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Berlin: Niemand hat die Absicht …

Kamera läuft: Leander Haußmann inszeniert den Mauerfall

Die Gegend um das Mauermahnmal in der Bernauer Straße ist auch an normalen Wochenenden bei Spaziergängern sehr beliebt. Diesmal aber war nichts normal, im Drehbuch stand: Mauerfall. Wer am 11. November 1989 weder Videokamera noch Fotoapparat dabei hatte, erhielt endlich Gelegenheit, die versäumten Aufnahmen nachzuholen. Und die zahlreichen Zaungäste taten es eifrig, gruppierten sich vor den Trabis, bestaunten das Loch in der Mauer, auch wenn sie diesmal nur aus Holz war.

Wie schon in „Sonnenallee“ ist Detlev Buck auch in „Herr Lehmann“ als Produzent und Schauspieler dabei, wieder mit Regisseur Leander Haußmann. In der Romanvorlage von Sven Regener endet die Geschichte damit, dass Lehmann an der Heinrich-Heine-Straße den Mauerfall erlebt. Da es in Kreuzberg keinen geeigneten Drehort gab, verlegte man die Aufnahmen in den alten Grenzstreifen entlang der Bernauer Straße. Seit Mittwoch wuchs ein 100 Meter langer Wall aus Holz in die Höhe. Graffiti wurden nach Fotos originalgetreu nachgeahmt. Ein Wohnhaus an der Strelitzer Straße trimmten die Filmleute bis zum zweiten Stock auf Rußgrau. An der Fassade hing ein „Spekulanten raus aus Kreuzberg!“-Transparent - das 80er-Jahre-Gefühl war perfekt.

Am Sonnabend gegen 21 Uhr fiel die Mauer an der Strelitzer Straße dann zum ersten Mal. 350 Komparsen stellten die Freude jenes 9. November 1989 so echt nach, dass einem richtig warm ums Herz wurde. Nur Christian Ulmen als Herr Lehmann blieb wie immer am Rande des Geschehens.

Peter Disch

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