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Das Elektro-Pop Duo Glasperlenspiel veröffentlichte ihr erstes Album "Tag X" bei Universal.

© Ben Wolf/ promo

Glasperlenspiel Interview: „Lüg mir nicht das Gelbe vom Himmel runter!“

Schnelle Beats, Leichtigkeit und gute Laune: Das Elektropop-Duo Glasperlenspiel singt auf ihrem Album "Tag X" vom Kind-sein und über Beziehungen. Unsere Jugendblog-Reporterin hat Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg getroffen.

Es ist 12 Uhr. Seid ihr schon lange wach?

Daniel: Man denkt immer, Künstler könnten so lange ausschlafen wie sie wollen. Bei uns stimmt das nicht. Manchmal haben wir ab 4:30 Uhr „Calltime“, müssen also erreichbar sein. Frühstücksfernsehen ist bei mir ganz beliebt.  (lacht)

Carolin: Ich bin ein Morgenmuffel. Ich brauche erstmal meinen Kaffee, bevor ich mit Menschen spreche. Aber jetzt, um die Mittagszeit, blühe ich langsam auf.

 

Wie lange kennt ihr euch?

Daniel: Elf? Zehneinhalb Jahre?

Carolin: Ja, zehn Jahre ungefähr. Seit ich zwölf bin.

Wie kam´s?

Carolin: Daniel hatte eine Band. Ich habe mich bei denen beworben, weil ich auch so coole Musik machen wollte wie die. Beim Casting habe ich „Beautiful“ von Christina Aguilera gesungen.

Daniel: Sie hat sogar eine CD mit einer professionellen Aufnahme in unseren Briefkasten geschmissen. Als ich die gehört habe dachte ich: Das ist die Rettung unserer Band.

Was habt ihr denn damals für Musik gemacht?

Daniel: Erstmal die großen Nummern gecovert, die wir selber toll fanden. Christina Aguilera zum Beispiel oder Xavier Naidoo …

Carolin: …Silbermond, Juli waren damals total in.

Daniel: Mit 15, 16 haben wir angefangen, erste Songs zu schreiben. Also versucht. (lachen)

Wie seid ihr auf den Namen Glasperlenspiel gekommen?

Daniel: Wir haben ein Instrument gebaut, ein elektronisches Glockenspiel. Ich habe das so programmiert, dass man eine Tonart einstellt und dann jeder Ton immer passt. Dafür haben wir einen Namen gesucht und sind auf das Buch von Hermann Hesse gestoßen: „Das Glasperlenspiel“. Ich habe damals Informatik studiert und für mich war das Buch superinspirierend, weil’s technisch und philosophisch war. Mit dem Glasperlenspiel ist alles möglich.

Ihr kommt nicht aus Berlin?

Daniel: Nein.

Carolin: Ursprünglich vom Bodensee.

Tipps zum Durchhalten: "Die Dinge mit Leichtigkeit nehmen. Mal Quatsch machen. Das macht glücklich", sagt Carolin Niemczyk von Glasperlenspiel.

© Ben Wolf/ promo

Das ist bestimmt ein bisschen idyllischer.

Carolin: Genau.

Daniel: Bisschen dörflicher. (lachen)

Carolin: Ab und zu sind wir auch noch da, wir haben da viele Freunde und die Familie – gerade im Sommer ist das toll.

War es eine große Umstellung nach Berlin zu ziehen?

Daniel: Die Stadt ist toll, inspirationstechnisch und musikalisch bietet sie eine Menge.

Was denn?

Daniel: Die ruppigen Leute hier!

Carolin: Ich sehe so viele Menschen und spinne mir ihre Geschichten zusammen, was die vielleicht erlebt haben. Oder die Plakate, die Leuchtwerbung und die verschmierten Wände. Das ist auch Inspiration. Wenn man ein Wort sieht oder einen Satz oder Spruch.

Was war das erste Konzert, das ihr besucht habt?

Carolin: Nena hat gespielt. Ich bin mit meiner Mama und einer Freundin da hin. Nena wollte mich auf die Bühne holen, aber ich wollte auf keinen Fall da rauf! Ich hatte so Schiss. Dann war meine Freundin oben und ich war neidisch.

Und das erste eigene Konzert?

Daniel: Da waren wir noch superjung. Wenn man das erste Mal auf der Bühne steht denkt man: Oh mein Gott, was mache ich da jetzt!?

Carolin: Warum mache ich das!? (lacht)

Ist auch schon mal ein Konzert voll in die Hose gegangen?

Carolin: Als wir frisch bei Universal waren haben wir haben ein Konzert gegeben, um uns vorzustellen.

Daniel: Es ist alles kaputt gegangen! Mein Keyboard, der Sampler…

Carolin: …der Ablauf hat nicht funktioniert. Die haben nur gedacht: Oh Gott, was sollen wir denn mit der Band.“ Es war die Vollkatastrophe, die erzählen immer noch davon.

Daniel: Irgendwie war’s dann aber auch schon wieder witzig.

Erzählt mal eine witzige Geschichte von dem jeweils Anderen.

Carolin: Daniel vertauscht Sprichwörter. Zum Beispiel: (gespielt wütende Stimme) „Ja, das ist jetzt aber nicht das Blaue vom Ei!“ Oder: „Lüg mir jetzt hier nicht das Gelbe vom Himmel runter!“.
Daniel: Wenn man versucht konzentriert zu arbeiten, aber Caro Hunger bekommt, dann ist es echt vorbei, dann wird sie zu Hulk. Man ist voll dabei, euphorisch, auf einmal legt Caro das Mikro hin, geht und holt sich was zu essen.

 

Seit wann wolltet ihr Musik machen?

Carolin: Das war immer so ein Traum, aber ziemlich weit weg.

Daniel: Alle sagten: „Mach was Gescheites!“

Carolin: Wenn du deinen Eltern sagst, du wirst Sängerin in einer Band und machst das auch beruflich, dann kommt erstmal so: „Äh, alles klar!“ (Tippt sich lachend an den Kopf). Mein Opa fragt immer ganz oft: „Ja ähm, gehst du jetzt eigentlich noch dann äh richtig arbeiten?“.

Gibt es eine Kindheitsgeschichte, die eure Eltern gerne erzählen?

Carolin: Meine ist richtig gemein. Ich hatte als Kind zwei, drei richtige Ausraster. Einmal hatte ich ein Kleidchen an und wollte das dann doch nicht mehr anhaben. Wir sind mit Gästen spazieren gegangen und ich bin total ausgerastet. Meine Mutter hat das gefilmt. Ich hab geheult und bin völlig durchgedreht. Das erzählt meine Mutter mega gerne.

Daniel: Als Kind war ich ein riesengroßer Michael Jackson Fan. Ich habe mir alle Videos und Filme von ihm angeguckt und dann vor dem Spiegel versucht, wie er zu tanzen. Meine Eltern haben immer schamlos mit der Kamera draufgehalten. Das darf keiner sehen. (lacht)

Ihr singt: „Wir bleiben Kids, ein Leben lang“. Seid ihr selber Kinder geblieben?

Daniel: Definitiv.

Carolin: Der Beruf bringt einen auch dazu, immer jung zu bleiben. Manchmal denke ich: „Ja, hätte ich ein bisschen mehr drüber nachdenken können…“ Aber irgendwie ist es auch schön, sich das zu behalten. Die Dinge mit Leichtigkeit nehmen. Mal Quatsch machen. Das macht glücklich.

Was gefällt euch an Kindern?

Daniel: Wenn du ein Kind fragst: „Und gefällt dir der Song?“ antwortet es: „Nee, ist blöd“, und geht. Die sind immer ehrlich.

Gibt’s irgendwelche Marotten, die ihr aus eurer Kindheit mitgenommen habt?

Daniel: Ich muss zu allem Ketchup essen, ich habe immer Ketchup dabei. Ich weiß nicht, warum. Aber ich hab manchmal einfach Bock auf ein Käsebrot mit Ketchup. Das ist einfach geil.

Carolin: Das ist so (angeekelt) wääh…Zu mir fällt mir jetzt gar nichts mehr ein …

Daniel: Du hast doch erwähnt, dass du als Kind beim Umziehen immer einen Riesenterz gemacht hast. Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor, Caro.

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Hanna Kroll, 15

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