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Hauptsache billig: Experten sind nicht überrascht, dass in Schulen und Kitas eher minderwertiges Essen ausgegeben wird.

© dpa

Nach Epidemie: Experte: Zwei Euro für ein Essen "sind ein Witz"

Der Verursacher der Brechdurchfall-Epidemie ist identifiziert: Mit Noroviren belastete Erdbeeren aus China sollen die Krankheitswelle ausgelöst haben. Um solche Vorfälle künftig zu vermeiden, müssen die Berliner für das Schulessen tiefer in die Tasche greifen, sagen Experten.

Nach der Brechdurchfall-Epidemie mit Tausenden Betroffenen allein in Berlin bemüht sich der Caterer Sodexo um Schadensbegrenzung – und die Debatte geht weiter, wie billig Schulessen sein darf. Wie in einem Teil der gestrigen Ausgabe berichtet, ist eine von Sodexo ausgelieferte Charge tiefgekühlter Erdbeeren offenbar mit Noroviren belastet gewesen. Nach einer entsprechenden Mitteilung des Robert-Koch-Institutes (RKI) kündigte Sodexo am späten Freitagabend an, die internen Abläufe zu prüfen und alles Machbare zu tun, um eine Wiederholung des Falles möglichst auszuschließen.

Der Ernährungswissenschaftler Volker Peinelt, der an der Hochschule Niederrhein über Schulessen forscht, sieht in den Berliner Preisvorgaben für die Mahlzeiten ein Qualitätsrisiko: Rund zwei Euro seien „ein Witz“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Da muss ich natürlich beim Einkauf sehen, dass ich den billigsten Anbieter erwische, und werde meine Mitarbeiter nicht schulen. Und dann habe ich eben nicht die volle Sicherheit.“ Noroviren gelten als extrem kältebeständig, lassen sich aber durch Hitze abtöten. Laut Peinelt kalkulieren Hamburg oder München 3,50 Euro für ein Schulessen. Selbst dieser Preis decke nicht alle Kosten. Den angemessenen Preis für ein vollwertiges warmes Essen für Kinder und Jugendliche beziffert der Wissenschaftler auf 4,50 Euro. Angesichts der offenbar aus China gelieferten Erdbeeren als Verursacher kritisiert Peinelt, dass Großküchen nicht möglichst regional und saisonal einkauften.

Sodexo beschäftigt weltweit 400 000 Mitarbeiter und beliefert nach eigenen Angaben rund 50 Millionen Menschen pro Tag, davon 600 000 in Deutschland. Laut RKI war der Ausbruch der bisher größte durch ein Lebensmittel hervorgerufene in Deutschland. Sodexo betonte, Behörden hätten bei Kontrollen alle Produktionsbedingungen für einwandfrei befunden. Der Konzern stellte den Betroffenen eine Entschädigung in Aussicht. Über Details soll „in den nächsten Tagen aktiv“ informiert werden.

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