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Mehrere verschiedene Arten von lebenden Fischen sind in einem Kescher von Fischereiwissenschaftlern vom IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei zu sehen.

© dpa/Patrick Pleul

Nach Umweltkatastrophe in Brandenburg: Oder-Fische erholen sich – Verband dringt auf Suche nach Umweltsünder

Den Fischen in der Oder geht es überraschend gut. Der Verursacher der Umweltkatastrophe ist indes noch immer nicht gefunden. Das sorgt für Kritik.

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder kommen hoffnungsvolle Nachrichten vom Fluss: Der Bestand erholt sich nach Angaben der Berufsfischer:innen zusehends. Das Ergebnis von zwei Untersuchungen in der Oder sei, dass es den Fischen überraschend gut gehe, hieß es vom Landesfischereiverband Brandenburg-Berlin am Dienstag.

Die genaue Ursache für die Umweltkatastrophe ist noch unklar. Expert:innen gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.

Wie schnell sich das Gift der Alge abbauen kann, ist nach Angaben von Wissenschaftler:innen allerdings noch ungeklärt. Der Verband Forum Natur warnt unterdessen davor, von der Suche nach den Umweltsünder:innen abzulenken. Die Katastrophe sei menschengemacht.

„Die Oder erholt sich zusehends. Man sieht lebende Muscheln und Schnecken und Fische, die vital sind“, sagte Lars Dettmann, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Brandenburg-Berlin am Dienstag. Gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) war er auf einem Flussabschnitt bei Brieskow-Finkenheerd nahe Frankfurt (Oder) unterwegs, um den Fischbestand bei einer zweiten Beprobung zu beobachten.

Bei einer ersten Untersuchung vor elf Tagen waren Dettmann zufolge unter 550 gesunden Fischen 14 Arten entdeckt worden, darunter Barsche, kleine Zander, Hechte, Steinbeißer. Letzterer sei eine sehr empfindliche Fischart.

Ein lebender Fisch der Art Döbel wird von Fischereiwissenschaftlern vom IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei gezeigt. Wissenschaftler vom IGB waren am Vormittag auf dem deutsch-polnischen Grenzfluss Oder unterwegs, um hier lebende Fische zu fangen.
Ein lebender Fisch der Art Döbel wird von Fischereiwissenschaftlern vom IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei gezeigt. Wissenschaftler vom IGB waren am Vormittag auf dem deutsch-polnischen Grenzfluss Oder unterwegs, um hier lebende Fische zu fangen.

© dpa/Patrick Pleul

Auch eine zweite Beprobung an diesem Dienstag habe ein vorläufiges positives Bild gebracht. Es seien noch mehr gesunde Fischarten hinzugekommen, eine endgültige Auswertung folge, so Dettmann. Offenbar habe das Algentoxin nicht alle erreicht.

Seit Anfang August war aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch geborgen worden. Mehrere Hundert chemische Substanzen könnten als Mitverursacher der Umweltkatastrophe in Frage kommen, hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Montag mitgeteilt. Die genaue Ursache für die Umweltkatastrophe ist noch unklar.

Wasserstand um einen Meter gestiegen

Mittlerweile ist das Wasser der Oder nach Angaben des Geschäftsführers des Landesfischereiverbands um etwa einen Meter gestiegen. „Die Oder erholt sich, aber bis das ausgeheilt ist, was kaputt gegangen ist, das wird Jahre dauern“, schätzte Dettmann.

Wie schnell sich das Toxin der Alge im Fluss abbaue, kann nach Angaben des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) noch nicht gesagt werden. Das werde von anderen Wissenschaftler:innen noch untersucht.

Einen lebenden Fisch der Art Döbel hält ein Fischereiwissenschaftler vom IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in seinen Händen. Wissenschaftler vom IGB waren am Vormittag auf dem deutsch-polnischen Grenzfluss Oder unterwegs, um hier lebende Fische zu fangen.
Einen lebenden Fisch der Art Döbel hält ein Fischereiwissenschaftler vom IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in seinen Händen. Wissenschaftler vom IGB waren am Vormittag auf dem deutsch-polnischen Grenzfluss Oder unterwegs, um hier lebende Fische zu fangen.

© dpa/Patrick Pleul

Es gebe bisher wenige Studien, in denen der Abbau des Toxins durch Licht (Photolyse) nachgewiesen wurde, hieß es vom Institut dazu. Der Abbau des Algengifts sei ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie etwa Lichtintensität, Eigenschaften des Wassers und der Art des Toxins.

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Unterdessen warnte die Geschäftsführerin des Verbandes Forum Natur, Sabine Buder, davor, die Suche nach dem Verursacher der Umweltkatastrophe zu vernachlässigen. Die biologische Ursache durch das Algen-Toxin sei eine „Wohlfühlargumentation“.

„Was bis heute nicht rekonstruiert wurde, ist, wer derjenige war, der die Einleitung von Stoffen vorgenommen hat“, sagte Buder.

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Das irritiere mit Blick auf das deutsch-polnische Treffen in Bad Saarow, dass dieser Punkt momentan keine Relevanz mehr zu haben scheine, kritisierte sie.

Ergebnisse bis Ende September

Bis zum 30. September soll eine Gruppe deutscher und polnischer Expert:innen Ergebnisse zur Ursache des massiven Fischsterbens in der Oder vorlegen. Das hatten Bundesumweltministerin Steffi Lemke und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa am Montag in Bad Saarow beim Treffen des deutsch-polnischen Umweltrates angekündigt.

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Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder hat Polens Wasserbehörde nach eigenen Angaben 282 Abwasserabflüsse ohne aktuelle wasserrechtliche Genehmigung entdeckt. Die polnische Polizei setzte eine Belohnung von umgerechnet 210.000 Euro für Hinweise auf den:die Täter:in aus.

Damit sich so eine Katastrophe nicht wiederholt, fordern der Landesfischereiverband und das Forum Natur in Brandenburg die Einführung eines Katasters der Anrainerstaaten Deutschland, Polen und Tschechien. Das soll nach Angaben von Dettmann einen Überblick darüber geben, wer was in die Oder einleitet, wann und wie viel. (dpa)

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