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Die Hausotter-Grundschule in Reinickendorf hat offenbar seit Langem ein Problem mit Mobbing.

© Kai-Uwe Heinrich

Mobbingvorwürfe: Bildungssenatorin bietet Berliner Grundschule Hilfe an

Nach dem tragischen Tod einer Schülerin hat sich Sandra Scheeres mit der Schulleitung und Elternvertretern getroffen, um über Konsequenzen zu sprechen.

Von Sandra Dassler

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat sich am Mittwoch mit Vertretern der Eltern an der Hausotter-Grundschule in Reinickendorf getroffen. Dabei ging es um die Probleme der Schule mit Gewalt und Mobbing, die seit Jahren – unter anderem durch mehrere Schulinspektionen– bekannt sind.

Über das Gespräch hat die Bildungsverwaltung ein gemeinsames Statement mit der Schulleitung, der Gesamtelternvertretung, der Schulpsychologin sowie Schulaufsicht Reinickendorf abgegeben, das Sie unten in voller Länge lesen können. Darin kündigen die Beteiligten an, dass es von Schulseite ein Schreiben geben solle, das Eltern über Unterstützungsmöglichkeiten bei Mobbing informiert. Außerdem soll auf einem Studientag das Thema Mobbing angegangen werden.

Nach dem Tod einer elfjährigen Schülerin in der vergangenen Woche hatten Elternvertreter kritisiert, dass das Mädchen ebenfalls Mobbingopfer gewesen sei und ihr Tod damit in Zusammenhang stünde (der Tagesspiegel berichtete). Unter anderem waren Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen organisiert worden, bei denen andere Schüler und auch Eltern über physische und psychische Gewalt, die sie an der Hausotter-Grundschule erlebt hatten, sprachen.

Problem wurde erst nach Wechsel der Schulleitung angegangen

Die Bildungsverwaltung hatte einräumen müssen, dass das Problem Jahre lang nicht gelöst werden konnte und erst nach einem Wechsel des Schulleiters angegangen wurde. Die neue Schulleiterin sei sehr aufgeschlossen und bemühe sich um eine Verbesserung der Zustände, habe aber in der Kürze der Zeit noch nicht alle Missstände lösen können.

Die Vorsitzende der Gesamtelternvertretung Yeldiz Demirel hatte dem Tagesspiegel gesagt, dass man nun alle Kräfte bündeln müsse, um der Schule und den Schülern, die nach den Winterferien am Montag wieder kommen, eine Perspektive zu geben. Das ist offenbar die Meinung der meisten Elternvertreter. Einige sind aber auch der Ansicht, dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen könne. „Ob der tragische Tod dieses kleinen Mädchens allein auf das Mobbing zurückzuführen ist, wissen wir natürlich nicht“, sagte ein Vater dem Tagesspiegel: „Wir wissen aber, dass es gemobbt wurde und dass viele, viele andere Kinder dieser Schule ebenfalls unter Mobbing und Gewalt leiden. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass das endlich aufhört.“

"Totales Versagen der Schulbehörden"

Auch der Reinickendorfer SPD-Politiker Thorsten Karge sagt: „Die Schulleiterin hat selbst zugegeben, dass das verstorbene Mädchen gemobbt wurde. Dass dies bereits im vergangenen Schuljahr erfolgt sein soll, macht die Sache ja nicht besser. Im Gegenteil: Die Schulinspektion hat zweimal festgestellt, dass es ein massives Mobbingproblem gibt. Und passiert ist de facto nichts. Das nenne ich totales Versagen der Schulbehörden.“

Die Eltern des verstorbenen Mädchens hatten sich – wie berichtet – am Dienstag an die Medien gewandt und gebeten, in Ruhe trauern zu dürfen und die Spekulationen über den tragischen Tod ihres Kindes zu beenden. Der Tagesspiegel respektiert dies und wird wie bisher keine Details über den persönlichen Einzelfall berichten, zumal das Ergebnis des zur Zeit laufenden Todesermittlungsverfahrens noch nicht feststeht.

Gemeinsames Statement der Bildungsverwaltung, Schulleitung, Gesamtelternvertretung, Schulpsychologin sowie Schulaufsicht Reinickendorf:

"Wir respektieren den ausdrücklichen Wunsch der Eltern der verstorbenen Schülerin nach einem würdigen und respektvollen Umgang mit ihrem tragischen Verlust. Die anhaltenden öffentlichen Spekulationen stehen der Trauer der Familie entgegen, wir beteiligen uns daran nicht und appellieren auch an alle anderen, diesen Wunsch der Eltern zu respektieren. 

Unabhängig davon geht die Senatsverwaltung weiter allen Vorwürfen nach.

Die Gesprächsteilnehmer sind sich einig, dass jetzt das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler der Hausotter-Schule an erster Stelle stehen muss. Es ist bei dem Gespräch deutlich geworden, dass es an der Schule Konflikte und Probleme gab und gibt. Die Gesamtelternvertretung hat einzelne Konfliktfälle geschildert, deren Wurzeln teilweise lange zurückreichen. Von allen Gesprächsteilnehmer wurde jedoch betont, dass sich die Schule  seit dem Leitungswechsel vor zwei Jahren positiv entwickelt hat. Die Schulleitung betonte, dass Probleme  wie Gewalt und Mobbing angegangen werden.  Die Senatsverwaltung mit der Schulaufsicht unterstützen dies ausdrücklich.  

Für die nahe Zukunft kommt es uns darauf an, die Schulgemeinschaft gemeinsam so gut wie möglich zu unterstützen. Wenn die Schule nächste Woche wieder anfängt, werden Schulpsychologen und Sozialarbeiter vor Ort sein und den Schülerinnen und Schülern, aber auch dem gesamten Kollegium Hilfe und Unterstützung leisten. Diese Hilfe ist zeitlich unbefristet und wird so lange angeboten, wie sie gebraucht wird.  

Verabredet wurde, dass die Schule Eltern in einem Brief erneut über die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten und Ansprechpartner bei Konfliktfällen, insbesondere Mobbing, informiert. Der für Ende Februar geplante Studientag der Schule wird sich mit dem Thema Mobbing und dem Umgang mit Konflikten insbesondere durch die Lehrkräfte befassen. Zusätzlich zu den Projekten und Angeboten, die es an der Schule bereits gibt bzw. die bereits geplant waren, wird es weitere Projekttage und Angebote haben, die ein offenes, respektvolles Schulklima fördern und sich  mit Themen wie Mobbing und Gewalt auseinandersetzen."

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