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Der Täter sucht sich seine Opfer im kirchlichen Umfeld, jetzt warnt die katholische Kirche in Berlin vor ihm.

© dpa

Offener Brief an die Geistlichen: Katholische Kirche in Berlin warnt vor Missbrauchstäter

Die katholische Kirche in Berlin greift zu einer drastischen Maßnahme, um Kinder zu schützen: In einem Brief an alle Geistlichen des Erzbistums warnt sie vor einem Täter, der sich seine Opfer im kirchlichen Umfeld sucht. Der Mann ist bereits einschlägig vorbestraft - und er bevorzugt eine bestimmte Region in der Hauptstadt.

Die katholische Kirche in Berlin warnt vor einem Missbrauchstäter. Es handelt sich um einen 78-jährigen Mann, „der in katholischen Gemeinden Kontakt zu Jungen und deren Eltern aufbaut, sich Vertrauen erschleicht, Jungen sexuell missbraucht und deswegen im letzten Jahr zu einer vierjährigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde“, schreibt Prälat Tobias Przytarski in einem Brief an alle Geistlichen des Erzbistums.

Der Mann sei bisher in vier Gemeinden aufgetaucht. Er habe sich dem Pfarrer und Eltern als freundlicher, fürsorgender und finanzkräftiger Großvater vorgestellt und seine Hilfe angeboten, zum Beispiel wenn kleinere Reparaturen zu erledigen seien oder wenn Eltern jemanden bräuchten, der die Kinder zur Schule bringt, sie abholt oder Ausflüge mit ihnen macht. Auch eine Betreuung über Nacht soll er angeboten haben. Der Täter nutze Gottesdienste, um Eltern und Kinder anzusprechen und Kindern Geschenke zu machen. Bisweilen trete er in Begleitung einer Frau auf, schreibt Przytarski. Die beiden würden den Anschein eines älteren Ehepaars erwecken. Er suche sich seine Opfer vor allem unter fünf- bis zwölfjährigen Jungen. Werde er kritisch auf sein Verhalten angesprochen, wechsle er die Pfarrei.

Mit dem Brief wolle man zu „Achtsamkeit und Prävention“ beitragen, sagte Stefan Förner, Pressesprecher des Bistums. Er stellte klar, dass es sich bei dem Täter um keinen Mitarbeiter der Kirche handelt. Es gebe auch keinen aktuellen Vorfall. Das Bistum kennt den Namen des Verdächtigen, dürfe ihn aber nicht nennen, da seine Identität gesetzlich geschützt sei.

Der Mann soll bereits in den 60er Jahren wegen „versuchter Unzucht mit einem Abhängigen“ verurteilt worden sein. Eine zweite Verurteilung zu eineinhalb Jahren auf Bewährung gab es wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen aus den Jahren 2008 und 2009, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel. Bei der Straftat, die zur zweiten Haftstrafe führte, seien die Opfer neun und 14 Jahre alt gewesen. Der Mann hatte sie bei Familiengottesdiensten angesprochen und zu sich nach Hause gelockt. In der Vergangenheit sei es zu weiteren Übergriffen gekommen. Etliche Opfer hätten keine Anzeige erstattet. Der Mann soll sich vor allem in Pfarrgemeinden im Südwesten Berlins herumtreiben. Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht.

Generalvikar Przytarski ermutigte in seinem Schreiben dazu, dass sich Eltern und Gemeinden an den Präventionsbeauftragten des Bistums wenden sollen, wenn ihnen etwas auffällt. Er ist unter der Telefonnummer (030) 204 548 327 erreichbar.

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