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Vor den Karren spannen lassen. Tierschützer vom Berliner Tierschutzverein protestieren gegen Pferdekutschen und fordern ein Verbot gewerblicher Kutschfahrten innerhalb Berlins.

© Maurizio Gambarini/dpa

Nach Protesten von Tierschützern: Berlin soll Pferdefuhrwerke kontrollieren

Der Berliner Tierschutzverein hat vor dem Brandenburger Tor die Abschaffung von Pferdefuhrwerken in Berlin gefordert. Doch der Senat schuf seine Leitlinien - aber hat die denn mal jemand kontrolliert?

Wer sich in Berlin was traut, der kann das an den außergewöhnlichsten Locations tun. Hochzeiten werden auf Türmen und Dampfern, im Chinesischen Garten und an Berlins Mühlen gefeiert. Und doch soll es auch im Jahre 2014 noch Menschen geben, die es romantisch finden, in der Pferdekutsche zum Standesamt zu rollen. Denen wollen jetzt aber die Pferdeflüsterer unter den Tierschützern den Spaß vermasseln. „Wie viele Pferde müssen noch zusammenbrechen?“ und „Schluss mit der Pferdequal für den Tourismus!“ ist auf den Plakaten zu lesen, mit denen der Berliner Tierschutzverein am Freitag vorm Brandenburger Tor demonstrierte. Dazu hatten sich zwei feine Herren im Zwirn vor den Karren spannen lassen, und oben auf dem Bock schwang ein Mensch im Pferdekostüm die Peitsche.

Heißblüter und Gäule an der Ampel

Da fiel nun – nein, kein Pferdeapfel, sondern der Groschen: Der Fleischskandal, bei dem europaweit Pferdeschenkel in Burgerbouletten und Dönerspießen beigemischt waren, der kann folgegemäß nichts anderes sein eine Folge erschöpfter Hauptstadthengste!

Aber ruhig, Brauner. Sicher hat der ein oder andere Gaul auf Berlins Straßen Stress, wenn es mal wieder mit einem der vielen jungen rücksichtslosen Heißblüter hinterm Steuer durchgeht. Doch deshalb hat der Senat ja vor fünf Jahren mit einer Arbeitsgruppe von Tierärzten der Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämter und der obersten Senatsbehörde seine Leitlinien für Fuhrwerke erlassen. Darin ist minutiös alles zu Tierschutz und Verkehrssicherheit festgeschrieben: vom Gewichtsverhältnis des Tieres zur Fracht über den metropolentauglichen rutschfesten Hufbeschlag über die Höchsttagesarbeitszeit bis hin zu Vierbeiner-Hitzefrei bei Sommertagen. Indes: Kaum zu hoffen, dass die Einhaltung jemals irgendeine ohnehin überarbeitete Behörde zu kontrollieren vermochte. Aufgesattelt, liebe Pferdefans und Ordnungswächter – und ab zur Passage Unter den Linden!

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