen Obdachlosen im Schöneberger Park. Bis zum Bauchnabel zugekotet lag er im Schnee, die Beine waren - wie sich später herausstellte - erfroren. "Alle möglichen Notunterkünfte klapperten die Beamten ab, doch niemand wollte den kranken, stinkenden Mann aufnehmen." Erst als sie im Obdachlosen-Wohnprojekt, Nostitzstraße 6-7, fragten, war Hilfe da. "Wir haben den Mann mühselig entkleidet und gesäubert und dann bemerkt, dass seine Beine erfroren waren", erzählt Eva Wolf. Als sie ihn am nächsten Tag im Krankenhaus besuchte, waren beide Beine amputiert.

Vielen Obdachlosen kann jedoch gar nicht mehr geholfen werden. So sterben einige von ihnen - besonders im Winter - auf öffentlichen Toiletten, in Hausfluren, Waschsalons oder im Gebüsch. Die Mitarbeiter im Wohnprojekt nehmen sich gezielt der kranken Männer an. 34 von ihnen können dort in Ein- oder Zweibettzimmern oder betreuten Wohngemeinschaften unterkommen. "Das Leben auf der Straße macht die Menschen kaputt. Ihre Körper sind oft verschlissen, sie leben verwahrlost und hängen meist an der Flasche", schildert der Heimleiter Werner Neske. "Wir beherbergen die Männer auf unbegrenzte Zeit, ohne ihnen Vorschriften zu machen, was ihren Alkoholkonsum angeht. Wir sehen das als Krankheit an, und wir sind da für diese kranken Menschen." Ein Arzt hält regelmäßig Sprechstunden im Heim und untersucht die Bewohner. Neben den Sozialarbeitern kümmern sich auch Krankenschwestern um die Männer.

Doch die Mitarbeiter mussten seit der Gründung des Heims im Februar 1998 auch erleben, "wie schlecht sterbenskranke Bewohner im Krankenhaus behandelt worden sind", sagt Neske, "sie gelten nicht als pflegeleicht, besonders nicht, wenn sie alkoholkrank sind." Deswegen möchte das Heim künftig zwei Hospiz-Zimmer einrichten. Hier können die sterbenskranken Männer in ihrer vertrauten Umgebung gepflegt werden. Bis zuletzt ist rund um die Uhr jemand vom Wohnprojekt bei ihnen.

Doch für einen Umbau fehlt das Geld. Die Wände der beiden Hospiz-Zimmer müssten schallisoliert werden, da die Kranken viel Ruhe brauchen. Zudem werden zwei Pflegebetten benötigt, eine Notklingelanlage sowie eine behindertengerechte Toilette und Dusche. Damit die Schützlinge des Projekts die letzte Zeit ihres Lebens in Würde verbringen können.

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