zum Hauptinhalt
An den Demonstrationen gegen Asylbewerberheime in Marzahn waren immer wieder Rechsextremisten maßgeblich beteiligt.

© AFP

"Pegida" in Berlin: "Bärgida" drängt zum Brandenburger Tor

Es klingt wie Satire, doch laut Polizei meint der Veranstalter es völlig ernst: Unter dem kuriosen Namen "Bärgida" wollen rund 300 Demonstranten als Berliner "Pegida"-Ableger am Montag zum Brandenburger Tor ziehen. Türkische Gemeinde und Linke rufen zu Gegenprotest auf.

In Berlin nennt sich „Pegida“ nun „Bärgida“. Unter diesem Namen will ein früherer CDU-Kommunalpolitiker einige hundert Menschen auf die Straße bringen. Die Demonstration soll am Roten Rathaus beginnen und dann zum Brandenburger Tor führen. Linke Gruppen und die Türkische Gemeinde haben mehrere Gegendemonstrationen bei der Polizei angemeldet.

Hinter „Bärgida“ steht der im Sommer vergangenen Jahres gegründete „Verein für die Förderung von Patriotismus und Völkerverständigung“. Hinter diesem „Patrioten e.V.“  wiederum steckt Karl Schmitt. Beim Namen „Bärgida“ habe man sich an den Berliner Bären angelehnt, berichtet Schmitt. Bis vor knapp zehn Jahren war der 60-Jährige in der CDU, saß in der Pankower BVV. 2010 kam er in den Vorstand der Partei „Die Freiheit“. Nun führt er die Patrioten, die nach seinen Angaben 20 Mitglieder zählen.

Schmitt hat 300 Teilnehmer bei der Polizei angemeldet, er hofft auf 600: „Das ist schwer einzuschätzen.“ „Bärgida“ ist die einzige Berliner Gruppe, die von „Pegida“ anerkannt wurde, trotz dieser „Adelung“ ist die Mobilisierung innerhalb Berlins bislang eher gering. Die Bürgerbewegung Marzahn, die in den vergangenen Wochen die umstrittenen „Nein zum Heim“-Demos in Marzahn veranstaltet hatte, schweigt „Bärgida“ auf ihren Internetseiten tot. Eine eigene Demo wird es in Marzahn übrigens am heutigen Montag nicht geben, die nächsten Termine will die Gruppe, die bis zu 1000 Menschen im November und Dezember mobilisierte, demnächst bekannt geben. Der jüngste Eintrag auf der Homepage der Bürgerbewegung lautet: „Der deutsche Frühling wird kommen.“

Weit massiver als die Patrioten mobilisieren die „Bärgida“-Gegner. Allein die Türkische Gemeinde will am Brandenburger Tor am Montagabend 10 000 Demonstranten auf die Straße bringen. Linke Gruppen wollen sich am Abend nahe der Innenverwaltung an der Klosterstraße versammeln und dann ebenfalls zum Brandenburger Tor laufen. Unklar blieb am Sonntag die Route der linken Demo, zu der 500 Personen angemeldet sind. Polizei und Veranstalter nannten unterschiedliche Wegstrecken. Klar ist, dass die Rechten über Karl-Liebknecht-Straße und Unter den Linden ziehen. Nach Polizeiangaben laufen die Linken fast identisch ebenfalls über die Linden. Das „Bündnis gegen Rassismus“ nennt dagegen einen Zickzackkurs entlang der Französischen Straße bis zur Ebertstraße am Brandenburger Tor.

Dies scheint unrealistisch, da erfahrungsgemäß linke Demonstranten versuchen, rechte Aufmärsche zu stoppen oder zumindest dicht an die rechte Demo heranzukommen. Auf der Internetseite des „Bündnisses gegen Rassismus“ heißt es unmissverständlich:  „Stellen wir uns den Rassisten entgegen“. Die Polizei wird mehrere Hundertschaften aufbieten, um beide Lager zu trennen. Rund um das Brandenburger Tor wurden die Absperrgitter der Polizei bereits aufgestellt.

Ob es „Bärgida“ wöchentlich geben wird, ließ Schmitt am Sonntag offen. „Es ist unklar, wie es weitergeht.“ Auf der Facebook-Seite wird als Parole ausgegeben: „Meinungsfreiheit darf in Deutschland nicht zur Mutprobe werden“. Nach Einschätzung des „Bündnisses gegen Rassismus“ steckt hinter den Patrioten „das rechte bis völkisch-nationalistische Umfeld von Gruppen wie German Defence League, Pro Deutschland, Die Freiheit, aber auch Sympathisanten von AfD und NPD.“

Tatsächlich rufen weder die NPD noch die AfD zur Teilnahme an der heutigen „Bärgida“-Demo auf. Wie die Marzahner schweigt auch der sonst auf Facebook so mitteilsame NPD-Chef Sebastian Schmidtke zu dem Thema. Jörn Hasselmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false