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Kommt es zum Prozess, muss sich der 44-Jährige vor dem Kriminalgericht Moabit verantworten.

© Jens Kalaene/dpa

Nach Attacke auf Tschetschenen in Berlin: Anklage gegen Mitglied des Remmo-Clans

Ein Mann muss sich nach einer Attacke auf eine verfeindete Tschetschenen-Gruppe wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er ging besonders brutal vor.

Nach den brutalen Attacken zwischen Tschetschenen und dem Remmo-Clan im November hat die Staatsanwaltschaft Berlin jetzt Anklage gegen einen 44 Jahre alten Mann aus der berüchtigten deutsch-arabischen Großfamilie erhoben. Er soll sich wegen gefährlicher Körperverletzung und besonders schweren Landfriedensbruchs vor Gericht verantworten.

Es geht um knallharte Auseinandersetzungen im Milieu der organisierten Kriminalität. Nachdem eine Gruppe Tschetschenen in Neukölln einen den Remmos zugerechneten Spätkauf und Angehörigen der Großfamilie angegriffen haben, soll der 44-Jährige am 7. November 2020 „beschlossen haben, Rache zu nehmen“.

In Gesundbrunnen haben Männer aus dem Remmo-Clan damals drei Tschetschenen mit Schlagstöcken, Eisenstangen und Messern misshandelt und schwer verletzt. Einen Tag später haben etwa 20 Remmo-Männer erneut in Gesundbrunnen zwei Tschetschenen angegriffen und durch Schläge, Tritte, Messerstiche schwer verletzt.

Auch Schusswaffen hatten die Gruppen nach Tagesspiegel-Informationen damals dabei. Die Behörden befürchteten, dass ein Bandenkrieg ausbrechen könnte. Als besonders brutal war den Behörden bei dem Gewaltausbruch der nun angeklagte und einschlägig vorbestrafte Remmo-Mann aufgefallen.

Trotz schwerer Straftaten konnte der Mann bislang nicht zurück in den Libanon abgeschoben werden, woher er mit seiner Familie in den 1980er-Jahren gekommen war. Wegen seiner Vorstrafen stand er unter Führungsaufsicht, dennoch soll er brutal auf einen am Boden liegenden Tschetschenen eingeschlagen haben – dass er seit 2019 eine elektronische Fußfessel tragen musste, hielt ihn nicht ab.

Ermittlungen wegen Drogenhandel im großen Stil

Mit den GPS-Daten der Fußfessel konnte er überführt werden. Bei einer Großrazzia im Februar wurde er festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Ermittelt wird gegen ihn und andere Clan-Männer auch, weil er für groß angelegte Drogengeschäfte verantwortlich sein soll, darunter der Betrieb einer Marihuana-Plantage und eines „Koks-Taxis“.

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Es geht in dem Verfahren auch um Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, Drogenhandel in großem Stil und Steuerbetrug. Die Ermittler sprechen von organisiertem Drogen- und Waffenhandel.

Im brandenburgischen Neuhardenberg sollen die Clan-Mitglieder um den Angeklagten eine Lagerhalle als Umschlagplatz für Drogen genutzt haben. Vermögenswerte in Höhe 300.000 Euro wurden im Februar gesichert.

Die meisten Erkenntnisse bei den Ermittlungen stammen aus Kryptohandys, die über den erst von den Behörden in Frankreich und den Niederlanden geknackten Messengerdienst Encrochat verfügten und deshalb bei Kriminellen beliebt waren.

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