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Nußbaum und die Wählergunst: Realist gewinnt

Bernd Matthies über den Wähler und seinen überraschend klaren Blick.

Haha, Parteiendemokratie! Von wegen. Eine aktuelle Umfrage zeigt erneut, was aktuelle Umfragen schon seit Monaten zeigen: Der populärste Berliner Politiker ist der parteilose Finanzsenator Nußbaum.

Nun ist es zweifellos so, dass der Regierende Bürgermeister gegenwärtig ein paar Probleme hat, die seinen Amtsbonus nicht so zur Geltung kommen lassen, wie das früher der Fall war. Ein bisschen Sonnenkönig ist immer ganz gut, aber eben nicht, wenn die Sonne sich so pechschwarz verdunkelt. Die Quittung: Absturz, Platz 14, haarscharf vor zwei Piratenkapitänen, die für so gut wie gar nichts stehen. Was sagt das über die Befragten, die potenziellen Wähler, aus? Wie es scheint, sehen sie ziemlich genau hin und honorieren keineswegs jene Politiker, die ihnen aufgeschäumte Wahlprogramme als Realität verkaufen wollen, die so tun, als sei die Lösung der hauptstädtischen Großprobleme nur eine Frage der Zeit und der wolkigen Talkshow-Rhetorik.

Wenn nämlich keiner ersichtlich für die Rolle des Hoffnungsträgers in Frage kommt, dann entscheidet der realistische Staatsbürger sich gern für den realistischen Politiker, den er gewohnheitsmäßig im Finanzressort sucht. Dort sitzt meistens einer, der den klaren Blick für das Mögliche bewahrt hat und sich dafür, wenn er es richtig macht, auch mit den Geldausgebern seiner eigenen Partei anlegt. Nußbaum tut sich leicht, weil er kein Parteisoldat ist und über andere Karriereoptionen verfügt.

Peinlich ist das für die SPD aber in mehrfacher Hinsicht. Der als Wowereit- Nachfolger praktisch abgesägte Michael Müller hat sogar noch die stärkste Position, und hinter ihm neutralisieren sich die Möchtegern-Nachfolger gegenseitig. Die SPD ohne Wowereit hat im Moment niemanden, der es wenigstens mit CDU-Chef Henkel, dem notorischen Frank im Glück, aufnehmen könnte. Außer, natürlich, Ulrich Nußbaum. Aber das wäre doch zuviel verlangt von den einst so stolzen Sozialdemokraten.

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