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Nahverkehr: Millioneneinsparungen durch S-Bahn-Ausschreibung?

Bei einer Ausschreibung des S-Bahn-Verkehrs auf den Nord-Süd-Linien könnte Berlin Millionen sparen, sagt der VBB-Chef. Zuschüsse könnten sinken und die Preise langsamer steigen.

Der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, Hans-Werner Franz, hat den Senat aufgefordert, den Betrieb der S-Bahn auf den Nord-Süd-Strecken in einem Wettbewerb auszuschreiben. Je nach Vorgaben könne das Land dann innerhalb von zehn Jahren zwischen 88 Millionen Euro und 196 Millionen Euro sparen, ist Franz überzeugt. Die Tochtergesellschaft der Bahn AG überweist dem Konzern, wie berichtet, derzeit jährlich rund 60 Millionen Euro als Gewinn – finanziert aus Zuschüssen des Senats und aus Fahrgeldeinnahmen.

Da die S-Bahn eines der größten Unternehmen im Verkehrsverbund sei, wäre nach einer Ausschreibung ein langsamerer Anstieg der Fahrpreise denkbar, sagte Franz. Und der Senat könnte seinen Zuschuss erheblich verringern. Wenn der künftige S-Bahn-Betreiber Neubaufahrzeuge einsetzen sollte, könnten nach VBB-Berechnungen bei einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren 88 Millionen Euro gespart werden, bei Gebrauchtfahrzeugen sogar 196 Millionen Euro.

In einer Ausschreibung könnte der Senat auch festlegen, wie viel Personal es auf Bahnhöfen und in den Zügen geben solle, sagte Franz weiter. Die S-Bahn zieht derzeit ihr Personal von den Bahnhöfen ab. Dahinter stecke vor allem der Druck der Bahn AG, der aus allen Geschäftsfeldern das Maximum an Ertrag herausholen wolle, um an der Börse attraktiv für Anleger zu werden, sagte Franz.

Die Koalitionsparteien SPD und Linke lehnen eine Ausschreibung ab, weil dann das bisher einheitliche S-Bahn-System zerrissen würde, was Franz aber nicht gelten lässt. Und der Senat versucht derzeit, durch den Verzicht auf eine Ausschreibung die S-Bahn zu einem Entgegenkommen zu bewegen. Das Unternehmen soll unter anderem darauf verzichten, nachträglich höhere Energiekosten geltend zu machen. Durch eine Ausschreibung ließe sich viel mehr sparen, sagte Franz.

Der Verkehrsvertrag der S-Bahn mit dem Senat läuft bis Ende 2017. Im Dezember 2013 könnten aber die Nord-Süd-Strecken von einem anderen Betreiber übernommen werden, wenn sich dieser in einer Ausschreibung, die der Vertrag ausdrücklich zulässt, durchsetzen würde. Würde die S-Bahn diesen Auftrag verlieren, wäre dies nach Ansicht von Franz nicht so gravierend, als wenn sie 2017 das gesamte Netz abgeben müsste, was theoretisch möglich ist. Klaus Kurpjuweit

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