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Insgesamt circa 2700 Sitzplätze gibt es nach TU-Angaben in den Seminarräumen und Hörsälen des Mathe-Gebäudes an der Straße des 17. Juni.

© IMAGO/Schöning

Update

Unbekannte lösten durch Sabotage Wasserschaden aus: TU Berlin muss Mathegebäude schließen

Bereits im April hatten Unbekannte mutwillig einen Wasserschaden im Mathegebäude der Technischen Universität herbeigeführt. Jetzt muss das Haus deswegen schließen, mit massiven Folgen.

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Die Technische Universität (TU) Berlin hat akut ihr Mathematik-Gebäude komplett geschlossen – die Folgen für den Lehr- und Forschungsbetrieb sind massiv. Grund ist ein Wasserschaden, der durch mutwillige Sabotage herbeigeführt wurde: Unbekannte hatten Abflüsse in Waschbecken verstopft und dann die Wasserhähne aufgedreht.

TU-Kanzler Lars Oeverdieck sprach am Freitagvormittag von einer dramatischen Lage: „Es handelt sich um eines unserer größten Gebäude.“

Der Bau verfüge über sieben Hörsäle, Dutzende Seminarräume, den größten Rechner-Pool der TU, eine Bibliothek und Büroflächen für viele Mitarbeiter:innen – alle müssten jetzt umziehen. So müssen laut TU allein für 300 Lehrveranstaltungen neue Räume gefunden werden. Oeverdieck forderte die Berliner Landespolitik auf, endlich beim Abbau des massiven Sanierungsstaus an den Hochschulen zu handeln.

Am frühen Donnerstagabend hatte die Uni auf Twitter über die kurzfristige Schließung noch ab demselben Abend informiert. Hintergrund ist demnach ein Wasserschaden und eine damit einhergehende starke Beeinträchtigung der Stromversorgung.

„Die komplette Schließung betrifft Lehre, Forschung und Verwaltung. Lehrveranstaltungen werden, soweit es möglich ist, kurzfristig verlegt“, teilte die Uni auf ihrer Webseite mit. Das Gebäude werde daher mit der regulären Schließung am Donnerstag ab 22 Uhr nicht mehr zugänglich sein. Insgesamt rund 2700 Sitzplätze gibt es nach TU-Angaben in den Seminarräumen und Hörsälen des Gebäudes an der Straße des 17. Juni.

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Wie die Uni mitteilte, sei bereits Mitte April „mutwillig ein massiver Wasserschaden herbeigeführt“ worden. Laut einer Sprecherin hätten Unbekannte damals im achten Stockwerk die Abflüsse in zwei Waschbecken verstopft und dann die Hähne aufgedreht, worauf das Gebäude geflutet wurde. Die Unbekannten verwendeten dabei Toilettenpapier, das mit einer Substanz vermischt wurde, die das Ganze verhärtete, präzisierte die TU am Freitagnachmittag. Worum es sich bei der Substanz handelte, etwa um Zement, habe im Nachhinein nicht zweifelsfrei festgestellt werden können.

Schon damals hätten Teile des Gebäudes gesperrt werden müssen. Bisher sei das Schadensausmaß nicht vollumfänglich erkennbar gewesen. Bei Überprüfungen am Mittwoch seien nun weitere Mängel entdeckt worden.

Grund für die Schließung des gesamten Gebäudes sei, dass der Ostflügel vom Kellergeschoss bis zum achten Obergeschoss von der Stromversorgung getrennt werden müsse. Das betreffe auch die Brandüberwachungsanlage sowie die Sicherheits- und Außenbeleuchtung, hieß es von der Uni. „Damit ist eine gefahrlose Nutzung des Gesamtgebäudes nicht mehr möglich.“

Die Uni versuchte am Freitag unter Hochdruck, für Studierende und Lehrende Alternativen zu suchen. So müssen demnächst auch zahlreiche Prüfungen umgeplant werden. Ebenso ist die Exzellenzforschung der Uni betroffen: Im Gebäude befindet sich zum Beispiel die Geschäftsstelle des in der Exzellenzinitiative geförderten Mathematik-Clusters. Die TU bat Lehrende und Studierende, sich auf der Lernplattform ISIS aktuell zu informieren. Beschäftigte, die einen Arbeitsplatz im Mathegebäude haben, sollen ihre Tätigkeit bis auf Weiteres in mobiler Arbeit fortsetzen.

Das Mathegebäude wurde Anfang der 1980er eröffnet, es ist eines der markanten Häuser an der Straße des 17. Juni direkt gegenüber des TU-Hauptgebäudes. Schon seit langem gilt es als Sanierungsfall. Die Uni hatte das Mathe-Gebäude daher bereits vor sechs Jahren für die Investitionsplanung des Landes zur Sanierung angemeldet, geschehen sei seitdem nichts, sagte TU-Kanzler Oeverdieck. „Wir fordern, dass der Abbau des Sanierungsstaus deutlich an Fahrt aufnimmt.“

Das könne auch in Kooperation mit Dritten oder mit Bundesmitteln geschehen – „Hauptsache es passiert was“. Auch wenn der Schaden jetzt mutwillig verursacht wurde, wäre der Schaden in einem sanierten Bau wahrscheinlich nicht so dramatisch gewesen.

Wann der Schaden behoben werden könne, sei noch nicht absehbar, sagte Oeverdieck. „Zu befürchten ist, dass wir es komplett gar nicht mehr aufmachen können, sondern nur noch in Teilen.“ Eine dringend nötige Komplettsanierung sei von der TU mit 150 Millionen Euro veranschlagt worden, schon lange vor dem aktuellen Schaden. Zwar wird ein neues Gebäude für die Mathematiker bereits gebaut – allerdings soll in das Mathegebäude dann ein anderer Fachbereich einziehen, dessen Haus ebenfalls dringend saniert gehört.

Tobias Schulze, wissenschaftspolitischer Sprecher der Linken im Abgeordnetenhaus, forderte den Senat auf, „schnellstmöglich“ eine Liste vorzulegen, welche Hochschulbauten bei der Sanierung priorisiert werden und ein finanzielles Konzept dafür zu erstellen. Es brauche eine Übereinkunft von Senat und Hochschulen, wie der Sanierungsstau abgebaut werden könne. Hier sei seit Jahren nichts passiert. Auch müssten Sanierungen vor Neubauten stehen: „Wenn uns die Bestandsgebäude wegbröseln, nutzen uns Hochglanzneubauten daneben auch nichts.“

Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) sprach in Bezug auf das TU-Gebäude auf Anfrage von „dringendem Handlungsbedarf“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei aber noch unklar, ob und welche Bedarfe durch den Vorfall entstanden seien. Sie stehe dazu mit der Unileitung in engem Kontakt. 

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