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Berlin: Neues Museum für den alten Westen

Besucher stürmen Villa Oppenheim.

Ganz überraschend kommt der Andrang für Birgit Jochens nicht. „Wir hatten in den vergangenen Tagen zahlreiche Anfragen“, sagt die Leiterin des am Sonntag eröffneten Museums Charlottenburg-Wilmersdorf. Dennoch sieht sich Jochens in der frisch sanierten Villa Oppenheim freudig um: Mit so vielen Besuchern hätte selbst sie an diesem regnerischen Sonntagnachmittag nicht gerechnet.

Hunderte Menschen drängen sich durch die vier Ausstellungen im Erdgeschoss und im ersten Stock. Im Treppenhaus riecht es nach regennasser Kleidung und nach frischer Farbe. Zwei Jahre hat der 1,6 Millionen teure, hauptsächlich aus Mitteln der Lottostiftung finanzierte Umbau der rund 130 Jahre alten Villa gedauert. „Mein großes Kompliment. Das Museum wird zur kulturellen Stärkung des Weststandorts beitragen“, zeigt sich Kulturstaatssekretär André Schmitz begeistert. Neben ihm und Jochens hält auch Bezirksstadtrat Klaus-Dieter Gröhler zu Beginn im überfüllten Auditorium eine feierliche Ansprache. Danach liest der Schriftsteller Rolf Hochhuth Texte zum Thema Widerstand: Die Schwiegermutter des 80-Jährigen gehörte zu den Frauen, die in der NS-Zeit im ehemaligen Gerichtsgefängnis Kantstraße 79 inhaftiert waren. Eine der vier Ausstellungen ist diesen Widerständlerinnen gewidmet. Zwei weitere Ausstellungen beschäftigen sich mit der Stadtgeschichte der City-West sowie mit den Familien Mendelssohn und Oppenheim, den ehemaligen Besitzern der Villa.

„Das Museum ist ein Gewinn für Charlottenburg, nachdem immer mehr Kunstschätze wie die Nofretete auf die Museumsinsel gewandert sind“, findet Anwohnerin Viktoria Rehberg. Sie verschafft sich im ersten Stock einen Eindruck von der erstmals komplett ausgestellten Kunstsammlung Charlottenburg mit Werken aus 400 Jahren und dem Schwerpunkt auf der Berliner Secession. Die meisten Besucher werfen nur einen ersten kurzen Blick auf die Gemälde von Walter Leistikow, Hans Baluschek und Eduard Gaertner. „Man muss einfach bald noch einmal wiederkommen, wenn es ruhiger ist“, sagen Susanne Fels und Miroslava Synkova. Die Freundinnen kennen noch den alten Standort gegenüber dem Schloss Charlottenburg, wo das Museum seit 1987 beheimatet war. Wie viele hofft auch Synkova auf viele Veranstaltungen und Konzerte. Im Sommer soll es auf der Vorterrasse der Villa Lesungen geben. Ewa Kalwa

Das Museum ist in der Schloßstraße 55. Di-Fr 10-17 Uhr, So 11-17 Uhr. Eintritt frei. Internet: www.villa-oppenheim-berlin.de.

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