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Der Humboldthafen in Berlin-Mitte

© Maurizio Gambarini/dpa

Berlin-Mitte: Müller lobt Bauprojekt am Humboldthafen

Grundsteinlegung für Großprojekt: Wohnungen, Büro- und Handelsflächen sollen entstehen. Über die Zukunft der Flächen in Stadtbesitz ist man sich hingegen uneinig.

Trockenen Fußes trotz strömenden Regens erreichte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) das Zelt an der Baugrube. Bei der Rede des Bauherrn des Wohn- und Geschäftshauses gegenüber dem Hauptbahnhof hellte sich sein Gesicht auf: Ludger Inholte berichtete von den schwierigen Gründungsarbeiten am Humboldthafen und wie in der Not „alle Berliner Behörden mitgezogen haben“ und deshalb „am Erfolg teilhaben“.

Als Müller an der Reihe war, das Ensemble aus 190 Wohnungen, 8900 Quadratmeter Büro- und 5400 Quadratmeter Handelsfläche zu loben, dankte er es dem Bauherrn so: „Sie hätten auch Berlin-Werber werden können“ und dass Inholte sogar „die Berliner Verwaltung lobt“, damit sei es nun wirklich „zum Äußersten gekommen“. Vergessen waren plötzlich die Klagen, zunächst über überforderte Bürgerämter und zuletzt über ausgebuchte Standesämter. Die rasant wachsende Stadt hat viele Baustellen, nicht nur am Humboldthafen.

Uneinigkeit über Bebauung auf Berlin-eigenen Grundstücken

Dazu gehört auch, dass Mittes Bezirksbaustadtrat Ephraim Gothe einen Tag vor der Grundsteinlegung der zwei Blöcke an der Invalidenstraße eine Überarbeitung der alten Bauplanung für die Wasserlage am Hauptbahnhof gefordert hatte. Am Humboldthafen liegen außerdem drei Grundstücke, die dem Land Berlin gehören. Das eine ist so groß, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dort einst seine Kunsthalle bauen lassen wollte – was bekanntlich scheiterte.

Blick von der Sandkrugbrücke. Rechts die Invalidenstraße, links geht es zum Humboldthafen.

© Simulation: promo

Dagegen sind die anderen beiden Grundstücke sehr schmal und deshalb nur schwer zu bebauen. Neubauten würden dort nach Gothes Meinung den Weg zum Wasser verstellen. Dessen Alternative: Nichts bauen und „eine Promenade, Bänke, einen Weg anlegen, wo die Menschen Ruhe finden, bevor sie den Zug nehmen“.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hat so ihre Bedenken, fiskalische zumal: Ein Verzicht auf Verkauf oder Verpachtung mindere die Einnahmen –, „da muss man die Finanzverwaltung fragen". Und dann gebe es den städtebaulichen Aspekt: Das Hafenbecken sei ohne die Bauten nicht „eingefasst“. Und würden sich Passanten überhaupt dort hinbegeben, wenn es keine Cafés und Läden gibt? Andererseits sei die Vergabe der Fläche an einen der „vielen Interessenten“ bisher immer noch an den schwierigen, schmalen Grundstücken gescheitert.

Beste Lage

Die Lage an sich ist so gut, dass der Bauherr die noch nicht begonnenen Gebäude schon weiterverkauft hat an einen Versicherer. Der Humboldthafen liegt nahe an Mittes Szene- und Innenstadtlagen. Kunstquartier und Hamburger Bahnhof liegen gegenüber. Außerdem grenzt der Hafen an Europas größte citynahe Stadterweiterung, an die Europa-City mit ihrem Total Tower, der wie ein großen Ausrufezeichen die dort geplanten 2800 Wohnungen markiert sowie die Büroflächen, der Raum für 9000 Arbeitsplätze bietet.

Das und natürlich die Nähe zum Kanzleramt hob Müller hervor und musste noch ein Bonmot zur Berliner Baustellen-Bräsigkeit von Inholte parieren. Dieser hatte gesagt, es tue Berlin gut, einen früheren Bausenator als Regierenden zu haben und „das mit dem BER ist nicht Ihre Schuld, das kriegen Sie auch noch hin“ – wobei es für ihn selbst nicht wichtig sei, denn „ich liebe Tegel“.

Das saß – wenige Tage nach dem Senatsbeschluss, den Alt-Airport zu schließen, egal was das Volk will. „Ich kenne die Stimmung zu Tegel“, gab Müller zurück „und wie viele den Flughafen lieben“. Jetzt gelte es aber zu entscheiden, wie mit der in Tegel geplanten Nachnutzung umzugehen sei, mit 460 Hektar, tausenden Wohnungen, Gewerbe und Forschung, „über solche Flächen erschließen wir Zukunftsperspektiven“.

Und während der Regen laut auf das Veranstaltungszelt prasselte, stieg der kleine Trupp von Rednern ohne die Festgesellschaft hinunter in die Baugrube, um ein paar Tageszeitungen und Baupläne in die Lücke zwischen den Grundsteinen zu versenken – Grüße aus der Vergangenheit an künftige Generationen.

Europas größte City-Erweiterung

Nördlich vom Hauptbahnhof entlang der Heidestraße entsteht Europas größte Stadterweiterung auf den früheren Container- und Lagerflächen der Bahn. Die Firma CA-Immo entwickelt eine Fläche von fast 400 000 Quadratmetern. Geplant sind Bürohäuser wie an dem Hochhaus Tour Total, Wohnblöcke sowie Flächen für den Handel. Der wichtigste Neubau in diesem Jahr ist der „Cube“ auf dem Washington-Platz am Hauptbahnhof. Das gläserne Gebäude soll den bisher wenig besuchten Platz durch ein Angebot von Cafés, Restaurants und Läden beleben. Außerdem gebaut wird an einem Bürohaus für KPMG. Und neben den Kunsthallen entsteht das „Rieck1“ von Kleihues Architekten sowie das „new work hub“ von Henn Architekten.

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