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Berlin: Lufthansa: Ärger über den "Luxusstreik"

Selten war der Himmel über Berlin-Tegel so ruhig wie gestern: 23 Lufthansa-Flüge wurden bis 12 Uhr mittags wegen des Pilotenstreiks gestrichen, später weitere 4. Doch das befürchtete Chaos blieb völlig aus, denn die Fluggäste hatten sich weitgehend auf die Lage eingestellt, waren auf die Bahn ausgewichen oder fügten sich geduldig in ihr Schicksal.

Selten war der Himmel über Berlin-Tegel so ruhig wie gestern: 23 Lufthansa-Flüge wurden bis 12 Uhr mittags wegen des Pilotenstreiks gestrichen, später weitere 4. Doch das befürchtete Chaos blieb völlig aus, denn die Fluggäste hatten sich weitgehend auf die Lage eingestellt, waren auf die Bahn ausgewichen oder fügten sich geduldig in ihr Schicksal.

Der Flughafen Tegel sah am Vormittag aus wie an einem normalen, eher ruhigen Werktag. Charterflüge standen kaum auf dem Programm, und so konzentrierte sich der Andrang auf die Ticket-Schalter der Lufthansa, wo die Mitarbeiter versuchten, den Fluggästen Alternativen anzubieten, was jedoch manchmal Stunden dauerte, oft auch gar nicht funktionierte. Viele Passagiere waren verärgert, weil man ihnen am frühen Morgen telefonisch noch funktionierende Verbindungen versprochen hatte. Schnell ausgebucht waren die parallelen innerdeutschen Flüge der British Airways, etwa nach Stuttgart, die planmäßig stattfanden.

Einige Kamerateams hatte ihre Geräte vor der großen Anzeigentafel in der Haupthalle aufgebaut, die freilich wenig zu bieten hatte: "Gestr." und "cancel" waren die Worte des Tages, und sie standen hinter praktisch jedem Lufthansa-Flug des Vormittags, zumindest innerhalb von Deutschland; auch ein Flug nach Moskau fiel ersatzlos weg. Gegen 10 Uhr waren für die Fluggäste nur zwei Hoffnungsschimmer zu erkennen: Beim Frankfurt-Flug, planmäßig für 11 Uhr vorgesehen, lief das Einchecken, ebenso für den Washington-Flug 11 Uhr 15. Zwei weitere Frankfurt-Flüge vor zwölf wurden zumindest angekündigt. Doch die Leute der zuständigen Gesellschaft "Globe Ground" bemühten sich, allzu große Hoffnungen zu dämpfen. "Kommen Sie mal um halb elf wieder vorbei", hörten die Frankfurt-Aspiranten; am Washington-Schalter waren die Auskünfte etwas präziser. "Zweieinhalb Stunden Verspätung", sagte eine Mitarbeiterin wieder und wieder, "mir wurde gesagt, dass alle Anschlussflüge in Amerika ab 17 Uhr erreicht werden können." Später sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber, man habe nach Frankfurt in der Tat vor zwölf Uhr noch zwei zusätzliche Flüge organisiert, um wenigstens die Verbindungen zu Interkontinentalflügen halten zu können.

Der Streik sei ein großer Erfolg gewesen, hieß es bei der Pilotenvereinigung "Cockpit" - das war sicher unzutreffend, misst man es an der Meinung der düpierten Passagiere. Denn dort war man sich einig in der Ablehnung dieses "Luxusstreiks", wie es einer formulierte, "der Service wird immer schlechter, aber die Herren Piloten wollen ihre Nase vergolden". Ein amerikanischer Passagier, der um seinen Anschluss nach Philadelphia bangte, machte dafür gleich ganz Berlin verantwortlich: "I love this city, and we had a very great time", sagte er, "but now I could lose all this" - dieser Streik könnte seine Liebe zunichte machen. Möglicherweise hat die Lufthansa dies gerade noch verhindert: Nach zwölf normalisierte sich die Lage in Tegel allmählich.

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