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Berlin: Neue Perspektiven in der alten Mitte

An der Leipziger Straße wird nun doch gebaut – trotz des Rechtsstreits um alte Wertheim-Grundstücke

Die Ödnis gegenüber dem Bundesfinanzministerium ist bald Geschichte. Bagger heben an der Leipziger Straße die Baugrube für drei neue Geschäftshäuser aus. Doch die größte Fläche am Leipziger Platz wird noch auf Jahre hinaus eine Brache bleiben – das sind die Grundstücke der ehemaligen Kaufhausfamilie Wertheim, um die sich die Erben und der Karstadt-Konzern streiten. Immerhin kann der Projektentwickler Bauwert jetzt loslegen. Am Dienstag hatte der Senat auch formal den Boden geebnet und einen gültigen Bebauungsplan für das Areal aufgestellt. Die Landesregierung hofft, dass damit die Grundlage geschaffen ist, um neue Investoren für das Areal zu gewinnen.

Die neue Regelung sieht vor, dass Investoren künftig schneller zum Zuge kommen, wenn sie hier bauen wollen, da die baufertigen Brachflächen im Norden und Nordosten des Leipziger Platzes formal getrennt wurden von jenen, die wegen des Rechtsstreits mit den Wertheim-Erben noch nicht bebaut werden können.

Von dieser Neuregelung betroffen sind vor allem drei Grundstücke, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD). Neben den Brachflächen links und rechts der kanadischen Botschaft, die dem Deutschen Reisebüro und dem Automobilclub von Deutschland gehören, betrifft das vor allem eine große Fläche an der nordöstlichen Ecke des Geländes, das von einer Tochterfirma der Deutschen Bahn verwaltete Grundstück an der Voßstraße. Insgesamt sind auf dem noch unbebauten Areal Investitionen in Höhe von 500 bis 600 Millionen Euro möglich, schätzt die Bauverwaltung.

Die Bauwert will an der Leipziger Straße drei Blöcke errichten. Zwei hat sie an die Volksfürsorge verkauft. Für den dritten Block gibt es noch keinen Käufer oder Mieter. Trotzdem hat es die Bauwert eilig. Im November wird der Grundstein gelegt, im April 2007 sollen die Häuser fertig sein. Für die Neubauten musste im Frühjahr die Disko Tresor Platz machen.

Wann auf den Rest-Grundstücken zwischen Leipziger Straße, Voß- und Wilhelmstraße etwas passiert, ist noch offen. Karstadt hatte im Frühjahr zwar einen Prozess vor dem Berliner Verwaltungsgericht verloren. Die Kammer sprach den Wertheim-Erben die Grundstücke zu. Beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat Karstadt aber Beschwerde eingereicht, weil die Berliner Richter eine Revision gegen das Urteil nicht zuließen, erklärte Karstadt-Sprecher Howe.

Aus Sicht des Rechtsanwalts Stefan Minden ist das reine Verzögerungstaktik. Minden vertritt die Jewish Claims Conference (JCC), die für die Wertheim-Erben um die Grundstücke streitet. Mit einer Entscheidung in Leipzig rechnet er nicht so bald: „Ich glaube, dass wir in diesem Jahr keine Klarheit mehr bekommen.“ Karstadt sieht sich als rechtmäßiger Eigentümer, schließlich habe Karstadt den Wertheim-Konzern einst übernommen.

Auch auf den restlichen Flächen des Areals, entlang der Voß- und der Wilhelmstraße, überlagern sich Eigentumsansprüche von Banken und einer Immobilientochter der Deutschen Bahn. Hier müssen ebenfalls Gerichte entscheiden. Die südliche Hälfte des Oktogons am Leipziger Platz ist jedoch demnächst fertig. Beim Büro- und Geschäftshaus, das Sony zusammen mit der Württembergischen Lebensversicherung baut, ziehen im Oktober die ersten Mieter ein.

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