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Berlin: Mauergedenkstätte hat mehrBesucheralsjezuvor Tägliche Andachten erinnern an Opfer der Teilung

Die Mauer zieht an. 16 Jahre nach dem Ende der deutschen Teilung kommen zur Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße mehr Besucher als je zuvor.

Die Mauer zieht an. 16 Jahre nach dem Ende der deutschen Teilung kommen zur Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße mehr Besucher als je zuvor. Seit Jahresbeginn bis Ende Oktober hat die 1999 eröffnete Gedenkstätte 159000 Besucher gezählt. Im gesamten Jahr zuvor lag die Zahl bei 150000.

Als „schönen Erfolg“ wertet Maria Nooke die jüngste Entwicklung. Die Leiterin der Gedenkstätte ist vor allem deshalb so erfreut, weil rund um die Gedenkstätte derzeit viel gebaut wird und Touristenbusse eher einen Bogen um die Gegend machen. Das gestiegene Publikumsinteresse erklärt Nooke so: „Das Thema war in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit sehr präsent. Es wurde viel über den Umgang mit der Geschichte der Teilung diskutiert.“ Das sieht Rainer Klemke, Gedenkstättenexperte von Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS), ähnlich. „Die Debatten in den Medien haben die Bernauer Straße wieder ins Gespräch gebracht.“ Der Besucheranstieg widerlege all jene, „die behaupten, die Bernauer Straße sei zu abgelegen.“

Manfred Fischer, Pfarrer der Versöhnungsgemeinde auf dem Mauerstreifen gegenüber der Gedenkstätte, kann das steigende Interesse an den Besucherzahlen seiner Kirche ablesen. Täglich von Dienstag bis Freitag laden Fischer und ein paar Mitstreiter von der Gedenkstätte und dem Bürgerbüro für in der DDR politisch Verfolgte zu einer kurzen, ergreifenden Mittagsandacht. Dabei erinnern sie an die Schicksale von Mauertoten. Jeweils um 12 Uhr lesen sie aus dem Mauertotenbuch vor. Bis zu 60 Zuhörer finden sich täglich in dem Lamellen-Lehmbau ein, der vor fünf Jahren an Stelle der 1985 gesprengten Versöhnungskirche entstanden ist.

Lange hatte die Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße als ungeeignet gegolten, den Schrecken des Grenzregimes in Berlin erfahrbar zu machen. Zu abgelegen, zu schwer erreichbar, zu verkopft konzipiert, lautete die Kritik. Diese Haltung scheint sich zu ändern. Nun soll die Gedenkstätte aufgewertet werden, indem das Areal drum herum Teil des Ausstellungskonzeptes wird. Darauf haben sich der Senat und der Bund verständigt; Zustimmung kam aus allen Parteien.

Wird die von Flierl angekündigte Erweiterung der Gedenkstätte in der Bernauer Straße Wirklichkeit, dann sollen künftig 300000 Besucher kommen. Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun: Um das Konzept umzusetzen, müssen Grundstücke gekauft oder getauscht werden, die teils privaten Eigentümern gehören, teils dem Bund. Die Verhandlungen laufen.

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