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Saubere Sache. Das Team von „Let’s Do It“ beim Reinemachen am Berliner Dom. Ganz links steht Holger Holland.

© Promo

Müll sammeln für die Umwelt: Die Bewegung „Let's Do It“ räumt beim World Cleanup Day Berlin auf

Vielerorts engagieren sich Menschen für eine saubere Umwelt – allein in Deutschland könnten in diesem Jahr 200.000 dabei sein. Auch Berliner machen mit.

Am Anfang stand eine dicke Fehleinschätzung. „Menschen dafür zu gewinnen, muss doch vollkommen easy sein“, habe er gedacht, erzählt Holger Holland. Es brauchte wohl die Mischung aus rastlosem Macher und unerschütterlichem Optimismus, um den World Cleanup Day auch in Deutschland zu etablieren.

Im vergangenen Jahr haben rund 80.000 Menschen in allen Bundesländern trotz der Pandemie-Auflagen teilgenommen und mehr als 500.000 Kilo Müll gesammelt. Insgesamt beteiligten sich 2020 weltweit 11 Millionen Menschen in über 160 Ländern am World Cleanup Day und setzten mit ihren Müllsammelaktionen ein globales Zeichen für eine saubere, gesunde und plastikmüllfreie Umwelt. Die ganze Welt in einer Welle verbunden, das ist der Spirit der Aktion: Los geht es bei Tagesanbruch in Neuseeland und endet 24 Stunden später in der Abendsonne von Hawaii.

Auch in diesem Jahr sind die Menschen in Deutschland am 18. September aufgerufen, zusammen mit ihren Nachbarn oder Freunden achtlos weggeworfenen Müll in Parkanlagen, Wäldern, Flussufern, Stränden oder Plätzen zu sammeln. Zum Klimaschutz gehöre eben auch, dass Müll nicht einfach in die Landschaft geworfen wird, argumentiert Holger Holland, der 2016 den deutschen Ableger der weltweiten Bewegung „Let's Do It“ gegründet hat.

Er erwartet, dass an diesem 18. September bereits rund 200.000 Menschen dabei sein werden. Wieder eine Verdoppelung der Zahl der Engagierten. So war es jedes Jahr seit dem Start 2018. In Schleswig-Holstein, dem Hamburger und Bremer Raum, so erzählt er, soll es eine Aktion „Der Norden räumt auf“ geben. Insgesamt werde es 2021 in rund 1000 Gemeinden Müllsammel-Aktionen geben, erwartet Holland.

Im Deutschen Städte- und Gemeindebund, dem rund 11.000 kleinere Kommunen angehören, hat „Let's Do It“ einen aktiven Unterstützerkreis. Schließlich kämpften die kommunalen Entsorger überall gegen die Müllflut. Das Momentum ist da, vielen wird das Problem bewusster. „Die Dinge wachsen jetzt“, sagt Holland, der aus Oberhof in Thüringen stammt, aber hauptsächlich im Nürnberger Raum lebt.

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Dort ist der 44-jährige Dozent für Projekt- und Prozess-Management. „Organisieren – das kann ich“, grinst der jungenhaft wirkende Holland, der sprudelnd von seinen Aktivitäten erzählen kann. Etwa davon, dass sich zunehmend Schulen beteiligen und vom Verein mit Greifzangen und Handschuhen ausgestattet werden.

Holland: Politiker leben Verantwortung für Natur nicht vor

Dass er es sich vor vier Jahren leichter vorgestellt hat, die Menschen für diese Idee zu gewinnen, liegt wohl auch an der Diskrepanz zwischen Reden und Nicht-Handeln. Verantwortung für die Natur und Klimawandel seien zwar ständige Schlagworte von Politikern, aber sie lebten es nicht vor, ärgert sich Holger Holland.

Auch bei großen Unternehmen, die sich in ihrer Werbung umweltfreundlich geben, blitzte er komplett ab, als es um die Unterstützung der Aktion ging. Zwar wachse das Umweltbewusstsein der Menschen in Deutschland, doch die Müllmenge und damit die Verschmutzung nehme nicht ab, sondern wachse immer noch.

[Mehr Infos zur Aktion gibt es unter www.worldcleanupday.de]

Besonders der Plastikmüll, der bei den Sammelaktionen mehr als 70 Prozent ausmacht. Schon jetzt schwimmen in den Weltmeeren rund acht Milliarden Tonnen Plastikabfälle, für die Landflächen wird sogar das 40-fache geschätzt, erzählt Holger Holland. Zudem gibt es stetig neue Quellen der Vermüllung.

„Masken-Müll“ wird zunehmend ein Problem

Seit Ende 2020 ruft der Verein dazu auf, weggeworfene Covid-Masken einzusammeln. Der „Masken-Müll“ werde zunehmend ein Problem, sagt Holland, der in diesem Jahr für den Deutschen Engagement-Preis nominiert ist. Auf der Webseite können Engagierte in einem spielerischen Wettbewerb die Anzahl der gesammelten Masken melden und auch Fotos senden. Dass sich Menschen engagieren, mit kleinen Sammelaktionen, in kleinen oder größeren Gruppen, sei wichtig für einen Erfolg im Kampf für eine saubere Natur: „Die Menschen müssen das wollen“. Damit wachse auch der Druck auf die Politik.

In Berlin ist der deutsche Ableger des World Cleanup Days auch Partner der Freiwilligentage „Gemeinsame Sache“. Etliche Sammel-Initiativen in der Stadt haben sich schon angemeldet (Zu finden unter www.gemeinsamesache.berlin). „Berlin ist schon dabei, aber kann noch um einiges zulegen“, sagt Holger Holland über die hiesige Beteiligung. Er selbst ist immer häufiger in der Hauptstadt. Seit kurzem gibt es auch ein Berliner Büro von „Let's Do It“.

Holger Holland ist es wichtig, nah bei der Politik zu sein. Immerhin ist er auch einer der Klimapakt-Botschafter der Europäischen Gemeinschaft für Deutschland. Er freut sich über eine ganz aktuelle gute Nachricht. Die EU-Präsidentin Ursula von der Leyen hat die Schirmherrschaft für den diesjährigen World Cleanup Day übernommen – für Deutschland und die Welt.

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