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Berlin: Mediziner protestieren im Erdbeerfeld

Viele Praxen bleiben dicht. Ärzte wollen mehr Geld

Wer in dieser Woche eine Berliner Arztpraxis aufsucht, wird möglicherweise vor verschlossenen Türen stehen oder muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Berliner Kassenärzte wollen am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag ihre Proteste fortsetzen. Diese richten sich gegen die nach ihrer Ansicht unzureichende Finanzierung der ambulanten Versorgung und den „übermäßigen Verwaltungsaufwand“, wie das Bündnis Berliner Kassenärzte mitteilt. Der Protest zielt sowohl gegen die Bundesregierung als auch gegen die Krankenkassen. Berlins Kliniken betrifft das nicht. Sie werden bis auf weiteres auch nicht von dem Streik betroffen sein, den die Klinikärzte am Sonnabend unabhängig von den Aktionen ihrer niedergelassenen Kollegen beschlossen hatten. Das teilte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mit.

Etwa 2000 der rund 6000 niedergelassenen Berliner Ärzte wollen protestieren, sagt Wolfgang Mitlehner, Internist in Mitte und Sprecher des Ärztebündnisses. Der Streik ist wie bei früheren Aktionen in zwei Hälften geteilt: Am Montag bleiben viele Praxen in der südlichen Stadthälfte geschlossen, also in Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick. Donnerstag und Freitag folgen Praxen im Norden, von Lichtenberg-Hohenschönhausen über Marzahn-Hellersdorf, Mitte, Spandau, Pankow bis Reinickendorf.

Um auf die ihrer Ansicht nach überflüssige Bürokratie hinzuweisen, wollen die Ärzte sich an den Streiktagen durch „liegen gebliebene Anfragen von Krankenkassen und Behörden kämpfen“. Auf finanzielle Mängel wollen die Protestierer hinweisen, indem sie sich am Donnerstag auf einem Brandenburger Erdbeerhof symbolisch als Erntehelfer verdingen. Nach Angaben des Ärztebündnisses erhalten die Mediziner nur für 65 Prozent ihrer Arbeit das ihnen zustehende Geld.

Gesundheitssenatorin Heidi Knake- Werner (Linkspartei/PDS) appellierte an die Ärzte, sich zu überlegen, ob sie ihren Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung wirklich „auf dem Rücken der Patienten austragen wollen, die nichts für diese Politik können“, wie ihre Sprecherin Roswitha Steinbrenner sagte.

Geöffnete Arztpraxen kann man beim Lotsendienst der Kassenärztlichen Vereinigung erfragen, Telefon 310 032 22. Die Krankenkassen nehmen unter Telefon 219 934 005 Beschwerden und Hinweise von Patienten entgegen. lvt

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