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Alarmknopf in der U-Bahn. Bald könnten Polizisten die Sicherheit erhöhen.

© Kai-Uwe Heinrich

Mit BVG-Mitarbeitern: Polizei soll auf U-Bahnhöfen wieder Streife laufen

Der Einsatz der Polizeibeamten war 2003 unter anderem aus Kostengründen eingestellt worden. Nun soll es die Doppelstreifen mit BVG-Mitarbeitern wieder geben. Und das ist nicht die einzige Änderung, die diskutiert wird.

Auf den U-Bahnhöfen der BVG soll es wieder Doppelstreifen von Polizisten und Mitarbeitern der BVG geben. Nach Gesprächen mit dem Senat zur Sicherheit im Nahverkehr ginge die Tendenz zu dieser Lösung, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz am Mittwoch. Die Polizei bestätigte, dass ein gemeinsamer Einsatz von Polizeibeamten und BVG-Mitarbeitern auf ausgewählten Bahnhöfen sinnvoll sein könne. Keine Chance räumt man bei der BVG dagegen der Idee ein, zusätzliche Mitarbeiter im Sicherheitsdienst durch einen Zuschlag auf den Fahrpreis zu finanzieren, was der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ins Gespräch gebracht hat.

Die Doppelstreifen, die den Fahrgästen jahrelang ein subjektives Gefühl von mehr Sicherheit vermittelt hatten, waren auf Beschluss des Senats 2003 eingestellt worden. Seither hatte es immer wieder Forderungen auch aus der BVG-Chefetage gegeben, zu den Doppelstreifen zurückzukehren. Auch die neue BVG-Chefin Sigrid Nikutta hatte kurz nach ihrer Amtsübernahme – und nach einigen brutalen Übergriffen in U-Bahnhöfen – diesen Wunsch in Gesprächen zur Sicherheit mit dem Senat aufgegriffen.

Die gemeinsamen Streifen von Polizisten und BVG-Mitarbeitern seien nicht effektiv gewesen, hatte man 2003 argumentiert. Durch diese „anlassunabhängige, sporadische und auf die U-Bahnhöfe begrenzte Präsenz gemischter Streifen“ seien weder umfassende Erfolge beim Ermitteln von Straftätern erreicht noch eine umfassende und dauerhafte Abschreckung von Straftätern gewährleistet worden, hieß es damals. Senat und Polizei setzten auf ein anderes Konzept mit gezielten Schwerpunkteinsätzen auf zuvor festgestellten Brennpunkten, was nach Ansicht der Polizei erfolgreich war: So sei die Zahl der verübten Straftaten im Nahverkehr in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 21,5 Prozent zurückgegangen; bei Sexualdelikten sogar um fast 62 Prozent. Im Alltag der Fahrgäste waren die Streifen dafür verschwunden, auch wenn hin und wieder doch noch ein Polizist zu sehen ist. In Uniform dürfen die Beamten nämlich gratis fahren.

Um die Präsenz von Mitarbeitern hervorzuheben, hat BVG-Chefin Nikutta auch entschieden, die Fahrscheinkontrolleure privater Firmen durch eine entsprechende Kleidung kenntlich zu machen. Bisher sind die Kontrolleure in „Räuberzivil“ unterwegs. Die Dienstkleidung sollte im April eingeführt werden, was aber nicht geklappt hat. Weil nach der Ausschreibung des Auftrags für die Sicherheitsaufgaben bei der BVG ein unterlegener Bewerber Einspruch gegen die Vergabe eingelegt hat, verschiebt sich der Termin wahrscheinlich auf Juli.

Während nun auch die Chancen für eine Rückkehr der Doppelstreifen gut stehen, die nach Angaben der Polizei aber zu keinen gemeinsamen Fahrscheinkontrollen führen würden, beurteilt man bei der BVG den Wunsch, mit eigenen Mitarbeitern wieder auf jedem Bahnhof rund um die Uhr präsent zu sein, skeptisch. Die Zugabfertiger in ihren Häuschen waren schon vor der Aufgabe der Doppelstreifen abgezogen worden.

Würde man auf allen 173 Stationen rund um die Uhr Streifen aus jeweils zwei Mitarbeitern einsetzen, müssten nach BVG-Berechnungen rund 2000 Stellen geschaffen werden. Das Geld dafür könne weder von der BVG noch vom Land aufgebracht werden, sagte ein Sprecher Wowereits. Man müsse deshalb die Frage stellen, inwieweit BVG-Kunden bereit seien, für mehr Sicherheit einen höheren Ticketpreis zu zahlen. Rechnerisch müsste der Einzelfahrschein rund 30 Cent teurer werden.

Aufbringen müssten das Geld alle Fahrgäste, auch diejenigen, die ausschließlich mit der S-Bahn oder mit Regionalzügen fahren. Gespräche über einen Sicherheitszuschlag, von dem dann auch die S-Bahn profitieren könnte, habe es bisher nicht gegeben, sagte ein Sprecher. Nach Ansicht der CDU dürfen die Kosten für die Sicherheit nicht den Fahrgästen aufgebürdet werden. Stattdessen müsse der Senat Fehler der Vergangenheit korrigieren. Dazu gehöre die Abschaffung der Doppelstreife.

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