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Berlin: Mit Wortwitz gegen rechts

Jörg Thadeusz moderiert einen Benefizabend für den Verein „Gesicht zeigen!“ Mit dabei sind bekannte Satiriker wie Harry Rowohlt und Wiglaf Droste

Das kann ja heiter werden: Ein politisch korrekter Abend und dann auch noch für einen guten Zweck. Eigentlich eine Kombination, die schwer nach wohlmeinenden Spaßbremsen und staubtrockenen Verlautbarungen klingt. Ein Blick auf die Liste der Humoristen, die am kommenden Montag bei „Korrektur lesen“ im Tipi am Kanzleramt auf der Bühne stehen, zerstreut solche Bedenken jedoch augenblicklich. Stargast des Benefizabends für den Verein „Gesicht zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland“ ist Harry Rowohlt aus Hamburg. Der Whiskeytrinker, Obdachlosendarsteller, Kolumnist und Übersetzer ist ein begnadeter Vortragskünstler. Und auch die anderen Satiriker und Kabarettisten Fanny Müller, Wiglaf Droste, Susanne Fischer und Fritz Eckenga sind für tiefgründigen Wortwitz gut. „Die Championsleague der deutschen Wortkünstler“, nennt Jörg Thadeusz sie. Der Radiomoderator und Fernsehunterhalter führt gewohnt ironisch unterfüttert durch den Abend.

„Gesicht zeigen!“ wurde 2000 vom früheren Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye gegründet. Der Verein organisiert Kampagnen und Projekte gegen rechte Gewalt, Fremdenhass, Rassismus und Antisemitismus. So wie die Aktionswoche gegen Rassismus, die im März bundesweit mit 400 Veranstaltungen in Schulen und Vortragssälen lief. Eine bewusstseinsbildende Arbeit, die bitter nötig ist: 2006 kletterte die Zahl rechter Straftaten in Deutschland auf eine neue Rekordhöhe von 11 000.

45 Städte und Gemeinden und zahlreiche Prominente aus Politik, Medien und Showgeschäft unterstützen den Verein „Gesicht zeigen!“, der ausschließlich von Spenden und Mitgliedsbeiträgen lebt. Jörg Thadeusz ist seit einem Jahr dabei. Warum? „Na, weil das ein super Verein ist, der eine extrem wichtige Arbeit macht.“ Weltoffenes Deutschland – das sei genau das, was er sich vorstelle. „Das brauchen wir hier doch wie die Luft zum Atmen. Leute aus anderen Ländern, die gerne zu uns kommen. Wir haben doch sonst nichts in Berlin.“ Ob er selber schon mal Zivilcourage zeigen musste, zum Beispiel in der S-Bahn? „Nee, ein pöbelnder Neonazi hat sich mir noch nicht gezeigt.“ Aber er wünsche sich immer, dass mal einer auftauche. „Weil ich so randvoll mit Aggressionen bin.“ Ob sein Mut vor einer Horde Skinheads ausreiche, wisse er allerdings auch nicht.

Davon, dass „Korrektur lesen“ ein spaßiger Abend wird, ist Moderator Thadeusz jedenfalls überzeugt. Das seien alles Satiriker mit hochgradigen Entertainer-Qualitäten, deren Texte man sich unbesehen an die Wand tackern könne. „Und ich werde ihnen einen so triumphalen Auftritt verschaffen, dass es ihnen schon peinlich ist.“ Schwer zu glauben: Leute amüsieren, auf Gage verzichten und stattdessen Eintrittsgelder für „Gesicht zeigen!“ sammeln, muss auch dem ernstesten Spaßmacher nicht peinlich sein.

Der Benefizabend „Korrektur lesen“ steigt kommenden Montag, 16.4., um 20 Uhr im Tipi. Mit Harry Rowohlt, Wiglaf Droste und anderen. Moderation Jörg Thadeusz. Karten gibt’s für 20 Euro unter Tel. (0180) 327 93 58.

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