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Mit den Regionalzügen pendeln zehntausende Brandenburger täglich nach Berlin

© ZB Patrick Pleul

Pendlerrekord: Rund 183 000 Brandenburger arbeiten in Berlin

Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Berufspendler wie in Berlin und Brandenburg. Eine neue Statistik verrät auch, wo 73 000 Berliner im Umland ihren Job fanden.

Pendler gehören zum Alltag dieser Region. Man sieht sie täglich in der S-Bahn, in vollen Regionalzügen, den Autokarawanen, die in den Morgen- und Nachmittagsstunden die Hauptstraßen zwischen Berlin und Brandenburg verstopfen. Immer mehr Menschen fahren zur Arbeit ins jeweilige Nachbarland. Die Pendlerzahlen haben nach der aktuellen Statistik, die das gemeinsame Statistikamt beider Länder jetzt veröffentlichte, einen neuen Höchststand erreicht. Schon nach früheren Untersuchungen gibt es nirgendwo sonst in Deutschland so viele Berufspendler wie in der Hauptstadtregion. .

VON BRANDENBURG NACH BERLIN
Aus Brandenburg fahren mittlerweile 183 000 Menschen, die hier wohnen, tagein, tagaus zur Arbeit nach Berlin. Für den Arbeitsmarkt im Land ist dies eine immense Entlastung. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Einwohnerzahl Potsdams. In Brandenburg selbst gibt es gerade einmal 763 000 sozialversicherungspflichtige Jobs, also vier Mal mehr als Pendler. Die Pendlerzahlen sind damit weiter gestiegen, zum Vergleich: 2008 waren es noch 160000 Berlin-Pendler. Im Jahr 2010 rund 179 000. Pendel-Spitzenreiter ist der am Norden an Berlin angrenzende Kreis Oberhavel, aus dem 30 100 Einwohner in der Hauptstadt arbeiten. Im Kreis selbst gibt es nur 50 000 reguläre Jobs, leben 74 000 Erwerbstätige. Daneben pendeln vor allem Einwohner der an den Osten Berlins grenzenden Kreise Barnim (24 600) und Märkisch-Oderland (23 100) über die Stadtgrenze, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es folgen die Speckgürtel-Kreise im Süden und Westen, Havelland (17 900), der Flughafen-Kreis Dahme-Spreewald (17 600), Potsdam-Mittelmark (17 000) und Teltow-Fläming (16 000). Knapp 14000 Potsdamer haben einen Job hinter der Glienicker Brücke. Zwar gibt es deutlich weniger Berlin-Pendler aus den entfernteren strukturschwachen, unter hoher Arbeitslosigkeit leidenden Regionen Brandenburgs. Doch nehmen immerhin 1700 Uckermärker für den Job lange Anfahrtswege von knapp zwei Stunden in Kauf.

VON BERLIN NACH BRANDENBURG

Seitdem der „Speckgürtel“ brummt, sich dort immer mehr Firmen ansiedeln, sind Pendlerströme keine Einbahnstraße nach Berlin mehr: 73 500 Berliner fahren täglich in umgekehrter Richtung, haben einen Job in Brandenburg. Zum Vergleich: 42 000 waren es 1995. Wenn Hauptstädter auswärts arbeiten, dann zuerst in Potsdam (13 900 Pendler aus Berlin) und dann natürlich im engeren „Speckgürtel“, etwa dem am neuen Großflughafen Schönefeld liegenden Kreis Dahme-Spreewald (10790), in Oberhavel (8500) nördlich der Stadtgrenze, Teltow-Fläming (7700), Märkisch-Oderland (7300), Potsdam-Mittelmark (6700). Auch hier sind manche Zahlen für die berlinfernen Regionen durchaus auffällig: Nach Frankfurt/Oder, dem Standort der Viadrina-Universität, pendeln 1100 Berliner, offenbar viele Dozenten und Studenten. In Cottbus arbeiten 713 Hauptstädter. Und nach Brandenburg an der Havel – Sitz des brandenburgischen Oberlandesgerichtes, der Generalstaatsanwaltschaft, Fachhochschule und Industriefirmen – immerhin 670 Berliner. Und, immerhin 489 Berliner haben sogar einen Job in der Uckermark, 187 in der Prignitz. Selbst in den tiefsten Süden des Landes, an die brandenburgisch-sächsische Grenze, pendeln Berliner zur Arbeit, nach Elbe–Elster (144) und Spree-Neiße (251).

BERUFSVERKEHR INNERHALB BRANDENBURGS
Gependelt wird aber nicht nur aus und nach Berlin, sondern auch innerhalb Brandenburgs. Die märkische Pendler-Hauptstadt ist das wachsende Potsdam, hier gibt es bei insgesamt 76 000 sozialversicherungspflichtigen Jobs 45 900 Einpendler, was einem Anteil von 60 Prozent entspricht. In Potsdam selbst leben 59 000 Erwerbstätige. Es gibt, so die Kurzformel, mehr Jobs als einheimische Anwärter darauf. 28 000 Potsdamer arbeiten außerhalb der Stadt, knapp 13 000 in Berlin. Im Land gibt es neben Potsdam verschiedene „Job-Zentren“: Nach Potsdam-Mittelmark im Südwesten Berlins etwa pendeln 26 000 Menschen zur Arbeit, nach Dahme-Spreewald 24 000, nach Cottbus 22 000, Teltow-Fläming 21 800, Oberhavel 17 000. Auf der anderen Seite: Die meisten „Auspendler“ gibt es in Potsdam-Mittelmark (48 000), Oberhavel (41 000), Märkisch-Oderland (40 000), Barnim (35 000) und Dahme-Spreewald (32 100), alles Speckgürtel-Regionen, in die in den letzten Jahren zehntausende Berliner zogen. S

AUS BRANDENBURG IN ANDERE LÄNDER

Auch sie gibt es, die „Fernpendler“, die für den Job teils extreme Wege in andere Bundesländer in Kauf nehmen. Sie kommen zwar nicht an die Dimension der Berlin-Pendler heran, sind aber signifikant. Hinter den Zahlen verbergen sich jene, die nur an den Wochenenden nach Hause kommen: So pendeln 9100 Brandenburger – mit Wohnsitz in der Mark – zum Job nach Nordrhein-Westfalen, 6800 nach Bayern, 5600 nach Niedersachsen, 5000 nach Württemberg, 4400 nach Hessen, 3800 nach Hamburg, 2600 in Schleswig-Holstein, 1100 in Rheinland-Pfalz. Und es gibt auch Brandenburger, vor allem der Randregionen, die in ostdeutschen Nachbarländern ihren Job fanden, allein 15 000 in Sachsen.

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