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Mit Lastenrädern sollen künftig die Pakete auf der Kantstraße kommen.

© Christian Latz

Mit Ladezonen und Mikrohubs für Lastenräder: Berlins Lieferverkehr der Zukunft entsteht in der Kantstraße

Der Lieferverkehr in der City West soll künftig mit Lastenrädern abgewickelt werden. Mikrodepots und Ladezonen sollen dafür im ganzen Bezirk entstehen.

Um die massiven Probleme durch den Lieferverkehr einzudämmen, will der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf einen Großteil der Sendungen in der City West künftig per Lastenrad zustellen lassen. Ab Mai 2022 sollen dafür zunächst auf der Kantstraße Cargo-Bikes viele Kleintransporter und Lkw ersetzen, wie Verkehrsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts sagte.

„Wir haben nur auf der Kantstraße über tausend Paketsendungen pro Tag.“ Dafür seien derzeit 30 Lieferfahrzeuge im Einsatz. „Die fahren hier den ganzen Tag rauf und runter und stellen die Straße zu“, sagte der Verkehrsstadtrat.

Wie problematisch die Situation ist, zeigte eine kurze Radfahrt entlang des Pop-up-Radwegs am Donnerstagmittag: Innerhalb weniger hundert Meter hielten und parkten rund ein Dutzend Fahrzeuge unerlaubt auf dem Radstreifen. „Das sind genau die Situationen, die wir vermeiden wollen“, sagte Schruoffeneger mit Blick auf drei Lieferwagen, die nur wenige Meter neben ihm den Radweg zustellten.

Um das zu ändern, hatte der Bezirk das Beratungsunternehmen First Mile beauftragt, das nun ein Konzept für den nachhaltigen Lieferverkehr auf der Kantstraße und im gesamten Bezirk erstellt hat. Dieses sieht den Bau von fünf Mikrodepots in Charlottenburg-Wilmersdorf vor.

Von dort aus sollen die Lastenräder mit einem maximalen Radius von 2,5 Kilometern das nähere Umfeld beliefern. „Damit können wir 90 Prozent der Fläche des Bezirks abdecken“, sagte Wolfgang Beecken, Geschäftsführer von First Mile.

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Als erstes soll dazu bis Mai 2022 ein Hub auf dem Messegelände entstehen, um die Sendungen in der Kantstraße auszufahren. Dort sind in einem ersten Schritt 13 Ladezonen speziell für Lastenräder geplant. Nur während eines Zeitfensters am Vormittag werden dort auch andere Lieferfahrzeuge halten dürfen, sagte Schruoffeneger.

Mehrere Logistik- und Kurierdienste beteiligen sich an dem Projekt.
Mehrere Logistik- und Kurierdienste beteiligen sich an dem Projekt.

© Christian Latz

Bislang hätten sieben Logistik- und Kurierdienste ihre Teilnahme an dem Projekt zugesagt, sagte Beecken, der glaubt, dass die Zahl noch steigen wird. „Ich gehe davon aus, dass wir locker noch auf zehn bis zwölf Firmen zum Start kommen“, sagte er

Hoffnungen liegen insbesondere auf dem Einstieg großer Player wie DHL, UPS oder Amazon. Bislang würden sich die Logistikriesen noch zieren, sagte Schruoffeneger, weil sie lieber auf ihre eigenen Verteilsysteme setzen würden. Mit ihnen an Bord würde das Projekt noch deutlich an Schlagkraft gewinnen.

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Schruoffeneger hofft, dass im ersten Jahr rund die Hälfte der Pakete an der Kantstraße per Lastenrad zugestellt wird. Später seien 70 Prozent angepeilt. Schnell will er das Projekt auch auf die Nebenstraßen ausdehnen. Und auch an den anderen Standorten soll es bald darauf mit den Depots losgehen. „Wir hoffen, dass wir an der Max-Dohrn-Straße am S- und U-Bahnhof Jungfernheide auch zeitnah starten können“, sagte Schruoffeneger.

So sollen die Ladezonen für Lastenräder auf der Kantstraße künftig aussehen.
So sollen die Ladezonen für Lastenräder auf der Kantstraße künftig aussehen.

© Christian Latz

Weitere Depots sind an der Hubertusallee an der Autobahn 100 sowie am Bundesplatz unter der Brücke der Stadtautobahn geplant. Noch offen ist, wo der fünfte Standort rund um Bahnhof Zoo und Tauentzien entstehen soll. Es fehle noch die richtige Fläche, sagte der Stadtrat.

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Doch auch Schruoffeneger ist klar: Das Modell wird nur ein Erfolg, wenn die neuen Ladeflächen nicht unrechtmäßig von anderen Fahrzeugen zugeparkt werden. Das Projekt müsse daher mit einer Kontrolloffensive des Ordnungsamts verbunden werden. "Mit dem Tag des Starts muss zwei Monate massiv kontrolliert werden."

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