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Noel Martin wurde Opfer eines fremdenfeindlichen Angriffs und ist seitdem gelähmt.

© dapd

Neonazi-Opfer erneut überfallen: Viele Menschen wollen Noel Martin helfen

Noel Martin, der einst in Brandenburg von Rechtsextremen attackiert wurde und seitdem querschnittsgelähmt ist, wurde in England überfallen. Jetzt wollen viele Brandenburger helfen – auch mit Spenden.

Noel Martin hat sich vom Schock nach einem Raubüberfall in der vergangenen Woche erholt und ist gerührt über die Anteilnahme. „Ich habe 100 Anrufe erhalten. Darunter war eine junge Frau aus Brandenburg, die im Gespräch in Tränen ausbrach. Sie konnte nicht verstehen, warum man ausgerechnet mir so etwas antun kann“, sagte Martin dem Tagesspiegel.

Der 52-jährige Brite jamaikanischer Eltern war hierzulande, aber auch in Großbritannien, bekannt geworden, nachdem er im Jahre 1996 Opfer eines Anschlages in Mahlow (Dahme-Spreewald) wurde. Seitdem ist er vom Hals abwärts gelähmt. Er engagiert sich gegen Rassismus, etwa indem er mit seiner Stiftung Jugendaustauschreisen zwischen Deutschland und England organisiert. Vor einer Woche waren drei Unbekannte in sein Haus in Birmingham eingedrungen, hatten zwei Pflegerinnen gefesselt und mit einer Pistole und Messer bedroht. Sie raubten 1000 Pfund aus dem Safe im Keller sowie eine Uhr und Ringe. Letztere waren Erinnerungsstücke an Martins verstorbene Ehefrau Jacqueline.

Eine der Pflegerinnen steht offenbar unter Schock und ist bisher nicht wieder zur Betreuung Martins erschienen. „Das kann ich verstehen. Ich fürchte nur, dass es schwierig wird, überhaupt Pflegepersonal zu finden.“ Martin ist auf Betreuung rund um die Uhr angewiesen.

Ein Sprecher der Polizei Birmingham sagte dieser Zeitung, es habe sich um eine „besonders üble Tat und sicher erschreckende Erfahrung für die beiden Pflegerinnen“ gehandelt. Man verfolge mehrere heiße Spuren. Es gebe konkrete Verdächtige, allerdings habe es noch keine Festnahmen gegeben. Martin selbst gab sich betont gelassen: „Was hätten die mir schon antun können? Der Tod schockt mich nicht. Ich hab nichts mehr zu verlieren.“

Nachdem der Tagesspiegel vergangene Woche über den Überfall berichtet hatte, kündigten Privatleute und auch die Landtagsfraktion der Linken – sie gibt 500 Euro – Spenden an seine Stiftung an. „Dafür bedanke ich mich sehr“, sagte Martin. Er wolle das Geld verwenden, um den diesjährigen Jugendaustausch zu finanzieren.

Geplant sei im Mai eine Reise in ein Zeltlager für deutsche Jugendliche nach Birmingham mit einem Abstecher nach Wales. Im vorigen Jahr waren 15 junge Briten nach Mahlow gereist, um dort mit Gleichaltrigen zusammenzukommen.

Informationen zum Spendenkonto unter: www.noel-martin.de oder telefonisch unter (0331) 281466.

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