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Es braucht kein Olympia, um hier etwas zu machen.

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Olympia in Berlin: Tegel darf nicht auf das IOC warten

Das Kurt-Schumacher-Quartier in Reinickendorf soll laut Olympiaplänen des Senats mehrere Wettkämpfe beherbergen. Unser Autor beamt sich in die Zukunft und möchte nicht auf die Absage des IOC warten. Eine Glosse.

Der Grundgedanke einer Olympia-Bewerbung wird in aller Welt nicht von lichtem Idealismus getragen, sondern von einem materialistischen Kalkül: Das kommt uns irre teuer, aber hinterher ist die Stadt tiptop auf Jahrzehnte, schlaglochfrei und besenrein. Auch die Berliner Interessenbekundung, die vermutlich größte Ansammlung von Konjunktiven seit Entdeckung der deutschen Sprache, wird von dieser Idee getragen. Da gibt es irgendwann, so Gott will, den leeren Flughafen Tegel; alle Pläne, was damit geschehen könnte, sind dann längst Makulatur. Aber: Olympia!

Das Olympische Dorf soll dort wachsen. Aus dem Kurt-Schumacher-Platz, derzeit eine Brache mit zwei Dutzend Grillbuden und einem asthmatischen Einkaufscenter, würde eine olympische Plaza aus eitel Blattgold, alles wäre klimaneutral, barrierefrei, vegan und fair gehandelt – wir sehen richtig den Ruck vor uns, der ganz Reinickendorf aus der nachflughäflichen Depression reißt. Ja, unfassbar: Der sog. Zentrale Festplatz, bislang ein Ort des organisierten Grauens, läge plötzlich direkt am Herzen der Stadt.

Oder auch nicht. Denn die Konjunktive sollen uns ja die Möglichkeit, oder besser: Unmöglichkeit des Vorhabens verdeutlichen. Deshalb sollten wir lieber nicht auf die Absage warten, sondern realistisch überlegen, was wir allein aus dieser Gegend machen können. Ohne IOC.

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