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Berlin: Ölpreis-Debatte: Wer Pflanzenöl tankt, der lacht über die Spritpreise

"Bonita", goldgelbes Pflanzenöl, der Liter bei Penny für eine Mark und ein paar Pfennig zu haben. Bonita - man ahnt es schon - eignet sich "hervorragend" zum Salate-Anmachen, aber natürlich auch "zum Braten, Schmoren und Grillen".

"Bonita", goldgelbes Pflanzenöl, der Liter bei Penny für eine Mark und ein paar Pfennig zu haben. Bonita - man ahnt es schon - eignet sich "hervorragend" zum Salate-Anmachen, aber natürlich auch "zum Braten, Schmoren und Grillen". "Zum Autofahren" steht nicht auf der Plastikflasche, doch René Günther, Berliner Taxifahrer aus Leidenschaft, verfüttert Bonita auch gerne mal an seinen Daimler. Der ist nämlich vor vier Wochen auf die Verfeuerung von Pflanzenöl umgestellt worden. René Günther hat sich damit aus der aktuellen Spritpreisdebatte verabschiedet. Sein Pflanzenöl wächst jedes Jahr auf brandenburgischen Äckern nach. Ölmultis, Steuerschraube, Opec - kein Thema mehr.

Etwa 3000 Mark hat Günther für die Aufrüstung seines Autos bezahlt. In die Mulde des Reserverades wurde ein 40-Liter-Zusatztank eingebaut. Neben den Motor setzten die Spezialisten der kleinen Münchener Firma "Biocar" (www.biocar.de) ein elektronisch gesteuertes Kraftstoffaggregat ein, das abhängig von der Motortemperatur die jeweils richtige Diesel-Ölmischung herstellt. Pflanzenöl zündet erst bei 320 Grad Celsius und muss vor der Einspritzung in den Zylinder durch einen separaten Wasserkreislauf erhitzt werden. Beim Starten wird zunächst nur Diesel verfeuert - danach erhöht sich laufend die Zugabe von Öl.

Bei Fahreigenschaften oder Spritverbrauch gebe es kaum Unterschiede zum Diesel, beteuert Günther. "Der geht ab wie Schmidts Katze." An einer Konsole neben dem Lenkrad zeigt ein kleiner Computer die aktuellen Temperatur- und Verbrauchswerte an - mehr eine Spielerei zur Senkung der Kommunikationsschwelle. Viele Fahrgäste plagt die Neugier, und Günther ist ein begeisterter Technik-Plauderer. Das Pflanzenöl - in der Regel Rapsöl - erhält er seltener von Penny als von einer Ölmühle, die auch Gaststätten und Restaurants beliefert. Die Lagerung ist einfach, da keine Umweltauflagen erfüllt werden müssen. Für eine Mark sieben kauft Günther den Liter reines Pflanzenöl gegenwärtig. Würde er gebrauchtes Öl verwenden, käme es noch mal billiger, aber bisher konnte er noch keinen Lieferanten ausfindig machen.

René Günther ist überaus zufrieden mit der neuen Technik. Sie schone die Umwelt und spare Geld. Er weiß aber auch, warum andere Taxifahrer eher zurückhaltend reagieren, wenn er sein Öl-Auto präsentiert. Es gibt nämlich zwei große Haken: Durch den Nachbau erlischt die Herstellergarantie für den Motor. Und manche Kunden rümpfen eben doch die Nase, wenn es beim Aussteigen plötzlich wie in einer Frittenbude riecht. Das Auto als mobile Fritteuse? Für Freunde edler Stahlkarossen eine Horrorvision.

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