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Berlin: Paradies aus bunten Steinen

Die Bauarbeiten für das Legoland am Potsdamer Platz haben begonnen Eine Zwei-Stunden-Tour soll durch Klein-Berlin und ein Feenschloss führen

Der Weg ins Legoland führt durch eine unauffällige Tür im Sony-Center am Potsdamer Platz abwärts bis ins dritte Untergeschoss. Unter schwächlichen Baustellenlampen riecht es nach gesägtem Metall und den Holzbohlen, die das verwunschene Schloss tragen werden. In seinem Inneren zirpt ein Schweißbrenner, Funken rieseln von der Galerie hinab zum Dschungelpfad. Bis Ostern, also in weniger als drei Monaten, soll hier eine Welt entstanden sein, von der viele Kinder und wahrscheinlich kaum weniger Väter träumen: das „Legoland Discovery Centre“. 3500 Quadratmeter Paradies für erwartete 300 000 Besucher pro Jahr.

Es beginnt sozusagen bei Adam und Eva, die in diesem Fall aus Kunststoffgranulat sind, das unter den Augen der Besucher zu den berühmten Steinen aufersteht. Ein Schöpfungsakt mit Laufkran und Loren.

Weiter geht es in die heile Bausteinwelt, in der die Besucher Rennwagen konstruieren und gegeneinander antreten lassen können. Hier können Söhne an Vätern vorbeiziehen und Schwestern an Brüdern. Wer lieber in die Höhe baut, kann sich an Häusern versuchen und deren Qualität anschließend auf rüttelndem Untergrund in einem „Erdbebentest“ prüfen. So dürfte die Redewendung „Mir fällt da was ein!“ eine ganz neue Bedeutung bekommen. Für kleinere Kinder gibt es Duplo- Steine und für noch kleinere welche aus Schaumstoff. In die können notfalls wohl auch die Großen beißen, wenn ihr Werk durch den Erdbebentest gefallen ist.

Auf dem folgenden Abenteuerpfad müssen Schlangen, Krokodile und Spinnen samt Netz überwunden und pädagogisch wertvolle Fragen beantwortet werden, um einen im Tempel verborgenen Schatz aufzustöbern. Wenn der gefunden ist, geht’s weiter ins „vierdimensionale Kino“, über das die Schöpfer allerdings erst später mehr verraten wollen.

Gewiss ist, dass der Weg aus der vierten Dimension direkt in die Berliner Innenstadt führen wird: Dom & Co. aus bunten Steinen. Von Maßstab 1:45 ist die Rede – dann wäre allerdings der Fernsehturm mehr als acht Meter hoch. Ab Februar werden die Berliner Sehenswürdigkeiten im dänischen Billund nachgebaut und zum Potsdamer Platz gebracht. Mitarbeiten wird die kürzlich aus gut 300 Bewerbern ausgewählte Berlinerin Lona Markgraf, die sich im dreistufigen Casting für den Job als Baumeisterin qualifiziert hat. Im Februar soll sie in Dänemark angelernt werden. „Ein Gefühl für Proportionen hab’ ich schon“, sagt sie, aber ihre bisherige Beschäftigung mit Ölmalerei sei eben doch ziemlich anders als die Frage, wie man beispielsweise aus kleinen eckigen Steinen eine möglichst überzeugend gewölbte Gebäudekuppel baut.

Aus dem Großstadtdschungel im Kleinformat geht’s per Gondel auf Drachentour durch ein Schloss mit Feen und Fledermäusen. Und dann, nun ja, zum Ausgang.

Etwa zwei Stunden soll die Tour dauern, sagen die Planer, und man wolle möglichst niemanden hinausscheuchen. Wenn aber die Leute am Eingang Schlange stünden, dann müsse man vielleicht – herrje, sie wissen auch noch nicht so recht, wie sie Scharen weinender Kinder vermeiden können. Aber letztlich ist auch das Lego-Paradies nur Kapitalismus. Erwachsene Besucher werden es schon an der Kasse spüren, wenn sie Eintrittspreise zwischen zehn und 20 Euro berappen müssen. Über Kinder- und Familientickets ist noch nicht entschieden, aber irgendwie müssen sieben Millionen investierte Euro wieder reinkommen. Doch diese Geschichte gehört nicht hierher ins Paradies.

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