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Berlin: Nichts für Schnäppchenjäger - Die Werke prominenter Künstler brachten eine halbe Million Mark ein

Es waren traumhafte Bedingungen für einen Auktionator, und Peter Raue nutzte sie meisterhaft: Der prominente Berliner Anwalt konnte bei der Künstler-für-Kinder-Auktion im Jüdischen Museum nicht nur auf die hohe Qualität der zu versteigernden Kunstwerke und die großen Namen ihrer Schöpfer hinweisen, sondern auch auf den guten Zweck. Wenn ihm das Gebot zu niedrig erschien, gab sich Raue echt betroffen und erinnerte die etwa 300 Käufer und Gucker an die Unicef-Projekte, die so dringend auf Spenden warten: "Sie sollen kein Schnäppchen machen.

Es waren traumhafte Bedingungen für einen Auktionator, und Peter Raue nutzte sie meisterhaft: Der prominente Berliner Anwalt konnte bei der Künstler-für-Kinder-Auktion im Jüdischen Museum nicht nur auf die hohe Qualität der zu versteigernden Kunstwerke und die großen Namen ihrer Schöpfer hinweisen, sondern auch auf den guten Zweck. Wenn ihm das Gebot zu niedrig erschien, gab sich Raue echt betroffen und erinnerte die etwa 300 Käufer und Gucker an die Unicef-Projekte, die so dringend auf Spenden warten: "Sie sollen kein Schnäppchen machen. Sie sollen immer denken, Sie tun etwas Gutes."

Die idealerweise ebenso betuchten wie humorvollen Menschen, die in einem der Zacken des Libeskind-Baus in neugierfördernder V-Form vor dem Podium saßen - sie lachten charity-freudig und boten noch ein wenig mehr. So kamen schließlich nach vier Stunden der teilweise wirklich heißen Bieter-Gefechte um die 130 Bilder genau 500 000 Mark zusammen.

Genau 500 000 Mark!? So auf den Punkt konnte selbst Zeremonienmeister Raue die Auktion nicht auf Erfolg programmieren. Als trotz sensationeller Verkäufe wie einer Compact Disk von Brian Eno für 15 000, einem kleinen Ölbild vom ehemals Jungen Wilden Rainer Fetting für 10 700 Mark und einem Siebdruck von Christo und Jeanne-Claude für 8000 Mark beim letzten Werk noch 20 000 Mark fehlten, sprang der Berliner Unternehmer Klaus Krone noch einmal ein und machte die Sache rund. Krone, Telefon-Produzent und Direktor einer Beteiligungsgesellschaft, war nicht nur einer der Hauptsponsoren des auch vom Tagesspiegel unterstützten Benefiz-Ereignisses, sondern auch der großzügigste Bieter. In dunkles Tuch gewandet saß er in der ersten Reihe und brauchte bald nicht mehr die Bieter-Nummer zu heben. Krone nickte nur noch dezent, aber dafür fünfhundertmarksweise. Die Brian-Eno-CD, eine sphärische "Musik für Kinder", die der Londoner Musiker eigens für die Berliner Unicef-Auktion komponierte, kostete ihn nur noch ein Nicken. Für das Unikat wollte niemand mehr bieten als Krones vorab eingereichtes Gebot.

In den etwas niedrigeren Preisklassen wurde die Charme-Offensive vom Podium jedoch angemessen honoriert. Zwar tat sich der Schirmherr der Auktion, Staatskulturminister Michael Naumann, mit einer Stiftung des US-Schriftstellers Paul Auster noch etwas schwer. Naumanns feinsinnige Bemerkung, bei Austers "Credo" handele es sich um eine "lyrische Annäherung an die Quantenmechanik", wollte beim Publikum nicht so recht fruchten. Und selbst Naumanns letzter Appell gegen die literarischen Berührungsängste verhallten an den kahlen Wänden des Museums-Neubaus: "Wenn Auster den Nobelpreis hat, ist das bestimmt 8000 Mark wert." Immerhin, der Preis stieg von 1000 auf 2250 Mark. Aber nachdem der Minister eine vierköpfige Kinderschar samt Eltern begrüßt hatte - "Kinder sind moderner Kunst doch viel näher als wir Erwachsene" - begannen die lieben Kleinen gleich wie wild im Katalog zu blättern. "10 000 Mark, also wirklich, das ist das teuerste Bild", schalt der Papa mit einem stolzen Unterton angesichts so guten Geschmacks seines mittleren Sohnes. Die beste kinderreiche Mutter von allen erklärte einem andächtig lauschenden etwa sechsjährigen Töchterchen, "das Geld für die Bilder bekommen Kinder, die sehr, sehr arm sind und nichts zu essen haben." Der glückliche Kompromiss - ein hübsches Aquarell mit grünen Bäumen für 2000 Mark - hängt wohl bald in einem Zehlendorfer Kinderzimmer.

Mit-Auktionator Roger Willemsen agierte mit ehrenamtlich geübtem Charme. Der Talkmaster mochte nicht mit ansehen, dass ein Werk des Fotografen Paolo Roversi unter Wert weggehen sollte. Was sich für einen professionellen Auktionator verbietet, war hier vorbildliches Engagement: Willemsen ersteigerte das übrigens sehr schöne und zarte Frauenporträt "Lucy" für 4500 Mark und erreichte unter dem begeisterten Applaus der Bieterschar die magische 400 000-Mark-Marke.

Als Kulturminister Naumann nach drei Stunden den Schirm an die strahlende Benefiz-Organisatorin Dagmar Forelle abgab, rief Peter Raue ihm noch ein letztes Bonmot hinterher: "Wenn auch nur ein Viertel der Berliner Politprominenz dagewesen wäre - es hätte ihr nicht schlecht gestanden."

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