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Berlins SPD-Chef Jan Stöß fordert schon seit längerem ein Gesamtkonzept zur Wiederbelebung von Berlins historischer Mitte.

© dpa/picture alliance

Masterplan für Berlins historische Mitte: Eine Bauausstellung für die Bürger

Mit einem „Masterplan“ zur Wiederbelebung des historischen Stadtkerns will Berlins SPD-Chef Jan Stöß die notwendigen Reparaturen im Zentrum vorantreiben. Er plant die Einberufung einer Internationalen Bauausstellung, durch die ein Gesamtkonzept erarbeitet werden soll.

Eine Internationale Bauausstellung (IBA) zur Rekonstruktion der historischen Mitte vor dem Roten Rathaus, zwischen Fernsehturm und geplantem Schlossneubau – so fordert es Berlins SPD-Chef Jan Stöß. Bereits zwei Mal fanden Bauausstellungen in Berlin statt: die Interbau 1957 und die IBA 1987. Beide widmeten sich dem Bau von Wohnungen. Und in beiden Fällen konnten führende internationale Architekten ihrer Zeit in die damals geteilte Stadt geholt werden.

„Mit der Einberufung einer IBA für die Reparatur des historischen Zentrums gäbe es einen eigenständigen Geschäftsbereich zur dringend notwendigen Koordinierung der Debatte und der Planung in Mitte“, sagt der Stadthistoriker Benedikt Göbel. Deshalb liege Stöß richtig mit seiner Forderung, denn ein „Gesamtkonzept für die historische Mitte hat noch keiner“. Dieses müsse vielmehr aus einem „Dialogprozess im Rahmen einer ernsthaften Bürgerbeteiligung“ entwickelt werden. Eine IBA sei dafür gut geeignet.

„Wir brauchen auf jeden Fall eine IBA für das historische Zentrum“, sagt die mit dem Thema Stadtrekonstruktion vertraute Architektin Petra Kahlfeldt. Es sei dringend erforderlich, dass jemand „das ganze historische Quartier denkt“, damit nicht wie bisher „bürokratisch parzellierte Einzelstücke der historischen Stadt in hektischen Aktionen“ ohne „Idee für das Ganze“ beplant und bebaut werden. Der „Stadtkern“ gehe jeden Berliner an. Aus allen Bezirken strömten die Menschen in die Stadt, um etwa Unter den Linden zu flanieren, einen Kaffee zu trinken oder ein Theater zu besuchen.

Aus diesem ganz gewöhnlichen Antrieb, dass Menschen eben gerne schnell mal „in die Stadt fahren“, leitet Kahlfeldt die dringende Notwendigkeit ab, endlich einen „Masterplan“ zur Wiederbelebung des ganzen historischen Stadtkerns zu entwickeln. „Das hat nichts mit Rückwärtsgewandtheit oder Sehnsucht nach besseren Zeiten zu tun“, sagt sie, sondern eben mit der Aneignung der Stadt durch ihre Bewohner.

Dass diese Forderung nun aufkommt, ist nicht verwunderlich und auch keine Besonderheit dieser Stadt. Bundesweit ziehen die Menschen zurück in die Zentren der Metropolen. Und in dem Maße, in dem die Bewohnerschaft der Stadtkerne zunimmt, entsteht auch eine neue kritische Stadtgesellschaft. Diese hat ein Auge für Fehlentwicklungen und will sich an Planungen beteiligen. In Frankfurt ist daraus die „Dom-Römer“-Initiative hervorgegangen. So entstanden Baupläne für die Wiederherstellung historischer Parzellen aus einer breiten öffentlichen Debatte.

SPD-Chef Stöß, der die Initiative für eine IBA im Stadtzentrum ergriff, schlägt die Einbindung einzelner Gebiete der alternativen IBA-Planung des Senats in sein neues Konzept vor. So könne die Verdichtung der Karl-Marx-Allee oder die Entwicklung des Areals an der Normannenstraße integriert werden. Kahlfeldt unterstreicht auch die Wichtigkeit, die die Entwicklung der Magistralen hat. Priorität müsse aber das Gebiet haben, „das alle Berliner interessiert“: das Zentrum.

Wohnen in zentralen Lagen – damit würde eine neue IBA an die beiden vorausgegangenen großen Bauausstellungen anknüpfen. Die vorerst letzte Schau hatte zum Beispiel Neubauten am Tiergarten hervorgebracht, ganz dicht am Zentrum der City-West. Auch am Lützowplatz, wo die Stadthäuser des Meisterarchitekten Oswald Maria Ungers gerade wieder abgerissen wurden, sowie am Lützowufer entstanden IBA-Neubauten. Viele wurden aus Mitteln des sozialen Wohnungsbaus errichtet. Mit von der Partie war die damals junge und wilde Garde der postmodernen Architekten. Allerdings entstanden Neubauten auch weiter weg von der Innenstadt: am Tegeler Hafen. Die Anlage wurde jüngst von Privatinvestoren übernommen.

Baudenkmäler ihrer Zeit brachte auch die Interbau 1957 hervor: die vom Blockrand losgelösten Zeilen und Punkthochhäuser im Tiergarten, zu denen bis heute Architekturstudenten pilgern. Neue Wohnhäuser, zu günstigen Mieten, in attraktiven Lagen eben.

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