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Berlin: Nicht vergessen

17-Jähriger brilliert bei Geschichtswettbewerb mit Beitrag über Hans Beimler

Was ist eigentlich ein Held? Die Frage erscheint zu schwer, um sie in einem Schülerwettbewerb zu stellen. Doch Rahul Kulka, 17 Jahre alt, beweist das Gegenteil: Der Berliner gewann den 2. Bundespreis im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Das Thema: „Helden: verehrt – verkannt – vergessen“. Heute erhält Kulka den Schülerpreis des deutschen Historikerverbandes für die Arbeit über den kommunistischen Widerstandskämpfer Hans Beimler.

Durch Zufall las Kulka vor zwei Jahren einen Artikel des Tagesspiegels, der auf Beimler aufmerksam machte. Fünf Straßen in Berlin waren umbenannt worden, darunter die Otto-Braun-Straße; ein Verein hatte damals den alten Namen aus DDR-Zeiten wieder angebracht: Hans- Beimler-Straße. Eine Erinnerung an den in der DDR gefeierten Helden Beimler, den Widerstandskämpfer, den Antifaschisten.

Beimler, ein deutscher Kommunist der ersten Stunde, war in Bayern aktiv, später Reichstagsabgeordneter. Sein politisches Engagement brachte ihn 1933 ins KZ Dachau, aus dem er in abenteuerlicher Weise floh – „wie er das geschafft hat, ist schon verrückt“, sagt Kulka.

Beimler zog es nach Spanien, wo er im Bürgerkrieg kämpfte. Am 1. Dezember 1936 wurde er erschossen. Wie Beimler starb, ist bis heute umstritten. Möglicherweise war es ein Anschlag von kommunistischen Kadern, vielleicht auch die Tat eines Franco-Soldaten. „Der Schuss war gut erwogen/Der Lauf war gut gezogen/Ein deutsches Schießgewehr“ heißt es in Ernst Buschs Lied über den „Kameraden“ Hans Beimler. Der DDR war wichtig festzuhalten, dass Beimler im Kampf gegen den deutschen Faschismus zu Tode kam. „In der DDR wurde Beimler zum Widerstandskämpfer aufgebauscht“, so Kulkas Urteil. Beimler war ein Gegner der Weimarer Republik. Trotzdem sieht Kulka ihn als Helden, weil er danach gegen die Nazi-Diktatur kämpfte.

Auch das deutsche Parlament ist sich nicht darüber einig, wie es dieses Kommunisten gedenken soll. Im Reichstag selbst, im „Archiv der Deutschen Abgeordneten“, klebt unter dem Namen Beimlers der Zusatz: „Opfer des Nationalsozialismus“. Bei den Schieferplatten vor dem Reichstag, die den Opfern der NS-Diktatur gewidmet sind, wird er jedoch nicht genannt.

Ein halbes Jahr lang arbeitete Rahul Kulka an seinem Text über Beimler, wälzte Buch um Buch. Nebenher machte er sein Abitur am Zehlendorfer Werner-von-Siemens-Gymnasium. Nun wird er Geschichte studieren, seinem Vorbild Hugh Trevor-Roper nacheifern, dem großen englischen Historiker. Kulka hat sich als Studienort Trevor-Ropers alte Wirkungsstätte gewählt: Am Montag beginnt sein erstes Trimester an der Universität Oxford. Jan Ludwig

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