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Berlin: Lieber naschen als lernen: Zehntausende Kinder kamen nicht in die Schule

Leere Klassenzimmer und ausgelassene Feiern: Das Ende des Fastenmonats Ramadan prägte gestern das Leben in einigen Innenstadtbereichen. Zehntausende Schüler moslemischen Glaubens waren vom Unterricht freigestellt, um das Zuckerfest zu begehen.

Leere Klassenzimmer und ausgelassene Feiern: Das Ende des Fastenmonats Ramadan prägte gestern das Leben in einigen Innenstadtbereichen. Zehntausende Schüler moslemischen Glaubens waren vom Unterricht freigestellt, um das Zuckerfest zu begehen. Einige kamen dennoch, weil die Eltern arbeiten mussten. Oder weil sie „einfach gern in die Schule gehen“, wie etwa der achtjährige Hamar, Zweitklässler der Neuköllner Karl-Weise-Grundschule, mit überzeugendem Strahlen seinen Lehrerinnen vortrug.

An der Weise-Grundschule waren mehrere Klassen zusammengelegt worden, damit der Unterricht nicht zu öde wurde. So saßen die Klassen 1a, b und c fröhlich beisammen, um Adventsschmuck für das Treppenhaus zu basteln. Die drei Klassen bestehen, da sie reine Ausländerklassen sind, nur aus je 15 Schülern. Von diesen 45 waren immerhin 18 zum Unterricht gekommen, weil sie – als Polen oder Philippinos – entweder nicht muslimisch sind oder weil sie, wie Hamar, einfach Freude an der Schule haben.

Den Rekord mit den wenigsten Schülern stellte wohl die E.-O.-Plauen-Grundschule in Kreuzberg auf: Von 370 Schülern seien nur 13 erschienen, berichtete Schulleiterin Gerlinde Hohnhäuser. Das war aber dank einer Umfrage schon vorher klar. Deshalb waren Fachkonferenzen, Dienstbesprechungen und ein Workshop für Lehrer angesetzt worden. Für die wenigen Schüler gab es Sport, Musik und Leseübungen. Nicht ganz so leergefegt war die Kreuzberger Lenau-Grundschule: Von den 500 Kindern sei etwa die Hälfte da gewesen, hieß es am Nachmittag.

Froh über das Ende des Ramadan sind insbesondere die Sportlehrer: Da auch viele jüngere Kinder darauf beharrten, zu fasten, konnte im Sportunterricht nicht viel verlangt werden. Denn auch das Trinken ist tagsüber verboten. Einige Kinder hätten Ringe unter den Augen gehabt, weil sie nachts zum Essen geweckt worden seien, berichtet Sportlehrerin Petra Bencard von der Rixdorfer Grundschule.

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