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Prozess: Mit dem Messer zum Nebenbuhler

Eifersucht und gekränkter Stolz trieben den Spanier aus Sicht der Anklage. Der Angeklagte bestritt dies am Dienstag beim Prozess um einen erstochenen Jazzmusiker vor dem Landgericht Berlin.

Die Nachrichten, die der Spanier Teodoro M. auf dem Computer der Ehefrau fand, waren eindeutig: Liebesschwüre an und von dem Mann, der ihre Jugendliebe war. Der Rivale lebte in Berlin. Im Mai 2010 hatte der 47-jährige M. von der Beziehung erfahren. Im November machte sich der Elektroniker aus der Nähe von Madrid heimlich auf die Reise. Er wartete schließlich lange vor dem Wohnhaus von Bernhard K. in Wilmersdorf. Es war kurz nach Mitternacht, als Zeugen zwei Männer auf der Fahrbahn sahen. „Du Mörder“, soll K. gerufen haben, dann brach er tödlich verletzt zusammen.

Eifersucht und gekränkter Stolz trieben den Spanier aus Sicht der Anklage. Er habe den 47-jährigen Jazzmusiker Bernhard K. heimtückisch erstochen. Der Angeklagte Teodoro M. aber bestritt das am Dienstag vor dem Landgericht. „Ich hatte nie die Absicht, einer Person Schaden zuzufügen“, begann er seine weitschweifige Aussage. Das 30 Zentimeter lange Küchenmesser habe er „nicht absichtlich in ihn gestochen“. Angeblich war es ein Unfall bei einer Rangelei. „Der Mann zog plötzlich das Messer aus meiner Jacke, das ich dort aus Unachtsamkeit aufbewahrt hatte“, sagte der Beschuldigte. Sie hätten beide daran gezerrt, K. sei gegen ein Geländer gestoßen. Wie das Messer den Bauch des Rivalen traf, habe er nicht gesehen.

Bernhard K. und die 45-jährige Elborg N. kannten sich seit der Schulzeit und waren als Teenager ein Paar. Der Kontakt brach danach gänzlich ab. Die Lehrerin Elborg N. heiratete den Elektroniker Teodoro M. und lebte in der Nähe von Madrid. Auch K. gründete eine Familie. Im Juli 2009 aber fand er über das Internet seine Jugendliebe wieder. Als der eifersüchtige Ehemann M. seiner Gattin auf die Schliche kam, fand er 700 Liebesbotschaften. Er wollte keine Trennung. „Ich schlug ihr vor, sie solle ihr Abenteuer leben, danach würden wir unser Problem lösen“, sagte der Angeklagte.

Warum die Reise nach Berlin? Teodoro M. behauptet, er habe sich als besorgter Familienvater auf den Weg gemacht: „Ich wollte sehen, wo meine beiden Kinder möglicherweise leben würden.“ Doch bereits im August hatte er den Flug gebucht. Die Maschine landete am 4. November gegen 15.20 Uhr. Die Adresse des Jazzmusikers hatte er aus einem Notizbuch seiner Frau. Er mietete ein Auto und fuhr nach Wilmersdorf. Er klingelte dreimal bei K., der jedoch unterwegs war. Teodoro M. ging in einen Supermarkt. Er kaufte Wein, Wasser und ein Messer. „Zu meinem Schutz, weil ich im Auto schlafen wollte“, behauptet M. Der Staatsanwalt aber geht von einer Mordwaffe aus. K. G.

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