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Berlin: Love Parade: Hauptsache, es grünt: Die Tiergartenschützer sind noch lange nicht am Ziel

Der Tag danach ist der Tag davor. Knapp 24 Stunden, nachdem das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, dass die Love Parade keine Demonstration ist, lehnt sich Hans-Heiner Steffenhagen entspannt zurück.

Der Tag danach ist der Tag davor. Knapp 24 Stunden, nachdem das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, dass die Love Parade keine Demonstration ist, lehnt sich Hans-Heiner Steffenhagen entspannt zurück. "Meine Hochachtung", sagt die Wirtin des Cafés an der Siegessäule, "das ist ganz toll, was Sie in die Wege geleitet haben." "Danke", entgegnet er, "das geht runter wie Öl." Knapp 24 Stunden, bevor die von ihm und seiner Bürgerinitiative initiierte Demonstration gegen die Love Parade auf der Straße des 17. Juni startet, ist Hans-Heiner Steffenhagen aber auch gestresst. Der Bühnenaufbau für die Abschlusskundgebung, die Absprachen mit der Polizei... "wir haben das ja noch nie gemacht."

Zum Thema Online Spezial: Love Parade TED: Hat die Love Parade noch Kultcharakter? Keine Zeit also für Muße. Neue Herausforderungen warten auf die Bürgerinitiative "Rettet den Großen Tiergarten gegen die Love Parade". Die Entscheidung der Verfassungsrichter ist infolgedessen für Steffenhagen nur ein Etappensieg. Am Ziel, sagt er, ist er erst, wenn die Love Parade nicht mehr durch den Park zieht. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Er schrieb seine Position für die rechte Wochenzeitung "Junge Freiheit" auf. "Ich wusste nicht, was das für ein Blatt ist", erklärt er, "ich hätte meine Meinung auch für das Neue Deutschland geschrieben." Wenn die Love Parade GmbH und ihre Tochter Planetcom als Veranstalter des Techno-Umzugs an den Folgekosten Pleite gehen, weil sie nicht mehr der Steuerzahler übernimmt, dann ist das für den Vorsitzenden der Bürgerinitiative auch in Ordnung. "Hauptsache es nützt dem Grün im Park."

Um Bäume und Sträucher auch in Zukunft zu retten, haben Steffenhagen und die Seinen im November 2000 einen Verein gegründet, die "Schutzgemeinschaft Großer Tiergarten e.V.". Deren Anliegen ist es nicht nur, die Love Parade aus dem Park zu vertreiben, sondern jede "schädliche Großveranstaltung" - zum Beispiel die Silvesterparty. Demonstrationen will die Schutzgemeinschaft in Kauf nehmen, "dagegen haben wir nichts." Auch gegen das Grillen im Park will Steffenhagen nicht zu Felde ziehen. "Rasenflächen erholen sich relativ schnell", weiß der passionierte Hobby-Gärtner. Noch ist die Schutzgemeinschaft ein kleiner Verein mit einer Handvoll Mitglieder, eines Tages soll daraus eine Art "Club der Freunde und Förderer" des Parks werden.

Anfangs stand die Techno-Party für Steffenhagen allein als Ursache für die Tiergartenzerstörung. Jetzt sieht er die Love Parade als Anlass für florierenden Drogenhandel, und als Nötigung durch Lärmbelastung. Bis zu 96 Dezibel sind gemessen worden. Ein Anwohner klagt mit Unterstützung der Schutzgemeinschaft dagegen und Steffenhagen fordert, die Love Parade müsse dort stattfinden, wo niemand belästigt wird.

Heute wird nun demonstriert. Am Tag, an dem eigentlich die Love Parade stattfinden sollte. Die Bürgerinitiative war schneller als die Techno-Jünger und trug so dazu bei, dass die Gerichte klärten, ob die Love Parade eine Demonstration ist. Wie viele Teilnehmer kommen, kann Hans-Heiner Steffenhagen nicht abschätzen. "Anfangs haben wir gesagt, 20 000 bis 25 000 Leute", sagt er, "so viele werden es wahrscheinlich nicht." Das glaubt auch die Polizei. Sie will die Straße des 17. Juni und den Großen Stern nicht dauerhaft sperren.

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