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Berlin: Neue Eishalle: Capitals und Eisbären wetteifern um Sportdome

Schon im Jahr 2003 könnte Berlin die lang ersehnte große Mehrzweckhalle haben. Gestern präsentierte der Siemens-Konzern die Pläne für eine privat finanzierte Halle für 20 000 Menschen.

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Schon im Jahr 2003 könnte Berlin die lang ersehnte große Mehrzweckhalle haben. Gestern präsentierte der Siemens-Konzern die Pläne für eine privat finanzierte Halle für 20 000 Menschen. Die geplanten Hauptnutzer, der Eishockey-Verein Berlin Capitals, ist begeistert: "Ich würde mich freuen, in so einer tollen Halle spielen zu dürfen", sagte Capitals-Prokurist Gerhard Brüderer. Beteiligt am 450 Millionen Mark teuren Projekt am U-Bahnhof Paulsternstraße ist neben Siemens der finnische Konzern Jokerit. In Zugzwang kommen nun die "Eisbären". Der Capitals-Rivale plant ebenfalls eine große Halle. "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", heißt es lapidar in der Bauverwaltung. Denn mehr als eine große Halle verträgt die Stadt nicht.

Der finnische Unternehmen Jokerit betreibt in Helsinki die Großhalle "Hartwell Areena" und steht in Hamburg kurz vor dem Baubeginn. Neben dem Rund für 20.000 Zuschauer sind eine weitere Trainingshalle, ein Hotel, Restaurants und Büros geplant. Die Halle selbst soll 300 Millionen kosten, das Drumherum weitere 150 Millionen. Das 80.000 Quadratmeter große Grundstück bringt Siemens in die Partnerschaft ein.

Siemens und die anderen Investoren hatten am Mittwochabend das Projekt den Senatoren Strieder und Branoner vorgestellt. Da man ohne eine Mark öffentliche Mittel auskommen will, waren beide Herren den Plänen zugeneigt. Eine "tolle Idee", die von Branoner ausdrücklich unterstützt werde, sagte der Sprecher der Wirtschaftsverwaltung, Michael Wehran. "Ein interessantes Konzept", lobte Strieders Sprecherin Buchholz. "Berlin braucht schnell so eine Multifunktionshalle", meint auch Spandaus Baustadtrat Röding. Er verspricht den Investoren eine rasche Genehmigung.

Erste Architektur-Entwürfe für das derzeit als Kleingartenkolonie genutzte Areal an der Ecke Nonnendammallee/Paulsternstraße hat das Berliner Büro Kny & Weber vorgelegt. Finanziert werden soll das Millionen-Projekt nicht nur mit Veranstaltungen, sondern auch durch den Verkauf von Logen. In Hamburg - dort plant Jokerit eine 14 000-Zuschauer-Halle - braucht man 100 bis 120 Veranstaltungen, darunter 40 Konzerte pro Jahr, damit sich das Projekt rechnet. Eine Loge soll dort für fünf Jahre vergeben werden und bis zu 160 000 Mark kosten. In der Hartwall Areena in Helsinki gibt es 70 derartige Suiten für Zuschauer.

Capitals-Prokurist Gerhard Brüderer hofft auf den großen Eishockey-Boom, wenn die Halle fertig ist: "Wir würden uns locker einen Zuschauerschnitt von 10 000 pro Spiel zutrauen." Derzeit sind zwar nicht einmal die 6425 Plätzen in der Eissporthalle an der Jafféstraße immer ausverkauft. Das liegt an der Halle, sagt Brüderer - "ein Abbruchschuppen". Die Halle an der Jaffatraße war Anfang der 70er Jahre in Billigbauweise als Provisorium für wenige Jahre gebaut worden. Heute steht sie der Messe-Erweiterung im Weg, der Senat hat den Capitals jedoch zugesichert, dass die Halle erst abgerissen wird, wenn es eine neue Eishalle für den Verein gibt. Die jüngste Idee der CDU, die Capitals in das Weddinger Erika-Heß-Eisstadion zu zwängen, nannte Weddings Baustadtrat Bernd Schimmler gestern eine "Schnapsidee". Dort gäbe es nur 2440 Plätze.

Für die geschlossene Deutschlandhalle verschlechern sich die Aussichten mit dem Neubau in Siemensstadt. Die Senatoren Strieder und Branoner sind sich auch in der Einschätzung einig, dass beim Bau der Spandauer Halle die Umbaupläne für die Deutschlandhalle neu diskutiert werden müssten. Noch vor einer Woche hatte der Senat erklärt, dass die denkmalgeschütze Deutschlandhalle für die Capitals mit einer Eisbahn versehen werden soll. Denn die Messegesellschaft drängt auf den Abriss der Eissporthalle. Kommt die neue Halle in Siemensstadt, "kann die Deutschlandhalle abgerissen werden", sagte Strieders Sprecherin Dagmar Buchholz gestern. Geld für den Umbau sei im Haushalt ohnehin nicht vorgesehen.

Ungewiss bleibt der Stand der Dinge bei den Eisbären. Denn der Eigentümer des Ost-Berliner Vereines, der US-Milliardär Anschutz, plant ebenfalls eine Halle in dieser Größenordnung. Anschutz hatte zum Beispiel nach der Übernahme der "Los Angeles Kings" dem Verein eine riesige Halle spendiert. Eisbären-Sprecher Moritz Hillebrand bestätigte gestern nur, dass der Bau einer Halle im Ostteil der Stadt geplant sei, wo genau wollte er nicht sagen. Eishockey-Experten glauben, dass Anschutz auf dem Gelände der heutigen Spielstätte, dem Sportforum Hohenschönhausen, oder auf dem Gelände des 1994 abgerissenen Stadions der Weltjugend in Mitte bauen will. Doch die Chancen, den für eine kommerzielle Halle sehr attraktiven Standort zu erhalten, sind gering. "Der innerstädtische Standort ist völlig ungeeignet für eine Großhalle", sagte die Sprecherin der Bauverwaltung, Buchholz.

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