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Berlin: Mord im Milieu – Polizei löst drei Fälle

Leiche in der Spree, Schüsse in Adlershof: Verdächtige sind zumindest teilweise geständig

Die Mordkommissionen haben an einem Tag drei Fälle der vergangenen Wochen geklärt: Vier Männer wurden festgenommen, alle Verdächtigen sollten dem Haftrichter vorgeführt werden. Dies sagten gestern der Leitende Oberstaatsanwalt Michael von Hagen und die Leiterin der Mordkommissionen, Jutta Porzucek.

In Fall des zerstückelten Tätowierers hat ein Amerikaner die Tat gestanden. Er soll den Österreicher Raoul S. nach einem durchzechten Abend nach einem Streit erschlagen haben. Worum es genau ging, ist unklar, Kriminaldirektorin Porzucek sprach von „nichtigem Anlass“. Gegen den Mann wurde inzwischen Haftbefehl wegen Mordes erlassen.

Ein Zeuge hatte die Kripo auf den Amerikaner aufmerksam gemacht, weil die beiden vor dem Verschwinden des Opfers in Oberschöneweide zusammen gesehen wurden. Beide arbeiten als Tätowierer, kannten sich seit einiger Zeit. In seiner Zeugenvernehmung verstrickte sich der Verdächtige schnell in Widersprüche. In seiner Oberschöneweider Wohnung an der Edisonstraße wurden Spuren gefunden. Wie berichtet, waren Teile der Leiche am 7. Juli in der Spree gefunden worden, ganz nahe der Wohnung des Festgenommenen. Weshalb der 31-Jährige den Kopf der Leiche quer durch die Stadt nach Reinickendorf transportierte und dort am Schäfersee deponierte, ist unklar. Dazu habe der Täter nichts sagen wollen, hieß es. Porzucek sprach angesichts der grausamen Tatbegehung von sehr belastender Arbeit für die Ermittler.

Sicher sei inzwischen, dass es keine Verbindung zum Rockermilieu gebe. Diesen Verdacht hatte der Bruder des Mordopfers geäußert. Lückenlos geklärt ist die Identität des Täters bislang nicht, denn seine mündlichen Angaben konnten in den USA noch nicht abgeglichen werden. Die Polizei hatte bei dem Mann keine Papiere gefunden. Offen ist noch, wie viel die Freundin des Täters, der die Wohnung gehört, von dem Verbrechen gewusst hat. Beteiligt an der Tat war sie nicht, hieß es.

Auch im Fall Nicole R. (26) kannten sich Täter und Opfer – und zwar vom Straßenstrich in der Kurfürstenstraße. Schon seit einiger Zeit soll ihr ehemaliger Zuhälter sie verfolgt und bedrängt haben. Oberstaatsanwalt Michael von Hagen sprach von „Stalking“. An die Polizei wendete sich die junge Frau nicht. Am Sonntagabend, kurz vor Mitternacht, erschien Lothar M. in einem Adlershofer Imbiss, in dem die Frau jobbte, stritt kurz mit Nicole R. Als sie sich umdrehte, schoss M. ihr einmal in den Rücken. Sie liegt auf der Intensivstation im Koma und schwebt in in akuter Lebensgefahr. Der Haupttäter ist „im Wesentlichen geständig“, sagte von Hagen. Ebenfalls festgenommen wurde der Gehilfe (68) von Lothar M., der ihn zum Tatort fuhr und ihm danach ein Versteck anbot. Auch bei den dem Mord vorangegangenen Bedrohungen soll dieser Mann Lothar M. chauffiert haben.

Im Fall des erstochenen Trinkers Alik K. hat der Täter einen Haftbefehl wegen Totschlags erhalten. Beide gehören dem Trinkermilieu an. Auch in diesem Fall war es nach einer gemeinsamen Zecherei in der Wohnung des Opfers zu einem Streit aus nichtigem Anlass gekommen. Das Opfer war Ende Juni erst nach mehreren Tagen in der Wohnung am Löwensteinring 5 in Gropiusstadt gefunden worden. Angesichts der starken Alkoholabhängigkeit des Verdächtigen ist bislang nicht einmal der Tatzeitpunkt klar. Die Polizei nimmt an, dass Alik K. in der Nacht vom 20. zum 21. Juni starb. Alik K. hielt sich nach Polizeiangaben täglich im Bereich Lipschitzplatz und Bat-Yam-Platz auf, von dort kannten sich Opfer und Täter.

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