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Alexander Mönch, Chef der Mobilitätsplattform Free Now.

© Free Now

Angebot in Berlin wird ausgebaut: Mit „Free Now“ kann man jetzt auch E-Roller fahren

Die Plattform baut ihr Angebot in Berlin weiter aus. Sie ist vergangenes Jahr als Konkurrent zu Uber angetreten. Wie profitieren Kunden davon?

Ein Jahr nachdem dem Start seiner Plattform „Ride“ in Berlin baut Free Now sein Angebot weiter aus. Seit kurzem können Reisende über die zu BMW und Daimler gehörende Mobilitätsplattform neben Hamburg auch in Berlin die Carsharing-Autos des Berliner Start-ups Miles sowie E-Tretroller der schwedischen Marke Voi buchen.

In München und Düsseldorf soll das Angebot in Kürze ebenfalls um zusätzliche Mobilitätsdienste erweitert werden. Gestartet war Free Now 2009 unter dem Namen Mytaxi als Vermittlungsplattform für Taxifahrten.

Weil die Kunden zunehmend von Taxi- zu Mietwagenvermittlungsplattformen überliefen, stieg Free Now 2019 in diesen Markt ein, unter lautem Protest aus der Taxibranche. Mit diesem Schritt brachte sich das Hamburger Unternehmen gegen den umstrittenen US-Wettbewerber Uber in Stellung, dessen Geschäftsmodell hierzulande ebenfalls darauf basiert, Mietwagen samt Fahrer über seine Plattform an Fahrgäste zu vermitteln.

Drei Millionen Mietwagenfahrten wurden im vergangenen Jahr über die Free-Now-App abgewickelt. Waren zum Start 700 Fahrerinnen und Fahrer auf der Plattform registriert, ist deren Zahl im vergangenen Jahr auf insgesamt 10.000 gestiegen.

Das seien mehr als zwei Drittel aller Mietwagen- und Taxikonzessionen, sagt der Deutschlandchef des Unternehmens, Alexander Mönch, über den nach eigenen Angaben wichtigsten Markt des Landes: Berlin. Täglich kämen im Schnitt 60 weitere hinzu. In der Praxis fahren viele Mietwagenunternehmen und deren Fahrerinnen und Fahrer allerdings sowohl für Free Now als auch für den Wettbewerber Uber.

Free Now will kein reiner Taxivermittler mehr sein

„Wir wollen kein reiner Taxivermittler mehr sein“, sagt Mönch über die Einbindung der neuen Anbieter. Stattdessen werde Free Now zu einer multimodalen Plattform weiterentwickelt. Neue Verkehrsmittel zu integrieren, sei der nächste logische Schritt.

Naheliegend wäre es gewesen, zunächst die eigenen Marken auf die Plattform zu holen. In einigen europäischen Nachbarländern und in Hamburg betreibt Free Now mit Hive eine eigene E-Tretroller-Marke, zum Joint-Venture für die Mobilitätsdienste von Daimler und BMW gehört außerdem der Carsharing-Dienst Share Now. 

Mit der Entscheidung, zunächst externe Anbieter auf die Plattform zu holen, sendet der Mobilitätsanbieter laut Mönch ein wichtiges Signal: „Wir sind offen für Drittanbieter“, sagt der Manager, der neben Deutschland auch das Österreichgeschäft von Free Now verantwortet. 

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Mit Share Now sei man im Gespräch. Nicht ausgeschlossen, dass bald auch Carsharing-Fahrzeuge von BMW und Mercedes über Free Now buchbar sind.

Noch in diesem Jahr sollen weitere Partner hinzukommen. Geplant ist die Einbindung von Leih-Fahrrädern und E-Mopeds. Denkbar sei auch, den öffentlichen Nahverkehr zu integrieren, sodass Reisende Bus- und Bahntickets über die App des privaten Anbieters kaufen können, sagt Mönch. „Wir wollen ein Angebot für jede Situation schaffen, in der Menschen Mobilität nachfragen.“

Das Unternehmen ist mit "Share Now" im Gespräch

Mit dem neuen Angebot will Free Now für die Kunden attraktiver werden. Wie nahezu die gesamte Branche leidet das Unternehmen stark unter den Folgen der Coronakrise. Zeitweise sind die Umsätze um bis zu 90 Prozent eingebrochen, noch immer liegen sie rund 40 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, auch wenn es mittlerweile wieder bergauf geht. Mit einer vollständigen Erholung rechnet Alexander Mönch bis Ende des Jahres – vorausgesetzt, das Virus legt das öffentliche Leben nicht ein weiteres Mal lahm. 

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Zudem steigt der Druck auf dem hart umkämpften Mobilitätsmarkt. Eine ganze Reihe von Mobilitätsanbietern verfolgt derzeit die Strategie, verschiedene Verkehrsmittel auf der eigenen Plattform zu bündeln. Neben Free-Now-Konkurrent Uber, über dessen Smartphone-App sich hierzulande ebenfalls E-Tretroller, E-Bikes und Taxis buchen lassen, hat auch der Mietwagen-Verleiher Sixt vor einiger Zeit sein Angebot erweitert.

So können in Deutschland sowohl Mietwagen als auch reguläre Taxis über die gleichnamige App geliehen werden, Autos stehen zur Kurz- und Langzeitmiete zur Verfügung. Sixt-Kunden haben über die App zudem Zugang zu Tausenden Rollern des Berliner Start-ups Tier. In den USA kooperiert das Münchner Unternehmen mit dem Fahrdienstanbieter und größtem Uber-Konkurrenten Lyft.

Sie alle wittern in dem Markt für Mobilitätsdienstleistungen ein großes Geschäft. 500 bis 1.500 Milliarden US-Dollar jährlich lassen sich bis 2030 in diesem Segment weltweit verdienen, prognostizieren die Berater von McKinsey. „Etwa zehn Prozent davon entfallen auf die Plattformbetreiber“, schätzt Timo Möller, Leiter des „Center for Future Mobility“ des Beratungshauses.

Zudem genießen Sie den Vorteil, dass ihre Dienstleistung keine hohen Vorinvestitionen erfordert.“ Plattformbetreibern wie Free Now winkt ein profitables Geschäft. 

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