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Berlin: Parks für China, Pillen für Indien

Die Asien-Pazifik-Wochen werben für die Wachstumsregion. Viele Berliner Unternehmen sind längst da

Der erste Schritt nach Asien ist nicht schwer. Die Wirtschaftszentren in Ost und West sind heute enger verknüpft als je zuvor. Aber wer in den aufstrebenden Märkten in China, Vietnam, Indien oder Indonesien richtig Geld verdienen will, braucht einen langen Atem, präzises Know-how und gute Kontakte. Die können Unternehmer auf den fünften Asien-Pazifik-Wochen (APW) knüpfen, die Bundespräsident Horst Köhler am kommenden Montag, 19. September, in Berlin eröffnen wird.

Auf über 200 Veranstaltungen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur treffen Ost und West aufeinander. Schwerpunktland ist dieses Jahr Korea; insgesamt präsentieren sich über 20 Staaten. Sie suchen Geschäftspartner und werben um Investitionen. Das bietet Unternehmern der Hauptstadt die Gelegenheit, sich vor der eigenen Haustür über Business-Chancen in der wachstumsstärksten Region der Welt zu informieren. Generell bietet Berlin mit den ausländischen Botschaften, Kultureinrichtungen und Firmenrepräsentanzen sowie der international vernetzten Hochschullandschaft hervorragende Startchancen für den Aufbruch nach Asien.

„Das hat uns am Anfang sehr geholfen“, sagt Jens-Uwe Röstel von der Berliner Korsch AG. Vor über zehn Jahren begann er, den Asien-Vertrieb für Korsch aufzubauen, einen der weltweit führenden Exporteure für Tablettenpressen. „Auf die Schnelle lässt sich in Asien nicht viel erreichen“, sagt Röstel. Seit 1998 hat Korsch eine Tochtergesellschaft nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Heute erwirtschaftet die Firma rund ein Fünftel des Umsatzes von 27 Millionen Euro in der Region. „Wir bieten nicht nur unsere Produkte, Beratung und Wartung, wir haben in Jakarta auch ein Ausbildungszentrum aufgebaut, um Pharma-Spezialisten zu schulen“, sagt Röstel. Das dürfte den Berlinern langfristige Kontakte in die Branche sichern: Wer bei Korsch gelernt hat, kauft später vielleicht auch Maschinen von Korsch.

Längst hat Korsch Kunden in vielen Ländern Asiens, Röstel reist zurzeit durch Indien. „Hier wird nach China der nächste große Wachstumsmarkt entstehen.“ In Indien gebe es bereits mehr Know-how im Maschinenbau als etwa in Indonesien. Allerdings gelinge es nicht immer, eine gleich bleibende Qualität sicherzustellen. „Da lohnt sich für die Inder schon noch die Zusammenarbeit mit technologisch führenden Unternehmen aus Europa“, glaubt Röstel.

Unter den wichtigsten Exporteuren sind große deutsche Industriekonzerne, die in Berlin Tochterfirmen unterhalten. So koordiniert Siemens Transportation aus Berlin die Transrapid-Projekte in China. Knorr-Bremse hat unlängst ein Joint Venture mit dem indischen Fahrzeughersteller Tata vereinbart. Im Bereich Systeme für Schienenfahrzeuge hat Knorr in China 2005 bereits Aufträge in Höhe von 132 Millionen Euro akquiriert.

Nicht nur die Industrie zieht es nach Asien, auch Management-Expertise aus Berlin ist gefragt. So ist die Dussmann-Gruppe in China, Zentralasien und Vietnam aktiv. Schon seit Mitte der Neunzigerjahre betreut der Gebäude-Dienstleister das Cho Ray Hospital der südvietnamesischen Ho-Chi-Minh-Stadt. „Das ist unser Leuchtturm, heute versorgen wir zehn vietnamesische Kliniken“, sagt Dussmann-Vorstand Thomas Greiner. Dussmann sorge dort für Verpflegung, Reinigung, Wartung und Sicherheit; mit dem Wachstum „im zweistelligen Bereich“ sei man sehr zufrieden.

Für ein Engagement in Vietnam sei Berlin ein hervorragender Standort, betont Greiner. Man habe Kontakte nutzen können, die aufgebaut wurden, als Berlin noch Hauptstadt der DDR war. So holte sich Dussmann in den Neunzigerjahren den früheren DDR-Planungschef Gerhard Schürer als Berater, der seine engen Beziehungen zur Volksrepublik Vietnam einbrachte.

Kleinere Firmen sind oft auf öffentliche Ausschreibungen angewiesen, um erste Aufträge zu ergattern. Doch dieser Weg ist riskant. „Eine Ausschreibung zu gewinnen, ist nicht das Problem“, sagt Fabian Zimmermann, Geschäftsführer des Berliner Architekturbüros Atelier 4d. Die Berliner gewannen einen Städtebau-Wettbewerb für das Bahnhofsviertel der chinesischen Millionenstadt Guangzhou. Umgesetzt werden soll der Entwurf aber vorläufig nicht. „Durch das Preisgeld sind unsere Kosten nicht gedeckt“, sagt Zimmermann. „Außerdem ist es noch immer ein Problem, in China verdientes Geld aus dem Land zu holen.“

Erfreulicher entwickelte sich das China-Projekt des Berliner Landschaftsarchitekten Daniel Roehr. Er hatte über die Fachhochschule Berlin erste Kontakte an die Tongji-Universität in Shanghai geknüpft. Nun baut er im Vorort Wu Jiang City einen 20 Hektar großen Landschaftspark für ein Einzugsgebiet von drei Millionen Menschen, in den die Stadt vier Millionen Euro investiert. „Man muss bereit sein, sich auf die chinesische Kultur einzulassen“, sagt der Architekt. Falls es mal Probleme mit Geschäftspartnern gebe, solle man keinesfalls auf Vertragsklauseln hinweisen, sondern sich in einem Restaurant verabreden, empfiehlt Roehr. „In China wird alles über das Essen geregelt.“

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