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Jochen Esser.

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Letzter Zwischenruf: Grünen-Politiker Jochen Esser hört auf

Der Grünen-Politiker Jochen Esser hat sich nach 17 Jahren Arbeit im Abgeordnetenhaus verabschiedet. Er war einer der profiliertesten Finanzpolitiker in Berlin.

Von Sabine Beikler

Er ist Polit-Junkie, liebt Zahlen und Zwischenrufe und will, dass nun endlich die Liebe zur Literatur über die Leidenschaft für Politik siegt. Nach 17 Jahren Arbeit im Abgeordnetenhaus verabschiedet sich mit dem Grünen Jochen Esser einer der profiliertesten Finanzpolitiker der Berliner Politik.

Esser wird im Mai 65 und erhält die erste Rentenzahlung im Herbst. Das sei dann schon „ein Einschnitt“, sagte er nüchtern am Dienstag bei seiner Abschieds-Pressekonferenz. Mit 15 wurde er auf einer Demo in Köln gegen Fahrpreiserhöhungen politisiert, studierte folgerichtig Politologie am damals linken Otto-Suhr-Institut in Berlin. Da seien alle revolutionäre Marxisten gewesen.

In der Realpolitik hat er viel gelernt. „Meine größte Enttäuschung war zu erkennen, dass dieser Eigensinn staatlicher Institutionen genauso schrankenlos ist wie bei privaten Unternehmen“, sagte Esser. In erschreckender Weise habe sich die Krise der Verwaltung zugespitzt. Mit einer Reform müssten ein Personalmanagement-Konzept, klare Verantwortlichkeiten und Entscheidungsstrukturen verknüpft werden. Esser war schon vor Jahren gegen jede Senkung der Investitionen. Stattdessen müsse in die Sanierung des Gebäudebestandes, einen Mobilitätsmix und die Klimaschutzpolitik investiert werden.

Weitere Verluste in der Partei

Politik ist für Esser wie Radrennen. „Alle fahren für den Chef.“ Er selbst wollte nie in die Verwaltung oder in die Fraktionsspitze wechseln. Er sei vielmehr ein „Edel-Domestik“ gewesen, ein Radrennfahrer, der den Kapitän und das Team unterstützt, einer, der „den Kessel am Dampfen“ gehalten habe.

Neben Jochen Esser verliert die 29-köpfige Grünen-Fraktion weitere sieben langjährige Parlamentarier, die nicht mehr zur Abgeordnetenhaus-Wahl antreten: Claudia Hämmerling, Thomas Birk, Jasenka Villbrandt, Heiko Thomas, Heidi Kosche, Dirk Behrendt und Michael Schäfer.

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