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Berlin: Mit Pflüger gewinnen – an Ansehen

Parteienforscher bewerten CDU-Kandidat positiv, sehen aber kaum Siegchance

Mit Friedbert Pflüger kann die CDU die Abgeordnetenhauswahl gewinnen – allerdings erst 2011. Diese Einschätzung vertreten renommierte Politikwissenschaftler angesichts des nunmehr absehbaren Duells zwischen Amtsinhaber Klaus Wowereit und Herausforderer Friedbert Pflüger. Während die Experten einen Sieg der Union bei der Wahl am 17. September nahezu ausschließen, sehen sie für Pflüger langfristige – und unterschiedliche – Profilierungsmöglichkeiten.

Die Findungskommission der CDU folgte derweil am Freitag einstimmig dem Vorschlag des Parteivorsitzenden Ingo Schmitt, Pflüger als Spitzenkandidat vorzuschlagen. Am Montag wollen die Führungsgremien Partei endgültig entscheiden. Die Abstimmung gilt als Formalie.

Für den Parteienforscher Richard Stöss von der Freien Universität (FU) hängen Pflügers Chancen vor allem am Verhalten der Landes-CDU: Sie solle bei einer Wahlschlappe „nicht in Panik verfallen“ und glauben, Pflüger sei der falsche Kandidat. Die Zeit bis zur Wahl reiche einfach nicht, ihn aufzubauen. „Er braucht eine erkennbare Solidarität der Bezirksfürsten“, sagt Stöss. Dann habe Pflüger eine Chance, sowohl bei den jüngeren Berlinern bekannt zu werden, als auch bei Diepgen-affinen Älteren als Ausweg aus der anhaltenden Misere zu erscheinen. Seine Beziehungen in die USA seien wichtig, aber sein Votum gegen die Hauptstadt Berlin vor 15 Jahren könne noch immer nachwirken: „Da sind die Berliner eigen.“

Oskar Niedermayer, ebenso wie Stöss Politikprofessor an der FU, sieht Pflügers große Chance darin, „dass er noch kein Image hat“. Deshalb müsse auch keines zurechtgerückt werden. Hauptsache, er grenze sich vom Lebemann Wowereit ab: „Er muss ein bürgerliches Gegenbild zu ihm sein.“ Wer einen Typus wie Wowereit wolle, wähle ohnehin das Original. Doch selbst wenn Pflüger sich als besonders seriös profilieren könne, seien die Siegchancen der CDU in diesem Jahr gering: „Ich würde nichts ausschließen“, sagt Niedermayer. „Aber es müsste bei der Union optimal laufen.“ Und in Berlin kenne sich Pflüger wohl noch zu wenig aus: „Die Berliner wollen das aber. Da muss er sich fit machen, denke ich.“

Während Niedermayer Pflügers öffentlich präsente Scheidung eher für einen Nachteil hält, sieht der Parteienforscher Peter Lösche darin einen Trumpf: „Ich glaube, das macht ihn in Berlin als liberaler Großstadt sympathischer und glaubwürdiger.“ Die größte Hürde für Pflüger ist nach Lösches Ansicht die Landes- CDU: „Die haben gediegene Leute weggebissen: Peter Kurth, Monika Grütters, Christoph Stölzl.“ Pflüger müsse „seine Ressourcen“ – Weltläufigkeit, bundesweites Ansehen – nutzen und zugleich „auch mal den Dorfschulzen machen“, sagt Lösche und verweist auf Ernst Reuter, der persönlich mit der Straßenbahn über neue Strecken gefahren sei. Im Osten sei für die CDU wenig zu holen. Wenn sie auf 25 oder 26 Prozent komme, „hat sie das Pflüger zu verdanken“.

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