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Bei den Oldtimer-Tagen sieht man die kuriostesten Fahrzeuge, so 2013 einige Exemplare des Morgan Threewheeler.

© promo

Oltimer-Tage: Ein Fest für Liebhaber historischer Autos

2.000 Oldtimer, 20 000 Besucher - und ein Auto des Typs, der schon Rudolf Caracciola zu seinem ersten Sieg verhalf: die Oldtimer-Tage in Moabit

Der große „Karratsch“! So nannten ihn damals alle in Berlin. Rudolf Caracciola, auch als „Regenmeister“ gerühmt, seit er 1926 auf der von einem Wolkenbruch überschwemmten Avus den ersten Großen Preis von Deutschland gewann, den er danach noch fünf Mal erringen sollte. Held der Silberpfeil-Ära, auf dem Nürburgring wurde nach ihm sogar eine Kurve benannt. Eine Legende also, und doch hat auch er mal ganz bescheiden angefangen, 1923 auf einem Ego-Kleinwagen beim ADAC-Rennen im Grunewald-Stadion, dort, wo sich heute das Olympiastadion befindet. Der Club, so heißt es in einem Kurzabriss der Vereinsgeschichte, habe damit „erstmals ein Kraftfahrzeugrennen auf einer Radrennbahn“ abgehalten. Und es endete mit Karratschs erstem Sieg!

Ego? Die Berliner Marke kennt heute kaum noch jemand. „Eine klitzekleine Firma“, wie Lutz-Ulrich Kubisch, Kurator der Sammlung Straßenverkehr im Deutschen Technikmuseum Berlin, sagt. Vom ersten Modell des Herstellers, dem Ego 4 mit gerade mal 14 PS, soll es heute nur noch zwei Exemplare geben. Eines davon wurde 2009 vom Technikmuseum beim österreichischen Auktionshaus Dorotheum erworben, bislang aber nie gezeigt. So bedeutet dieses Wochenende für den knallroten Flitzer eine Premiere: Auf den 28. Oldtimer-Tagen Berlin-Brandenburg in der Moabiter Classic Remise ist am Sonntag erstmals auch der Ego 4 aus dem Jahr 1923 zu sehen.

Berliner Marke: ein Ego 4/14 PS, wie ihn Rudolf Caracciola 1923 beim ADAC-Rennen im Grundewaldstadion fuhr.
Berliner Marke: ein Ego 4/14 PS, wie ihn Rudolf Caracciola 1923 beim ADAC-Rennen im Grundewaldstadion fuhr.

© Deutsches Technikmuseum Berlin

Die Oldtimer-Tage sind mittlerweile so etwas wie die inoffizielle Saisoneröffnung für die Freunde blecherner Raritäten. Wer selbst in solch einem PS-Veteranen vorfährt, darf frei parken und muss nicht mal Eintritt zahlen. Allein der dadurch versammelte historische Fuhrpark ist schon Schauwert genug, erwartet werden wieder rund 2000 Oldtimer und 20.000 Besucher. Am Sonntag wird eine Seitenwagenparade des MC Steglitz geboten, und dann gibt es ja auch noch die rund 75 Händler mit ihren einschlägigen Angeboten.

Zehn ausgestellte Fahrzeuge aber sind wahre Museumsstücke aus dem von Lutz-Ulrich Kubisch betreuten Bestand des Technikhorts am Landwehrkanal in Kreuzberg. Allesamt sind es Cabrios der zwanziger und dreißiger Jahre, ein Fiat Balilla etwa, ein Citroën C3/5CV, weiter Wagen der Marken Wanderer, Adler, DKW, BMW, Ford und NSU. Und eben der Ego 4/14 PS, wie er, die Karosserie den Rennsport-Bedürfnissen angepasst, ansonsten baugleich, am 28./29. April 1923 von Caracciola über die Radrennbahn gesteuert wurde. Das war ein Rundkurs über nur 666 Meter, aber mit doppelter Steilkurve, wie es sie in einfacher Ausführung auf der Avus erst ab 1937 gab. Warum das Rennen der Kleinwagen nicht gleich auf der Avus ausgetragen wurde? Es wäre fürs Publikum zu unattraktiv gewesen, erklärt Kubisch. Der Wagenpulk wäre nur alle acht bis zehn Minuten vorbeigekommen. Schließlich fuhr selbst der Siegerwagen nur 75 km/h Spitze.

Der Rennfahrer Rudolf Caracciola.
Der Rennfahrer Rudolf Caracciola.

© dpa

Wo die Ego-Werke AG ihre Produktionsstätte hatte, ist nicht mehr bekannt. 1921 war sie von der auf dem Flugplatz Johannisthal ansässigen Mercur Flugzeugbau GmbH gegründet worden. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war Deutschland im Versailler Vertrag der Bau von Motorflugzeugen untersagt worden, Firmen wie Mercur oder auch Rumpler mussten sich andere Geschäftsfelder suchen und wandten sich dem Automobilbau zu. Die Ego-Werke AG hatte dabei allerdings nicht viel Erfolg. Bereits nach wenigen Jahren kam es zum Konkurs.

28. Oldtimer-Tage Berlin-Brandenburg, Classic Remise Berlin, Wiebestraße 36-37 in Moabit, Noch einmal 10. Mai, 10 – 18 Uhr. Mehr Details unter der Internetadresse www.remise.de

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