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Alle Kinder, egal welcher Herkunft, sollen sich in der neuen Ausstellung willkommen fühlen.

© DAVIDS/Sven Darmer

Neues Museum für Kinder: Eine Arche für alle

Das Jüdische Museum eröffnet bald seine Kinderwelt. Neben Spiel und Spaß geht es auch um Politik.

Ein Museum nicht nur zum Anschauen, sondern zum Fühlen, Klettern, Entdecken: Das möchte Ane Kleine-Engel, die Leiterin der neuen Kinderwelt im Jüdischen Museum, ab dem 17. Mai den Besuchern präsentieren. "Die Kinder sollen Teil der Geschichte sein", sagt sie.
Im Moment ist das Projekt "ANOAH", verkürzt für Arche Noah, noch eine Baustelle. Es riecht nach Farbe und Holz, vereinzelt stehen Gerüste herum, auf denen noch gearbeitet wird. Kern des Kindermuseums ist eine große runde Arche aus Fichtenholz, mit einem Durchmesser von 28 Metern.

Tiere aus Kochtöpfen und Feuerwehrschläuchen

In und um die Arche verteilt finden sich mehr als 150 verschiedene Tiere, alle auf ihre Art einzigartig. Die Tiere wurden von 18 verschiedenen Berliner Künstlern aus Alltagsgegenständen zusammengesetzt. Manche von ihnen spielen in jüdischen Erzählungen und Sagen eine Rolle, andere zählen zu den bedrohten Arten. Einige wurden auch einfach der Schönheit wegen ausgewählt.

Es gibt ein Krokodil, das aus einem großen grünen Metallfass und mehreren Kochtöpfen zusammengesetzt wurde. Eine Eselin steht auf vier hölzernen Tischbeinen. Ein Paar Damenschuhe bildet die Ohren. Und das Nashorn ist kunstvoll in eine Haut aus Feuerwehrschläuchen eingewickelt.

Ane Kleine-Engel, die Leiterin des Projekts "ANOAH", wünscht sich, dass Kinder im Museum zu Hauptdarstellern werden.
Ane Kleine-Engel, die Leiterin des Projekts "ANOAH", wünscht sich, dass Kinder im Museum zu Hauptdarstellern werden.

© DAVIDS/Sven Darmer

Die kleinen Besucher ab drei Jahren sollen mit den Tieren interagieren. Ein Eisbär hängt in einem großen Schleppnetz, das an der Decke festgemacht ist. Mit vereinten Kräften können sie ihn in die rettende Arche bugsieren. Danach kann entweder auf die benachbarte Schlange geklettert oder auf dem Bauch eines übergroßen Faultiers entspannt werden.

Gesellschaftliche Vielfalt wird zum Thema gemacht

Wenn beim Spielen mal ein Detail kaputt gehe, sei das nicht weiter schlimm, sagt Ane Kleine-Engel. Ein abgebrochenes Ohr könne man auch ersetzen. "Die Kinder spüren allerdings auch ziemlich genau, dass es sich hier um besondere Gegenstände handelt, mit denen man vorsichtig umgehen muss."

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Gleichzeitig sollen den Kindern auch Botschaften vermittelt werden. Der aus den USA stammende Chefdesigner Alan Maskin nahm vor vier Jahren an der Ausschreibung für das Projekt teil und erlebte damals ein Deutschland, dass sich zu seinem Erstaunen für Flüchtlinge aus aller Welt geöffnet hatte. "Alle Kinder, egal welchen Glaubens oder welcher Herkunft, sollen sich auf der Arche willkommen fühlen", sagt er.

Auf dem Bauch des Faultiers kann man nach dem Spielen wunderbar entspannen.
Auf dem Bauch des Faultiers kann man nach dem Spielen wunderbar entspannen.

© DAVIDS/Sven Darmer

Die Geschichte von Noah findet sich schließlich sowohl im Judentum, im Christentum als auch im Islam wieder. So wie alle verschiedenen Tierarten auf der Arche Platz finden, solle auch die Gesellschaft jeden akzeptieren.

Das Ziel: Große Probleme spielerisch vermitteln

Auch der Klimawandel wird im Rahmen des Projekts thematisiert. Dabei wird die Parallele zwischen biblischer Sturmflut und steigendem Meeresspiegel bewusst gezogen. In beiden Fällen sei schließlich der Mensch in gewisser Weise verantwortlich, sagt Projektleiterin Kleine-Engel. In einem kleinen Wasserkanal sollen selbstgebastelte Boote zu Wasser gelassen werden, um den rettenden Berg Ararat zu erreichen.

Was die einzelnen Tiere und Stationen genau zu bedeuten haben, wird von elf pädagogisch geschulten "Vermittlern" erzählt. Immer wieder soll die Frage gestellt werden: Was können wir tun, um die Welt ein Stück besser zu machen?

Kai Gies

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