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In vielen Berliner Bars und Clubs fast Normalzustand: Auf den Toiletten werden Geldscheine gerollt, um damit Kokain in die Nase zu ziehen. Die Grünen wollen das entkriminalisieren.

© imago/blickwinkel

Partydrogen im Labor: Drug-Checking hat in Berlin begonnen

Feiernde können ihre Drogen ab sofort anonym und kostenlos in drei Beratungsstellen untersuchen lassen. Das Angebot soll das Feiern gesünder machen.

In drei Beratungsstellen in Berlin können Interessierte ab sofort kostenlos und anonym Drogen auf deren Zusammensetzung und Reinheit untersuchen lassen. Das teilte die Senatsgesundheitsverwaltung am Dienstag mit.

Das Projekt „Drug-Checking“ ist somit nach mehrjähriger Planung angelaufen. Getestet werden demnach Partydrogen wie Cannabis, Ecstasy, Speed, Koks und LSD. Zunächst hatte es laut einem Bericht des RBB einen mehrwöchigen Testbetrieb gegeben.

Die Drogen können den Angaben zufolge in den Beratungsstellen der Trägergemeinschaft Vista, Fixpunkt und der Schwulenberatung Berlin abgegeben werden. Die Analyse selbst erfolge im Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin (Germed). Das Ergebnis wird an die Beratungsstellen übermittelt.

Innerhalb von drei Tagen nach Abgabe der Proben können die Ergebnisse dort telefonisch oder persönlich abgefragt werden, heißt es. Mitarbeitende der Berliner Suchthilfe erklären dem Bericht zufolge die Ergebnisse und beantworten Fragen. Bei Bedarf können weitere Beratungen vereinbart werden. Die Anonymität der Nutzenden bleibe gewahrt.

Überdosierungen und Vergiftungen verhindern

„Ich freue mich sehr, dass das Drugchecking nun auf voller Kraft umgesetzt wird“, teilte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) mit. „Die analysegestützte Beratung bietet unter anderem die Chance, die bislang nur wenig erreichten Party- und Freizeitdrogenkonsumierenden anzusprechen und für Risiken des Konsums zu sensibilisieren“.

Wichtige Ziele des Projektes sind laut Gesundheitsverwaltung etwa die Reflexion der Drogenwirkung und des individuellen Risikos, das Erlernen von Strategien zur Risikominimierung und die Entwicklung von Konsumkompetenz und möglicher Konsumveränderung.

Darüber hinaus ermögliche das Drug-Checking das frühzeitige Erfassen von neuen Konsumtrends und die Identifizierung von verunreinigten Schwarzmarktprodukten, was dazu beitragen könne, ungewollte Überdosierungen und andere Intoxikationen zu verhindern. Dealer mischen oft weitere Stoffe in die Drogen, damit sie größere Mengen verkaufen können und mehr Geld einnehmen.

Einrichtungsleiterin Ulrike Scherling sagte dem RBB, dass Bedarf an dem Drogentest bestehe. „Berliner Feiernde sind ja auch international unterwegs, kennen das auch aus anderen Städten und haben ein großes Interesse daran, gesund und weniger schädigend zu konsumieren“, erklärte sie.

„Drug-Checking ist unserer Auffassung nach erfolgreich, wenn wir gesundheitliche Schäden vermeiden können und wenn wir als Drogenhilfe Konsumierende erreichen, die durch die Drogenhilfe sonst nicht erreicht werden oder viel zu spät erreicht werden“, sagt der pharmazeutische Leiter des Projekts, Tibor Harrach, dem Sender.

SPD, Linke und Grüne hatten die Einführung der Tests nach der Wahl 2016 in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen. Darauf begannen die Vorbereitungen, bei denen auch Staatsanwaltschaft und Polizei durch eine Kooperationsvereinbarung mit dem Senat einbezogen wurden. Kritiker sehen die Tests als Anreiz für weiteren Drogenkonsum.

Der Verein „Eve & Rave“ hatte bereits in den 1990er-Jahren Partydrogen in Berlin getestet. Diese Praxis war jedoch später verboten worden. Im europäischen Ausland gibt es vergleichbare Projekte dagegen seit Jahrzehnten. (Tsp, dpa)

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